Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
über einen Anruf von dir immer freue. Oder?«
Er lehnte sich über ihren Tisch und sah ihr direkt ins üppige Dekolleté. »Ich muss mit dir reden, Beth. Das ging dieses Mal nicht so gut telefonisch. Kannst du einen Moment mit rauskommen? Ich möchte dir etwas zeigen.«
Sie fächelte sich mit der Hand Luft zu, als hätte sie eine Hitzewallung. »Aber, aber, T. … Was könntest du mir wohl zeigen, was ich noch nicht gesehen habe?« Wieder lachte sie, und ihre Kolleginnen sahen auf.
»Du hast es in der Tat schon mal gesehen. Es ist etwas, das du sehr gerne haben möchtest.«
Sie legte zwei Akten beiseite und schaltete den Bildschirm aus. Beth war bestimmt schon Ende fünfzig, aber was scherte sie das. Sie würde sündigen Versuchungen nachgeben, bis ihr letztes Stündlein schlug. Er nahm sie mit zu seinem Wagen und öffnete ihr galant die Beifahrertür.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Also, wenn du beabsichtigst, mit mir irgendwo ins Heu zu fahren, mein Lieber, dann muss ich dich leider enttäuschen. Wir haben maximal zwanzig Minuten, länger kann ich nicht wegbleiben.«
T. Perkins setzte sich auf den Fahrersitz und holte das Gemälde hinter dem Beifahrersitz hervor. »Guck mal, Beth. Das hast du dir doch immer gewünscht, und jetzt kannst du es haben.«
Damit hatte sie nicht gerechnet. Aber sie hätte auch beim Anblick eines Strippers oder der Wunderlampe von Aladin nicht begehrlicher blicken können.
T. Perkins wusste, was er ihr da anbot, weil in den sechzigJahren seines Lebens schon oft darüber gesprochen worden war. Das Bild war ein echter Edwin Forbes. Der Maler hatte während des Bürgerkrieges für ›Frank Leslie’s Illustrated Newspaper‹ gearbeitet und in dieser Zeit einen der Kadetten des Virginia Military Institute porträtiert, die in der Schlacht am New Market gekämpft hatten. Anscheinend hatte Forbes nur wenige Ölbilder gemalt, sodass dieses ein für Sammler äußerst interessantes Objekt war. T. Perkins hatte keine Ahnung, wie viel das Bild wert war, und es war ihm auch egal. Seit Generationen war es schon im Besitz seiner Familie, und nun musste es eben weiterziehen. Beth hatte ihm deswegen in den Ohren gelegen, seit er sie zum ersten Mal in seinen Armen gehalten hatte.
»Ja, meine Liebe, da staunst du, was? Es gehört dir, wenn du mir im Gegenzug den kompletten Vorgang Bud Curtis besorgst. Inklusive Aufnahmen der Überwachungskameras, der Fotos, des Gerichtsprotokolls, der Stenomitschrift und so weiter. Tutto completo.«
Beth wirkte plötzlich wie ein Kind, dem man sein Eis am Stiel aus der Hand reißt. Ohne den Blick vom Bild abzuwenden, gefror ihre Miene irgendwo zwischen Frustration und Heulkrampf.
»Mir ist völlig gleichgültig, wie du das machst, Beth. Du machst es und hältst dicht, ich will nichts davon wissen.« Er hielt ihr das Gemälde direkt vor die Nase. »Ich weiß, dass du es kannst, Beth, du sitzt so nah an der Quelle. Wahrscheinlich musst du dich an die Ermittlungsbehörden hier in Virginia wenden oder an ein paar Freunde in Washington. Die Akten liegen doch wohl im Berufungsgericht, und es würde mich nicht wundern, wenn es im Sicherheitsministerium eine Kopie davon gäbe. Du musst einfach nur alle Informationen heraussaugen und hierdrauf speichern.« Er zog einen USB-Stick aus der Tasche und drückte ihn ihr in die Hand.
Auf Beths Wangen erschienen kleine rote Flecken.
»Du bist verrückt, T.« Sie atmete ein paar Mal tief durch. »Komplett verrückt.«
»Ich brauche die Sachen bis heute Abend. Schaffst du das?«
»Grundgütiger! Was glaubst du, wie viel das Gemälde wert ist?«
»Keine Ahnung. Hunderttausend Dollar vielleicht, also sicher genug, um auch anderen etwas davon abzugeben«, sagte er ins Blaue.
Sie löste den Blick von dem Gemälde. »Und du willst hunderttausend Dollar dafür bezahlen, um an diese Informationen zu kommen? Ist das nicht ein bisschen dumm von dir? Du bist doch nicht mal mit dem Mann verwandt, oder?«
»Dumm? Ich kenne jemanden, der bereit ist, mir für das Bild den Preis zu zahlen, den es wert ist. Ich werde das Geld schon kriegen.«
Sie legte die Hand auf die Brust. Gleich würde sie hyperventilieren. »Ach, du liebe Güte! Und ich dachte, wir würden aus alter Freundschaft ein bisschen auf der Rückbank fummeln.«
Vier Stunden wartete er in der Lounge des Crowne Plaza. Als Beth Hartley hereinkam, stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben, dass sie die Sache hinter sich bringen wollte. Er bat sie, sich zu setzen, aber
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