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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Tag!«
    Die meisten sprangen auf und klatschten begeistert. Doggie und Wesley blieben sitzen. Wenn Sunderland der Ansicht war, dass sie gerade heute besonders vorsichtig sein sollten, wieso sollten sie seinem Rat dann nicht folgen?
    Sunderland war ebenfalls sitzen geblieben. »Ich glaube nicht, dass das besonders klug ist. Wir werden die Wahl aufgrund klarer Aussagen gewinnen, aber mit klaren Aussagen schafft man sich auch Feinde, Senator Jansen. Wie Sie sagten, wir sind hier in Amerika. Hier sind Präsidenten nicht unantastbar, und Präsidentschaftskandidaten schon gar nicht! Die Welt ist gefährlich, und das wissen Sie besser als mancher andere.«
    Doggie sah, wie sich ein Schatten auf Jansens Gesicht legte. Der Mord an seiner ersten Frau war ein Thema, über das man nicht sprach, das wusste Sunderland ganz genau.
    Jansen trat ans Fenster und sah hinaus. Einen Moment schien es, als würde sich die Gestalt dort von der ganzen Welt abschotten. Dann drehte er sich wieder um und lächelte etwasbemüht. »Ich gehe jetzt trotzdem in den Park! Und stelle mich verdammt noch mal direkt vor den Springbrunnen. Das wird ein Anblick!«
    Wütend sah Sunderland ihn an. »Nicht, solange ich hier etwas zu sagen habe!«
    Jansen klopfte ihm noch einmal auf den Rücken. »Aber, aber, lieber Thomas, Misstrauen ist ein schlechtes Fundament. Wir treffen die üblichen Sicherheitsvorkehrungen, und dann gehen wir runter in den Park, ja?« Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand ins Nebenzimmer, wo der amtierende Gouverneur des Staates Virginia ihn erwartete. Sämtliche Blicke richteten sich auf Sunderland, der regungslos am Tisch saß und so abwesend dreinblickte, als wollte er gleich alles hinschmeißen. »Okay!«, sagte er nach einigen langen Sekunden und klatschte in die Hände. »Ihr wisst alle, was ihr zu tun habt, also los geht’s!« Er schob seinen Stuhl zurück, ging zu der Gruppe neuer, dunkel gekleideter Mitarbeiter und sprach leise mit ihnen.
    Der Konferenzraum leerte sich, doch Doggie und Wesley blieben sitzen. Sie hatten noch mindestens eine Stunde bis zum Termin. Die Zeit hätte Doggie gerne noch in ihrem Hotelbett verbracht.
    Wesley sah, wie sie gähnte. »Bist du sicher, dass du ausgeschlafen hast?«
    Sie nickte. Spielte er mit seiner Frage auf einen möglichen Rivalen an?
    Dann frag mich doch einfach, dachte sie. Aber Wesley ließ sich nichts anmerken, lehnte sich zurück und fragte, ob der freie Tag schön gewesen sei, was sie gegessen und wie sie den Abend verbracht habe. Genau darum war er großartig darin, aufdringliche Journalistenfragen abzuschmettern: Einerseits war er von kühler Rationalität, andererseits verbindlich, geistesgegenwärtig und interessiert. Eine Mischung, die Doggie ausgesprochen gut gefiel.
    Er zeigte zum Fenster. »Heimspiel für dich, Doggie. Genieß es.« Während des anschließenden Gesprächs schaffte er es, dass sie ein wenig auftaute. Sie erzählte ihm von ihrer Zeit in Richmond, von der Scheidung ihrer Eltern, ihrem nicht immer einfachen Vater und schließlich auch von dessen Wunsch, Jansen möge den Wahlabend im November im Hotel Splendor in Virginia Beach verbringen. Das Angebot schien Wesley nicht weiter zu überraschen. Sie sagte ihm auch, dass sie überlegte, ob sie die Idee ihres Vaters überhaupt weiterleiten sollte, und dass es ihr von jeher zu schaffen gemacht hatte, wie schlecht ihr Vater von Senator Jansen dachte. Wesley nickte immer nur, als könne man ihm nichts erzählen, was er nicht ohnehin schon wusste. Das war ein seltsames, aber eigentlich ganz gutes, vertrautes Gefühl.
    »Mein Vater hat so eine Art Mädchen für alles in seinem Hotel in Virginia Beach«, fuhr sie fort. »Heißt Toby O’Neill. Ich kann den Typen nicht ausstehen. Er ist nicht besonders helle, man muss also nachsichtig mit ihm sein, aber manchmal wird mir das einfach zu viel. Heute hab ich echt Gänsehaut bekommen, so sehr hat er gegen Jansen vom Leder gezogen, und darum glaube ich eigentlich nicht, dass ich Sunderland von Dads Angebot erzählen will. Und du bitte auch nicht, Wesley. Kann nämlich gut sein, dass O’Neill das von meinem Vater aufgeschnappt hat. Vielleicht auch nicht, aber nach dem zu urteilen, was wir heute erfahren haben, gibt es Leute, die unseren Präsidentschaftskandidatenhassen wie die Pest. Ich weiß, dass mein Vater zu ziemlich viel imstande ist. Er kann ohne weiteres A sagen und B meinen. Sonst wäre er wohl auch kaum so weit gekommen in seinem Leben.«
    Wesley nickte.

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