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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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nicht die Polizei an?«
    »Die Kidnapper sitzen direkt nebenan, das geht nicht. Ich habe selbst Geld, das ist nicht das Problem, aber ich brauche die Nummer meines Anwalts, damit er sich um das Nötige kümmern kann. Helfen Sie mir mit der Nummer, bitte. Damit retten Sie mein Leben.«
    »Wer hält Sie gefangen? Kennen diese Menschen meine Nummer?«
    »Nein, nein, das ist reiner Zufall, dass ich Ihre Nummer angerufen habe. Ich sitze in einem dunklen Raum. Ich kann nicht mehr sagen. Helfen Sie mir. Mein Anwalt heißt Erland Martin und seine Kanzlei ist in Virginia Beach. Er steht im Telefonbuch.«
    »Ernie Martin?«
    »Nein, Erland.«
    »Erland, komischer Name.«
    Bud legte seine freie Hand an die Stirn. »Ja!«
    »Was sagte der Mann, Liebling? Erland Martin?«, hörte er im Hintergrund die Frauenstimme.
    »Erland, ja.«
    »Augenblick.« Er hörte den Mann prusten, hörte, wie eine Tür geöffnet wurde, und dann war es ganz still.
    Bud starrte auf das Display des Handys. Kein Hinweis auf den Ladezustand des Akkus. Bud, du drückst nicht auf Menü, das verbraucht zu viel Strom, ermahnte er sich selbst. Seine Handflächen waren feucht und kalt.
    Aus Reamur Dukes Zelle war plötzlich Weinen zu hören. Er sagte sich schnell ein paar tröstende Zahlenkolonnen auf, aber trotzdem wurde das Weinen lauter. Reamurs geistige Fähigkeiten mochten eingeschränkt sein, aber kaum einer im Todestrakt war so gepeinigt wie er.
    Bud legte die Hand über das Telefon. »Psst, Reamur, es ist alles okay«, flüsterte er, aber für Reamur war nichts in Ordnung. Dass er in vier Tagen steif im Sarg liegen würde, war ihm nicht klar. Aber seine Zahlenreihen wollten nicht aufgehen, und das war für ihn im Moment das Schlimmste.
    Bud hörte die Frau am anderen Ende flüstern: »Ich glaube, der Mann weint.«
    »Ich habe die Nummer hier«, sagte der Mann, »haben Sie etwas zu schreiben?« Er räusperte sich. »Nein, wohl nicht.« Wieder räusperte er sich. »Die Nummer lautet …«
    Die Telefonnummer begann, wie zu erwarten, mit 757–340, das war die Vorwahl von Virginia Beach, aber die letzten vier Ziffern sagten ihm nichts.
    »Ist das Martins Privatnummer?«
    »Das weiß ich nicht, hier steht sonst keine«, antwortete der Mann.
    »Und wenn Sie unter Erland V. Martin nachsehen?«
    »V?«
    »Ja.«
    »Mit dem Namen gibt es sonst keine Einträge. Vielleicht im Branchenbuch.«
    Bud atmete erleichtert auf. Der Mann hatte im alphabetischen Verzeichnis nachgeschlagen, daran hätte er selbst nicht gedacht. Das hier war also Erlands Privatnummer, besser konnte es nicht sein. Um diese Zeit lag er wohl im Bett. »Bitte wiederholen Sie die letzten vier Ziffern.«
    Reamur Duke nebenan holte plötzlich so tief Luft, als wäre er vorher dem Ersticken nahe gewesen, und dann begann er laut seine Zahlenreihen herunterzuleiern. So laut, dass Bud kaum hörte, was am anderen Ende gesagt wurde.
    »Was ist da los?«, fragte der Mann.
    »Das sind die Entführer, die sind verrückt. Wie war die Nummer? Ich habe es nicht gehört.«
    Der Mann wiederholte sie, Bud bedankte sich und legte auf.
    Er flüsterte die Nummer vor sich hin und gab sie dann ein. Bitte, dachte er. Bitte, Erland, sei zu Hause.
    Erland Martin gab sich keine Mühe zu verbergen, wie verärgert er über den nächtlichen Anruf war. In seinem Privatleben wollte er nicht gestört werden, auch nicht von einem zum Tode verurteilten Klienten. Aber die beiden Männer waren auch nie die besten Freude gewesen. Dank Bud war er jetzt zwar ein wohlhabender Mann, und Bud hatte ihn sogar als Nachlassverwalter eingesetzt. Aber das war alles rein geschäftlich.
    »Ich kann heute Nacht nichts überweisen«, sagte er. »Ihre Zugangscodes befinden sich im Büro, und da fahr ich um diese Zeit auf gar keinen Fall hin.«
    Er fragte nichts, fiel Bud auf. Nicht, wie es ihm, Bud, ging, und schon gar nicht, ob er sonst etwas für ihn tun könne. Erbenahm sich wie das eiskalte und berechnende Schwein, das er immer gewesen war. Ohne menschliche Regungen, wie ein hervorragender Anwalt eben sein soll – wenn man ihn auf seiner Seite hatte, wohlgemerkt. Im Moment war sich Bud nicht sicher, ob das der Fall war.
    »Sie schreiben jetzt die Nummern auf, die ich Ihnen diktiere, und überweisen auf der Stelle das Geld.«
    »Und wie?«
    »Nehmen Sie es von meinem Klientenkonto.«
    »Das ist illegal, Bud, das kann ich nicht.«
    »Verflucht, und ob Sie das können, wenn der Klient selbst Sie darum bittet.«
    »Das muss ich schriftlich

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