Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Schweiß bedeckte Buds Stirn. »Geht klar, Pete. Aber jetzt ist es spät und außerdem ist Freitag. Vor Montagmorgen kann ich nichts machen.«
Pete schüttelte den Kopf. »Ich leihe dir das Handy jetzt für eine halbe Stunde, und in der Zeit schaffst du das. Sonst nehme ich es wieder mit, klar? Montag bin ich nicht mehr hier.«
Bud sah die Thermoskanne an. Er spürte den Schweiß unter seinen Achseln. »Du hast gesagt, du wärst am 26. hier. Aber heute ist der 27., das ist entgegen unserer Absprache.«
»Die Bedingungen bestimme ich. Mein Dienst wurde verschoben. Hör auf, mit mir zu diskutieren, und tu es einfach. In einer Stunde kommen wir und holen den Mann aus Zelle elf, bis dahin muss es erledigt sein.«
Er sah nach links und rechts, dann schraubte er den Deckel der Thermoskanne ab. Als er die Plastiktüte herauszog, dampfte es. Bud zitterte vor Anspannung. Und wenn es die Temperatur nicht verkraftet hatte?
Pete packte das Handy aus und steckte die Plastiktüte wieder in die Thermoskanne, schaltete das Gerät ein und gab den Code ein. »Ich warte genau dreißig Minuten. Nicht länger!« Er schob es durch die Gitterstäbe und ließ es in Buds Hand fallen.
Bud sah besorgt auf das Display, das Fabrikat des Handys kannte er nicht. Irgendetwas Europäisches oder Japanisches. Es wirkte einfach, trotzdem wurde ihm eiskalt.
»Der Akku ist ja so gut wie leer«, stellte er fest.
Pete zuckte die Achseln. »Für eine Stunde reicht es bestimmt noch. Heutzutage ist es scheißschwer, ein funktionierendes Handy zu beschaffen, sie hatten dazu kein Ladegerät.« Er zog einen kleinen Zettel mit seiner Bankverbindung und derHandynummer aus der Tasche und gab ihn Bud. Dann warf er einen Blick auf seine Armbanduhr.
Bud schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Es war inzwischen kurz vor Mitternacht. Wo auf der Welt gab es eine geöffnete Bank, die eine solche Summe auf einen Telefonanruf hin überweisen würde? In Europa war es früher Samstagmorgen, in Japan bereits Nachmittag. Den Code für seine Internetbank wusste er nicht auswendig, genauso wenig wie die Telefonnummern seines Anwalts, seines Geschäftsführers, seines Seuerberaters oder von Doggie. Obendrein blieb ihm nur eine halbe Stunde, bis Pete zurückkam, und der Akku war so gut wie leer.
»Wie geht’s?«, flüsterte Daryl nebenan, aber Bud antwortete nicht. Er konnte sich im Moment nicht mal an die Nummer der Telefonauskunft erinnern. Er rieb sich die Stirn. Na, Bud, komm schon, redete er sich selbst gut zu. Komm schon, es geht um dein Leben!
Er betrachtete das Display des Handys und drückte auf die Menütaste. Optionen erschienen auf dem Display, das seine Hände beleuchtete. Er drückte auf Telefonbuch, leer. Er drückte auf Nachrichten, leer. Die Anrufliste war ebenfalls gelöscht. Nicht eine Nummer war gespeichert und somit kein Mensch erreichbar, der ihm helfen könnte, die Telefonnummer seines Anwalts herauszufinden.
Er streckte die Hand durch die Gitterstäbe und winkte, aber Pete reagierte nicht, nichts geschah. Von der Seite war also keine Unterstützung zu erwarten. Der Mann war übervorsichtig, aber das war auch kein Wunder.
In seiner Hilflosigkeit gab Bud die Vorwahl von Virginia Beach ein und danach irgendeine Folge von Nummern. Jetzt konnte er nur hoffen, dass irgendwo ein Mensch vom Klingeln seines Telefons aufwachte und abnahm. Er sandte ein Stoßgebet gen Himmel und versuchte, gleichmäßig durchzuatmen und nicht zu hyperventilieren.
Nach einer halben Minute antwortete eine müde Frauenstimme. »Ja?«
»Dies ist ein Notruf«, flüsterte er. »Ich weiß nicht, wen ich angerufen habe, und ich entschuldige mich, aber ich bin in Lebensgefahr und sitze in einem dunklen Raum und kann die Tastatur nicht sehen, und ich weiß nicht, was ich wähle.« Er wartete fünf Sekunden, sie fühlten sich wie eine Ewigkeit an.
»Ist da jemand?«, flüsterte er.
»Dean, wach auf«, hörte er am anderen Ende. »Da ist einer, der sagt, er sei in Not. Wach auf, ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll.«
Bud wartete, sein Herz klopfte zum Zerspringen. Bitte, helft mir, bitte!, wiederholte er für sich wieder und wieder.
»Worum geht es?« Die Stimme des Mannes verriet kein Alter, aber eine soziale Schicht etwas über dem Durchschnitt.
»Ich sitze in einem dunklen Raum«, flüsterte er. »Ich wurde entführt, und man droht, mich umzubringen, wenn ich nicht heute Nacht das Lösegeld beschaffe.«
»Wir können nicht mit Geld aushelfen, warum rufen Sie
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