Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
der Beamte an der Tür ein.
    T. legte Curtis die Handschellen an, um gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und bedachte den Beamten mit einem Blick, den er seit Jahren immer dann einsetzte, wenn es um seine Wiederwahl ging: selbstsicher, kompetent und ein klein wenig bedrohlich. Bisher hatte das immer ganz gut funktioniert.
    Aus Zelle zwölf waren Klirren und Rasseln und laute Stimmen zu hören. Unruhe verbreitete sich in Windeseile im ganzen Gang.
    »Na, euer Kandidat für den Sarg des Tages will wohl nicht, was?«, lästerte der Mann in Zelle sechzehn. »Er will nicht, und ich will auch nicht!«, brüllte er auf einmal los und schlug dabei gegen die Gitterstäbe. Sekunden später fielen die anderen Gefangenen ein. Der Lärm war ohrenbetäubend, die ganze Situation furchtbar.
    Der Todeskandidat in Zelle zwölf geriet in Panik. Er schrie vor Angst und schlug und trat wie wild um sich.
    Der Wärter an Curtis’ Zellentür ließ den im Schloss steckenden Schlüsselbund los und eilte seinen Kollegen zu Hilfe. Beruhigend redeten sie auf den verzweifelten Häftling ein. »Nun komm schon, Harrison«, hörte T. Falso sagen. »Hast es ja bald überstanden.«
    Toller Trost.
    Erst jetzt kam ein klein wenig Bewegung in Curtis’ eingefrorene Mimik. »Haben Sie etwas herausfinden können?«, flüsterte er.
    T. nickte, hielt sich den Zeigefinger vor den Mund und sah demonstrativ auf die Uhr. In fünf Minuten würde der Mann, den Inspektor Falso Harrison nannte, am anderen Ende des Ganges auf der Liege festgegurtet werden. Keinerlei Brimborium. Kein separater Raum, in dem er sich von seinen Angehörigen verabschieden konnte. In fünf Minuten würde es losgehen, so lange mussten sie mit ihrem Gespräch warten.
    Als Falso, seine Männer und der Todeskandidat die Tür zur Todeskammer hinter sich geschlossen hatten, warf T. einen Blick in den Gang. Die Gefangenen waren immer noch un-ruhig, viele streckten die Arme durch die Gitterstäbe der Zellentüren. Vorsichtig zog T. den Schlüssel aus dem Schloss und nahm den Schlüsselbund an sich. Das war nun überhaupt nicht sein Plan gewesen, aber wenn sich die Möglichkeit bot … Eigentlich hatte er einfach nur mit Curtis reden wollen, ihm die paar Fragen stellen, auf die er Antworten brauchte, um beimMinisterium für Innere Sicherheit anrufen zu können. Und auf einmal hatte er die Schlüssel! Falsos Worte klangen ihm in den Ohren: »Curtis ist ein toter Mann«, hatte er gesagt. Na, das wollten sie doch mal sehen.
    T. dachte nach. In zwanzig bis dreißig Minuten würden die Ersten aus der Todeskammer zurückkommen, bis dahin mussten sie sich schon so weit wie irgend möglich entfernt haben. In Sebrell und Courtland kannte er Leute, denen er vertrauen konnte. Mit dem Auto waren das höchstens zwanzig Minuten, die perfekte Entfernung. Er müsste Curtis an den Videokameras in den Seitengängen und an den Ein- und Ausgängen vorbeibugsieren. Den jeweiligen Pförtnern würde er mit den Schlüsseln vor der Nase herumwinken. Die würden sich vielleicht wundern, dass der Gefangene nicht von gefängniseigenem Personal begleitet wurde, aber das wäre auch schon alles. Sie hatten T. ja zusammen mit Falso durch den Todestrakt marschieren sehen, also wäre er unverdächtig.
    T. kam Curtis ganz nah und flüsterte ihm ins Ohr: »Sie folgen mir jetzt ganz ruhig und unauffällig. Dann wird man glauben, es handele sich um eine föderale Häftlingsverbringung.« Er packte Curtis unsanft am Arm, damit alles möglichst echt aussah.
    Mit zusammengepressten Lippen sah Bud Curtis ihn an. Er holte so tief Luft, dass es in den Nasenlöchern pfiff.
    »Ganz ruhig bleiben, Curtis, ganz ruhig bleiben, okay?«
    Curtis nickte.
    »Wir gehen jetzt hier raus, und Sie sagen kein Wort zu den anderen Häftlingen, verstanden? Sie müssen jetzt so aussehen, als würden Sie in die Todeszelle gebracht werden, klar? Erwarten Sie bloß keine Solidarität von den anderen da draußen.«
    Er zog Curtis auf den Gang und inspizierte die zwanzig Meter bis zur ersten Hürde, einer Panzerglastür. Hoffentlich würde er den passenden Schlüssel möglichst schnell finden.
    »Ach, du heilige Scheiße, Buddieboy! Was geht’n jetzt ab?Holt dich der Butzemann, oder was?«, rief der schwarze Zellennachbar, doch Curtis hielt den Blick gesenkt.
    »Nee, ne? Willst du dich echt verpissen, ohne dich von Daryl zu verabschieden? Hey, Mann, was ist mit deinen Kippen?«, rief er ihm zu, und die anderen Häftlinge rüttelten an ihren Gitterstäben. Die

Weitere Kostenlose Bücher