Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
die Dame am Schalter.
»Auf dieser Ebene sind überall Hotspots. Sie loggen sich einfach mit Ihrem eigenen Computer ein.«
John nickte. »Ja, das weiß ich, aber ich habe mein Notebook nicht dabei«, sagte er und hielt das Laptop zwischen die Knie geklemmt. Man könne gar nicht vorsichtig genug sein, hatte Jumper ihn gewarnt. Das Internet wird überwacht, Tausende tun nichts anderes, hatte er gesagt. Handys können ausgekundschaftet werden, Gespräche aufgezeichnet. Deine Kreditkarte zeigt ihnen sekundenschnell, wo du dich aufhältst. Wenn er zu Jumper Kontakt aufnahm, durfte er auf keinen Fall dabei registriert werden.
Die sichtlich übermüdete Mitarbeiterin am Informationsschalter bemühte sich um ein Lächeln. »Dann benutzen Sie doch die WiFi-Schnittstelle Ihres Handys. Ich kann Ihnen zeigen, wie es geht, falls Sie das noch nie gemacht haben.«
»Entschuldigen Sie, ich weiß, dass es verrückt klingt, aber ich habe gar kein Handy.«
Der Blick, mit dem sie ihn ansah, konnte vieles bedeuten. »Dann müssen Sie nach unten zu einem unserer Business Service Center gehen.«
Die Mitarbeiterinnen im Glaskäfig des Servicecenters sahen mindestens genauso müde aus. »Können Sie mir helfen?«, fragte er und versuchte, sein TV-Gesicht aufzusetzen, so wie er es vor den Kameras tat. Ob ihn dann eine von ihnen wiedererkennen würde? »Mir sind Notebook und Handy gestohlen worden, und ich muss ganz dringend eine Mail an die NBC schicken. Lässt sich das von hier aus machen?«
Die eine deutete in eine Ecke. »Um Zugang zu bekommen, müssen Sie nur Ihre Kreditkarte durchs Lesegerät ziehen.«
Er sah kurz zur Seite, um die Nachricht zu verdauen. »Dann hab ich jetzt ein echtes Problem. Meine Kreditkarte ist nämlich auch gestohlen worden.«
»Warum haben Sie die Mail denn nicht unten bei den Sicherheitsbeamten geschickt, Sie haben den Diebstahl doch bestimmt angezeigt?«
»Nein, nein. Ich bin nicht hier bestohlen worden, sondern in der Stadt. Aber in der Zwischenzeit ist etwas passiert, das ich dringend meiner Redaktion mitteilen muss.«
Die eine betrachtete ihn aufmerksam. »NBC, haben Sie gesagt? Sind Sie nicht selbst manchmal im Fernsehen zu sehen?«
Er räusperte sich. »Ja, das will ich meinen. Mein Name ist John Bugatti, ich bin Reporter bei der NBC.«
»Klar«, sagte sie zufrieden, »jetzt erkenne ich Sie. HattenSie nicht neulich eine Reportage über eine Gartenausstellung vor dem Capitol? In der Sie sich mit der Vorsitzenden des Vereins gestritten haben? Sie hatten ihr vorgeworfen, dass … wie war das noch mal?«
John beugte sich zu ihr vor.
»Worüber haben Sie sich mit ihr gestritten?«
»Darüber, wie wichtig eine Gartenausstellung sein kann, wenn das Land in einer tiefen Krise steckt.«
Die junge Frau hielt sich die Hand vor den Mund und lachte. »Die Frau hat Sie doch geschubst, oder?«
Jetzt erwachte auch bei ihrer Kollegin Interesse für Bugatti. »Was ist denn passiert, dass Sie sofort mailen müssen?« Sie lächelte skeptisch. »Erzählen Sie es uns, dann dürfen Sie auch meine Kreditkarte benutzen.«
»Das ist ja Erpressung«, sagte Bugatti und lächelte zurück, während er angestrengt überlegte.
»Das dürfen wir nämlich eigentlich nicht.«
»Okay, okay. Aber dann müssen Sie mir hoch und heilig versprechen, nicht darüber zu reden.« Er sah sie ernst an, bis beide nickten. »Ich habe eben gesehen, wie Tom Jumper ein Flugzeug nach Boston genommen hat. Als Frau verkleidet. Mit schwarzen Strumpfhosen und viel blauem Mascara.« Alles Lüge, aber was machte das schon. Tom war längst über alle Berge. Hoffentlich.
Verblüfft starrten ihn die beiden jungen Frauen an. Er hielt sich einen Finger vor den Mund, um sie an ihr Versprechen zu erinnern, und setzte sich an den Computer, während die junge Frau ihre Kreditkarte durch das Gerät zog. Nachdem er Jumpers Mailadresse eingegeben hatte, schrieb er nur: »Ich möchte mitmachen, wo finde ich dich? JB«
Keine halbe Minute später kam die Antwort:
»Dies ist eine automatische Antwort. Bitte wenden Sie sich telefonisch an Gould, Coffrey, Morris & Kaplan.« Dazu eine Telefonnummer. Er schrieb sie auf und durfte dann das Handyeiner der Frauen benutzen, die neben ihm standen und aufgeregt überlegten, wie man eine so unglaubliche Nachricht für sich behalten sollte. Das würde schwer werden.
Er rief bei der Anwaltskanzlei an. Die kleine Kanzlei war bekannt, sie hatte sich darauf spezialisiert, Stars und Sternchen aus der Unterhaltungsindustrie
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