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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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zu vertreten. Sie verdiente gut daran.
    Er nannte der Dame am Empfang seinen Namen und musste mindestens fünf Minuten warten. Dann erklärte ihm eine tiefe Männerstimme, er sei Truman Coffrey, Seniorpartner, und er habe eine persönliche Nachricht für ihn.
    »Wie kann das sein?«
    »Fragen Sie mich nicht. Haben Sie ein Fax in der Nähe?«
    Die jungen Frauen gaben John die Nummer.
    »Bitte warten Sie am Faxgerät, es handelt sich um vertrauliche Informationen.«
    Im nächsten Moment drückte ihm die junge Frau ein Fax in die Hand.
    ›The Pink Box, 12 Madison Street, Middleburg, 2:59 pm‹, las er. Das war doch mal kurz und bündig.
    John bezahlte den Taxifahrer mit Dannys zerknitterten Dollarscheinen. An dem winzigen blassroten Haus hing ein Schild: Tourist Information, Mon-Fri 11– 4, Sat/Sun 11–3.
    Er ging hinein, nickte der Frau hinter dem Tresen zu und blätterte in den ausliegenden Broschüren.
    »Wir schließen gleich, also falls ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann …«, sagte die Frau. Im selben Augenblick klingelte das Telefon.
    »Ja! Ja.« antwortete sie. »Ja, das ist richtig.« Sie sah zu John hinüber. »Ja, ja. Nein, das weiß ich nicht!«
    Verdammt, nun frag doch, ob das für mich ist! Am liebsten hätte er ihr den Hörer aus der Hand gerissen.
    »Ich glaube, das ist für Sie«, sagte sie und reichte ihm denHörer über den Tresen. »Das ist hier aber keine öffentliche Telefonzelle!«
    »Ja, ich bin’s«, sagte er.
    »Frag sie, ob sie ein Fax hat.« Er erkannte Jumpers Stimme am anderen Ende.
    Wieder betonte die Dame, es handele sich bei der Tourist Information nicht um ein öffentliches Telekommunikationsbüro für jedermann. Bugatti gab ihr zehn Dollar und log, seine Frau sei krank. Das half.
    »Ich faxe die Adresse. Stell dich neben das Gerät.«
    Über fünf Stunden stand er nun schon am selben Fleck. Warten schien sein neues Hobby zu sein. Es wurde langsam dunkel.
    »Besonders sicher ist das hier draußen aber nicht«, hatte der Taxifahrer gesagt, als er ihn absetzte. »Vorgestern hat es nicht weit von hier Kampfhandlungen gegeben. Angeblich sind noch immer Milizionäre auf freiem Fuß. Wollen Sie trotzdem hierbleiben?«
    Bugatti hatte sich eine geschützte Stelle in der Hecke neben der Straße gesucht und hielt über das hügelige Ackerland hinweg Ausschau. Mindestens zehnmal schon hatte er im Fax nachgelesen und sich versichert, die Angaben auch richtig verstanden zu haben. Ja. Er stand an der US Route 17, nördlich von Delaplane, ganz in der Nähe des Bahnübergangs. Bei jedem Fahrzeug, das sich näherte, griff er nach seinem Koffer, jedes Mal hatte er ihn wieder abstellen müssen. Bei jedem Streifenwagen zog er sich tiefer in den Schutz der Hecke zurück. Unliebsame Fragen zu beantworten, das fehlte ihm gerade noch.
    Als schließlich Wind aufkam und es auch noch zu regnen begann, war er endgültig bedient. »Verdammt noch mal, was machst du eigentlich hier draußen, Bugatti?«, hatte er den dunklen Wolken zugerufen. Vor etwa sechs Stunden hätte er zum Dienst in der Redaktion erscheinen müssen. Bestimmthatte Danny sich gegen Alastair Hopkins’ eindringliche Fragen zur Wehr setzen müssen. Der Chefredakteur der NBC war nicht umsonst seit vielen Jahren Reporter, er hatte ein Gespür für faule Ausreden.
    »Du hast doch eh keinen Job mehr«, verhöhnte er sich. »Weshalb hast du es da so eilig?« Eilig? Er schnaubte. Aber wenn man Aids hatte und gerade dabei war, sich eine Lungenentzündung zu holen, dann hatte man vielleicht tatsächlich nicht mehr viel Zeit.
    Noch eine halbe Stunde, keine Sekunde länger, dachte er. Aber dasselbe dachte er auch noch eine halbe Stunde später.
    Auf einmal rollte ein ziemlich großer weißer Umzugswagen in seine Richtung über die Landstraße. »Gulliver’s Movers, Swift & Gentle Giants« stand am Fahrerhaus. Über die hatte er vor Jahren einmal einen Artikel in der ›Washington Post‹ gelesen. So eine Firma würde er brauchen, wenn Danny einmal nicht mehr war, hatte er damals gedacht. Er wollte doch nicht allein in Dannys Haus wohnen bleiben. Das war, bevor bei ihm Aids diagnostiziert wurde.
    Der Wagen fuhr vorbei. John trat zur Seite und war eigentlich schon so weit, zu Fuß in den nächsten Ort zu gehen, da bremste das Fahrzeug und blieb fünfzehn Meter weiter stehen.
    Ein Mann öffnete die Beifahrertür und winkte ihm zu. Na gut, warum auch nicht? Jumper wird sowieso nicht mehr kommen, dachte er. Wenn er hier in der Einöde stehen blieb,

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