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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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tastete der Beamte den Mann ab, ohne die Waffe zu senken. Zu vielen Polizisten war in letzter Zeit ihre Gutgläubigkeit zum tödlichen Verhängnis geworden. Erst als er sich sicher war, dass keine Bedrohung von ihm ausging, bat er ihn um den Passierschein.
    »Hier ist alles in Ordnung«, rief der Polizist seinem Kollegen zu.
    »Was ist denn los?«, fragte der Motorradfahrer, als er den Passierschein wieder entgegennahm.
    »Man hat hier vor einer halben Stunde einen Piratensender dicht gemacht.«
    »Okay. Sieht ja schlimm aus.«
    »Ja, war’s auch.«
    »Gab es Tote?«
    »Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen. Bitte fahren Sie jetzt weiter.«
    »Ich darf aber noch eben für kleine Jungs, ja?«
    »Solange Sie danach gleich weiterfahren.«
    Er ließ die Maschine im Leerlauf weiterbrummen, stieg ab und marschierte die fünf Schritte zu dem Gebüsch, in dem John sich versteckt hatte. Ehe John es sich versah, hatte der Mann den Reißverschluss der schwarzen Lederhose geöffnet und urinierte direkt neben ihn.
    »Aaaah«, machte der Motorradfahrer erleichtert und ausgiebig, doch dann verstummte er abrupt. »Moment mal«, murmelte er und sah sich nach dem Beamten um, der in die Fahrerkabine geklettert war und nun den Kopf in den Technikraum steckte. John hielt immer noch die Luft an und rührte sich nicht. Vielleicht war es ja bloß der Koffer, den der Mann entdeckt hatte.
    »Was machen Sie da?«, flüsterte der Motorradfahrer, aber John antwortete nicht.
    »Waren Sie auch mit in dem Lieferwagen?« Er ging in die Hocke.
    John hielt immer noch die Luft an.
    »Sind Sie verletzt?«
    Erst jetzt fing John wieder an zu atmen. »Ja, leicht. Nichts Ernstes«, flüsterte er.
    »Hören Sie! Ich komme gleich mit meinem Motorrad direkt hier vorbei, dann steigen Sie schnell hinten auf, okay? Geht das?«
    »Weiß ich nicht. Ich habe mir den Fuß verletzt.«
    »In zehn Sekunden, okay? Sonst schaffen wir das nicht, bevorder Bulle wieder aus dem Laster raus ist.« Er marschierte zu seiner Maschine und gab etwas Gas. John rappelte sich auf und griff nach dem Koffer. Wie zum Teufel sollte er mit einem Koffer und einer Laptoptasche hinten auf einem Motorrad mitfahren? Von seinem kaputten Fuß ganz zu schweigen?
    Der Motorradfahrer bewegte die Maschine auf ihn zu. Der Mann war mindestens so alt wie John. Der sich um die Mundwinkel biegende Oberlippenbart wirkte borstig und grau. Trotz des Helms konnte man tiefe Furchen in seinem Gesicht sehen.
    Abschätzig blickte er auf den Koffer. »Lassen Sie den hier«, flüsterte er.
    »Geht nicht, dann haben sie ja eine Spur von mir«, flüsterte John zurück, und blitzschnell hatte der Fahrer das Gepäckstück auf dem Benzintank zwischen seinen Armen platziert.
    »Los jetzt«, flüsterte er und holte einen zweiten Helm aus einer der Gepäcktaschen.
    John biss die Zähne aufeinander, als er sich mit dem kaputten Fuß abstützte und den gesunden über das Motorrad schwang.
    »Setzen Sie den hier auf, dann können wir uns während der Fahrt unterhalten.«
    John klemmte den Laptop zwischen sich und den Fahrer und setzte sich den Helm auf.
    »Gut festhalten!«, tönte es aus einem Lautsprecher im Helm.
    Im selben Moment tauchte der zweite Polizeibeamte bei der Fahrerkabine des Lkw auf.
    »Hey, was ist denn hier los?«, rief er, als der Motorradfahrer Gas gab. John drehte sich um und sah mit Schrecken, dass beide Beamten ihre Waffen zogen und entsicherten.
    »Die werden gleich schießen«, rief John, so laut er konnte.
    »Dann lass sie schießen. Aber hör auf, so zu schreien!«
    Als sie abbogen und hinter Dickicht verschwanden, krachten die ersten Schüsse.
    »O Gott. Danke. Danke«, flüsterte er, als ihm klar wurde, dass man sie nicht getroffen hatte.
    Während das Motorrad durch die dunkle Landschaft raste, erzählte John seinem Retter in groben Zügen, was passiert war.
    »Ach du Scheiße, die haben Tom Jumper erwischt?«, fragte der Fahrer. »Weiß irgendjemand, dass du der Gesprächspartner in der letzten Sendung warst?«
    »Ich gehe davon aus.«
    »Dann sieht es ziemlich finster aus für dich, aber das weißt du sicher selbst. Wohin willst du jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hab den Überblick verloren. Du hast gesagt, du bist auf dem Weg nach Rockville. Du bist Arzt?«
    »Das hab ich gesagt.«
    »Stimmt aber gar nicht, oder was?«
    »Was glaubst du?«
    »Aber du hast einen Passierschein?«
    »Für mich, ja, aber nicht für dich. Wir dürfen also nicht noch mal angehalten werden.«
    »Dir ist klar,

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