Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
Stahlklosetts zum Funktionieren zu bringen, auf der dünnen Matratze gut zu liegen, das nervenzerfetzende Geräusch zuschlagender Metalltüren und die Klagegesänge aus den übrigen Zellen mit Todeskandidaten auszublenden, die hier ihre Zeit bis zur Hinrichtung absitzen mussten.
    Es war das Grauen. Flackernde Leuchtstoffröhren, ein fünf Quadratmeter großer Käfig, der nicht einmal für wilde Tiere zugelassen würde. Kalte Farben, Stahlwaschbecken, glatte Betonflächen. Unablässig gingen die Rufe der anderen Gefangenen hin und her. Der schlimmste war der Kerl in der Nachbarzelle, Daryl Reid, ein großer Schwarzer mit gewaltigen Pranken, der die meiste Zeit schlaff auf der Pritsche lag.Sein Mund stand keine Sekunde still. Sobald jemand zuhörte und antwortete, war alles gut. Erst wenn niemand antwortete, redete er einfach drauflos, und das war die Hölle.
    »Wenn ich dran bin, will ich alles haben. Cheeseburger, zwei Stück. Enchiladas, Tacos und Coke. Ja, ich will Coke haben. Zwei Flaschen Coca-Cola, aber die größten. Wie groß sind die jetzt? Kann man so richtig große bekommen? Anderthalb Liter? Die will ich haben. Zwei davon.« Dann schlug er mit seinen großen Händen gegen das Gitter. »Hey, du da, Neuer! Hey du. Ja, Bud Curtis. Was willst du haben, wenn du dran bist?«
    Bud hatte schon mindestens hundert Mal auf diese Frage geantwortet und jedes Mal dasselbe. Dass er es nicht wisse.
    »Come on, man! Du kannst alles kriegen. Jetzt sag schon!«
    Und während sein Zellennachbar plapperte, begriff Bud allmählich, dass der Tag kommen würde, an dem er sich entscheiden musste. Tacos oder Gänseleberpastete. Wohl erst in zehn Jahren, nach mehreren Berufungen und Begnadigungsgesuchen. Aber er würde sich entscheiden müssen.
    Und bis dahin war diese Hölle auf Erden sein Leben. Er dachte nach, bis ihm der Kopf schmerzte, um Auswege zu finden, die aus diesem Albtraum herausführten. Um etwas zu finden, was die entscheidende Instanz davon überzeugen könnte, dass Bud Curtis’ Fall wieder aufgerollt werden musste.
    Doch es war zu spät. Er hatte seine Chance verpasst. Wer würde jetzt noch seine Partei ergreifen? Doggie? Wohl kaum. Warum sollte sie auch? Er und seine Verteidiger hatten den Prozess miserabel geführt, und das Urteil würde Bestand haben. Der Prozess war abgeschlossen, das Fazit gezogen. Er war unschuldig verurteilt worden – und doch musste er sterben. Ganz gleich, wie gewieft seine Verteidiger waren und wie viele Gründe es gab, den Fall neu aufzurollen: Am Ende würden sie ihn auf einer Pritsche nur wenige Meter weiter töten.Schon in der Untersuchungshaft war Bud klar geworden, dass er unsichtbare, mächtige Feinde hatte. Irgendjemand wollte ihm ans Leder. Während der Vernehmungen in der Nacht des Attentats hatte er der Polizei immer wieder erklärt, nicht er, sondern einer der Sicherheitsbeamten des Präsidenten, ein gewisser Blake W. Wunderlich, habe angeregt, Toby O’Neill das Gemälde im Mittelgang enthüllen zu lassen. »Das war nicht meine Idee«, hatte er die ganze Nacht lang wiederholt, aber niemand glaubte ihm. Der Beamte, der die Vernehmungen leitete, hatte ihn gefragt, ob er diesen Sicherheitsbeamten persönlich getroffen habe, und Bud musste erklären, dass sie nur einmal telefoniert hätten, ansonsten sei alles schriftlich abgelaufen. Er habe die gesamte Faxkorrespondenz abgeheftet.
    Am nächsten Morgen hatten die Ermittler in Buds Büro in Virginia Beach tatsächlich vier Faxe mit der Unterschrift dieses Blake W. Wunderlich gefunden. Sie trugen alle dasselbe Sendedatum. In den folgenden Tagen wurde anscheinend einiges unternommen, um diesen Mann aufzutreiben, vergeblich. Weder beim Secret Service noch beim FBI, weder beim Leibwächterkorps noch bei der CIA war ein Mann dieses Namens angestellt.
    Man teilte ihm mit, der Mann existiere gar nicht, die Faxe seien von einem seiner eigenen Hotels abgeschickt worden. Sie zeigten ihm die Faxe und deuteten auf die Nummer. Doch, ja, das waren die richtigen Faxe, er erkannte sie. Ob er denn dann nicht auch die Faxnummer des Absenders wiedererkannte? Natürlich nicht, wie denn auch? Vermutlich gab es doch Hunderte solcher Telefonnummern in den Büros seiner Hotels.
    Dann zeigten sie ihm eine Notiz in seinem Terminkalender, aus der hervorging, dass er sich am Tag, an dem die Faxe geschickt wurden, in ebendiesem Hotel aufgehalten habe, von dem aus sie verschickt wurden. Ob er sich daran nicht erinnerte? War er denn so oft in Chicago?
    Bud

Weitere Kostenlose Bücher