Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Uhr wieder ab und brachte sie nach Hause. Er besorgte die Einkäufe und machte ihnen beiden jeden Abend das Gleiche zu essen: T-Bone-Steak à la T. Perkins, dazu gab es einen Berg bleiche Pommes frites.
Während der ersten Tage sprachen sie nicht über die Verhandlung.
Keine zwei Wochen nach der Prozesseröffnung war die Presse sich einig: Ein Urteil würde rasch gesprochen werden, und das Urteil würde »schuldig« lauten.
Zu welchem Schluss sollte man auch sonst kommen, wenn so viele Indizien in diese Richtung wiesen? Die Staatsanwaltschaft behauptete, der leicht zurückgebliebene O’Neill habe vom ersten Tag an unter Bud Curtis’ Fittichen nur ein Ziel vor Augen gehabt: seinem Chef alles recht zu machen. Scheußliche Geschichten kamen ans Licht. Bud Curtis habe mit seinen Pokerkameraden gewettet, er könne O’Neill dazu bringen, Speichelkleckse vom Boden aufzulecken. Und O’Neill habe sich regelmäßig mit dem restlichen Personal angelegt, wenn er gehört hatte, dass sie schlecht über ihren Chef redeten. O’Neill habe sich in einem an Hörigkeit grenzenden Abhängigkeitsverhältnis zu Bud Curtis befunden, lautete die Schlussfolgerung, und deshalb habe Curtis ihn jederzeit für alles instrumentalisieren, zu allem Möglichen manipulieren können.
Als sie Doggies Vater ins Kreuzverhör nahmen, wirkte er wütend, aber nicht aufrichtig. Vieles von dem, was er sagte, war gelogen, das wusste Doggie. Wie konnte er zum Beispielbehaupten, er habe Jansens Präsidentschaftskandidatur befürwortet und Jansen den Aufenthalt im Hotel einzig und allein angeboten, um dessen Wahlkampf zu unterstützen? Und wie konnte er abstreiten, je aktiv bei den üblen Wahlkampagnen von George Wallace mitgewirkt zu haben, wenn sein Name doch auf praktisch allen Unterstützerlisten stand? Warum wollte er ein ganz anderes Bild von sich kreieren, wenn man ihm doch ansah, dass er log?
Die Frage, warum er nicht zugegen gewesen sei, als der Mord passierte, versetzte ihm den Todesstoß. Was hatte Mimi Todd Jansen ihm kurz nach der Enthüllung des Gemäldes zugeflüstert? Er erklärte, ihr sei nicht gut gewesen und sie habe um ein Glas Wasser gebeten. Woraufhin Mortimer Deloitte mit der Frage auftrumpfte, weshalb er dann bei seiner Rückkehr wenige Minuten später kein Wasser bei sich gehabt habe? Doggies Vater antwortete, er habe ein Glas Wasser in der Hand gehabt, es aber fallen lassen, als sich ihm der schreckliche Anblick mit sowohl O’Neill als auch Mimi Todd Jansen in einer Blutlache bot. Vier Sicherheitskräfte hatten um Mimi Jansens Leben gekämpft und er habe schlicht unter Schock gestanden und keinen weiteren Gedanken an das Wasser verschwendet.
Nur waren weder Glas noch Glasscherben am Tatort gefunden worden, und auf den Aufzeichungen der Überwachungskameras war er mit leeren Händen zu sehen. Er sei ein Lügner, rief Deloitte. Er habe den Hotelflur verlassen, weil er zum Zeitpunkt des Attentats nicht anwesend sein wollte, weiter nichts. Die Überwachungskameras belegten nämlich auch, dass Bud Curtis sich kurz vor Verlassen des Flurs vergewissert habe, wo seine Tochter war, und zufrieden festgestellt habe, dass sie sich in einer der hinteren Reihen in Sicherheit befand. Der Verteidiger hatte gegen diese Art der Manipulation Einspruch erhoben, dem stattgegeben wurde. Aber was nutzte das schon. Die Aufnahmen, die über die Bildschirme im Gerichtssaalflimmerten, sprachen für sich. Bud Curtis verließ kurz vor dem Mord den Raum und kehrte ohne Wasserglas zurück. Also war der Mann ein Lügner.
Zum Schluss verhörte man den Chef der Leibwächter, Ben Kane, den Mann mit den dicken Goldketten, der für die Sicherheit in der unmittelbaren Nähe des Präsidenten verantwortlich war. Er trat in einem eleganten Anzug auf, gab sich kühl und nüchtern wie einer, der alles genau beobachtete und sich merkte. Er machte auf alle einen absolut professionellen, vertrauenswürdigen Eindruck.
Natürlich konnte auch er sich nicht erklären, wie es dazu hatte kommen können, dass seine inzwischen vom Dienst suspendierten Kollegen vom Secret Service bei der Leibesvisitation Toby O’Neills den Revolver nicht bemerkt hatten. Aber der Rest seiner Aussage glich einem Drehbuch, in dem allen Mitwirkenden ein Platz zugeteilt und der Ablauf präzise festgelegt war. So und so viele Sekunden vergingen zwischen dem von Toby O’Neill abgefeuerten Schuss und dem Schuss, der ihn tötete. Mimi Todd Jansen war in dem Moment, in dem der Schuss fiel, einen Schritt
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