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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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als Thomas Sunderland hereinkam. Er war ganz grau im Gesicht und wirkte magerer, als Doggie ihn je gesehen hatte. Er war einer der wichtigstenBelastungszeugen gegen ihren Vater gewesen, und jetzt war sie wohl dran.
    »Wie sehen Ihre Pläne hier im Büro aus, Doggie?«, fragte er bemüht freundlich. Die Antwort, die er sich wünschte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er wollte, dass sie ging. Leise, unauffällig und vor allem freiwillig.
    Sie schwieg.
    »Präsident Jansen hat mich nicht darum gebeten, das zu sagen, aber ich glaube, es wäre ganz in seinem Sinne, wenn Sie ihm nicht irgendwann über den Weg laufen würden.«
    Sie stellte den Buddha zurück auf den Memostapel.
    »Sie kommen ja wohl auch ohne dieses Gehalt zurecht, oder?«
    »Allerdings, ja.«
    »Das heißt, wir sind uns einig?«
    »Einig worüber? Dass ich kündigen und verschwinden soll? Oder darüber, dass ich mein Büro nicht verlassen soll, damit ich dem Präsidenten nicht über den Weg laufe?«
    »Halten Sie es überhaupt hier aus? Sie haben dafür gesorgt, dass die verfluchte Wahlparty im Hotel Ihres Vaters stattfand, das wissen alle. Können Sie den anderen überhaupt in die Augen sehen?«
    »Ich?« Sie hielt seinem arroganten Blick stand. »Soweit ich mich erinnere, habe ich lange gezögert, den Vorschlag überhaupt zu erwähnen. Sie waren es doch, Mister Sunderland, der mich ausfragte und die Sache dann weiterverfolgte.«
    Er starrte sie an. Überlegte wohl seinen nächsten Schritt. »Was wollen Sie damit sagen?«, wich er schließlich aus. Seine Stimme klang verärgert, seine Miene blieb jedoch gänzlich unbeteiligt.
    Sie nickte unmerklich. Komme, was da wolle, sie würde sich von diesem Klappergespenst nicht unterkriegen lassen. »Ich will damit sagen, dass ich möglicherweise die geringste Sorge des Präsidenten bin.«

7
    Vier Tage nachdem Richterin Marsha W. Tanner Bud Curtis zum Tode verurteilt hatte, wurde er ins Staatsgefängnis Sussex in Waverly überführt.
    Wie nicht anders erwartet, hatten seine Verteidiger Berufung eingelegt – das Berufungsverfahren würde mindestens sechs Jahre dauern. So lange musste die Todeskammer warten. Aber Bud spürte, dass die Menschen ihr endgültiges Urteil gefällt hatten. Am letzten Prozesstag war keiner seiner Angehörigen im Gerichtssaal gewesen. Menschen aus seinem näheren Umfeld fragten ihn nicht mehr, was er zu den Anschuldigungen zu sagen habe. Nur, ob er bereue. Die Zeitungen interessierten sich in erster Linie für seine Schattenseiten und die lukrativen, aber auch zwielichtigen Geschäfte, die er als Hotelier getätigt hatte. Kein Wort über die langen Jahre der Armut, als jeder Dollar, den er zur Seite legen konnte, ein echtes Opfer gewesen war. Seine Erfolgsgeschichte wollte keiner hören. Nicht mehr.
    Auch die Gefängnismitarbeiter in Washington hatten ihn nach seiner Verurteilung härter angefasst als zuvor. Sie hörten ihm nicht mehr zu, und von einem Tag auf den anderen wurden die Besuchsmöglichkeiten auf ein Minimum eingeschränkt.
    Bis das Datum seiner Hinrichtung festgesetzt war, sollte er die Wartezeit im Todestrakt eines Gefängnisses absitzen, das dem Sicherheitsstandard 5 entsprach, nämlich im Staatsgefängnis Sussex I in Waverly. Wenn man – was schwerfiel – von den Fesseln und den Umständen absah, so war es ironischerweise fast wie ein Nachhausekommen. Mehr als zweiJahre war er zwei Mal im Monat immer denselben Umweg gefahren, wenn er nach Richmond musste: Virginia Beach, Norfolk, Isle of Wight, Wakefield und Waverly. Dort hatte er mittags bei Marco’s gegessen, einem italienischen Restaurant an der Main Street, und zwar immer die gleiche Pizza und zum Nachtisch unter irgendeinem verblassten Stierkämpferplakat Eis. Dann hatte er einige Runden Flipper mit den Einheimischen gespielt. Vielleicht waren es dieselben, die ihn später einmal bei der Hinrichtung fixieren würden.
    Jetzt kam er aus der anderen Richtung, in einem gepanzerten Kleinbus. Durch eine kleine Luke konnte er ein bisschen von der Sumpf- und Waldlandschaft erkennen, durch die sie fuhren. Hier und da sah er sogar einen über den Baumwipfeln kreisenden Adler und die gewaltigen Spinnennetze, die wie Schutzpanzer über Zweigen und Unterholz lagen. Dann tauchten die trostlosen Betonkästen des Staatsgefängnisses Sussex I vor ihnen auf, deren Aufgabe es war, den Abschaum der Gesellschaft aufzunehmen.
    Es vergingen drei Tage, in denen Bud versuchte, sich einzugewöhnen. Versuchte, die Spülung des

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