Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
enthüllt. Das war ein Blake Wunderlich vom Secret Service. Ich wollte das verdammte Bildselbst enthüllen, aber Wunderlich meinte, das sollte ein Angestellter tun. Er sagte, das sei passender! Ja, genauso hat er es ausgedrückt, ob du es glaubst oder nicht. Passender! Als wenn ich irgendein ultrareaktionärer Kerl wäre! Mehr steckt nicht dahinter. Wenn du es glaubst, kannst du dann nicht auch das andere glauben? Und Sheriff T. Perkins bitten, sich der Sache anzunehmen? Bitte.«
Er versuchte sie anzulächeln, spürte aber, dass das unmöglich war. Sie hielt den Blick starr auf seine orangerote Hose gerichtet, sodass er sich bei dem Versuch, ihren Blick zu erhaschen, vorbeugen musste.
»Doggie, versuch bitte, dir die Fragen zu stellen, die ich mir selbst stelle. Wer hat Toby den Revolver gegeben? Wie sind sie an die Waffe rangekommen? Wieso hat Toby aus nächster Nähe nicht den Präsidenten getroffen? Vielleicht sollte er ja gar nicht getroffen werden! Kannst du das nicht auch sehen? Und wenn das stimmt – warum? Was hatte Mimi Jansen getan? Und wieso hat niemand gehört, was Toby rief, ehe der zweite Schuss fiel? Es gibt so viele Fragen, die mir vielleicht helfen können, wenn sie schnell und richtig beantwortet werden. Aber ich habe nicht viel Zeit. Bitte denk doch darüber nach, und zwar schnell, bitte.«
Sie zögerte einen Augenblick, aber nickte unwillig, als der Wärter vortrat und die Fesseln hinter dem Stuhl löste.
»Verdammt, kann ich meine Tochter nicht wenigstens zum letzten Mal umarmen!«
Der Vollzugsbeamte sah ihn kalt an. »Tut mir leid. Keinerlei Berührung zwischen Häftlingen und Besuchern, Sie kennen die Regeln. Kommen Sie freiwillig mit, Curtis, die Zeit ist um.« Er zog ihn hoch und schubste ihn zur Tür, die zum Todestrakt führte.
»Doggie!«, rief er, als sich die Panzerglastüren öffneten. »Wenn es hilft, dann bezahl Perkins, was er verlangt. Wenn sein Job ihm das verbietet, dann biete ihm eine Summe an, dieihn für den Rest seines Lebens absichert. Oder finde jemand anderen, aber beeil dich. Du bist meine letzte Hoffnung.«
Er schaffte es, sich noch einmal umzudrehen, um ihr ein letztes Mal zuzulächeln. Aber sie war schon weg.
Als es Nacht wurde, versuchte Bud wach zu bleiben, denn er wollte Pete im Auge behalten, der wie üblich an der Wand neben dem Eingang lehnte. Irgendwann würde er vielleicht nachgeben, aber wer konnte wissen, wann das war? Bud horchte auf das regelmäßige Rauschen der Belüftung. War das vielleicht eine Möglichkeit? War es möglich, auf allen vieren durch kilometerlange Stahlrohre zu kriechen und am Ende irgendwo hinter den Gebäuden herauszukommen? Wäre es möglich, einen Weg durch das Gestrüpp des unter Storm stehenden Stacheldrahts zu finden und der Hölle nach Süden hin zu entkommen? Durch North Carolina abzuhauen, ein Wasserflugzeug zu chartern und sich von allem abzusetzen? Sein Leben quasi über Bord zu werfen und sich in Südamerika ein neues Leben aufzubauen? Wie man überlebte und mehr anschaffte, als man zum Überleben brauchte, das wusste er. Und auch, wie man aus dem Überfluss verschwinden konnte. Schöne Frauen gab es auch in Chile und Peru. Die Regierungen waren bestechlich, Arbeitskraft billig zu haben. Das Leben dort unten war leicht, wenn man wusste, wie man es anzustellen hatte.
»Psst, Buddieboy«, kam es aus der Nachbarzelle von Daryl. »Mann, wach auf. Pete kommt!«
Bud flog an die Gitterstäbe und presste das Gesicht dazwischen. Der Gefängniswärter war noch zwei Zellen entfernt, und im Augenblick war es auf dem Todesgang vollkommen ruhig. Als Pete an Daryls Zelle vorbeikam, warf er ihm einen bösen Blick zu. Dann blieb er vor Buds Gitterstäben stehen und sah Bud in die Augen. »Ich will das Geld, ehe du das Handy bekommst, klar?«, flüsterte er. »Und ich will eine Million, klar?Ich bin erst in ein paar Tagen wieder hier, bis dahin muss du das regeln.«
Bud schüttelte den Kopf. »Verdammt«, flüsterte er, »wie soll ich das Geld ohne Handy beschaffen? Mann, Pete, das siehst du doch selbst, oder? Ich muss zuerst das verdammte Handy haben.«
Pete war blass. Dies war die Chance seines Lebens, für ihn ging es um alles oder nichts. Er konnte dem Knast für immer den Rücken kehren oder im Knast bleiben, bis dort kein Mensch mehr einsaß, und abwarten, wie es weitergehen würde. Die Entscheidung an sich war leicht, aber das Risiko, entdeckt zu werden, wog schwer. Bud Curtis zu helfen war keine Kleinigkeit, das war auch
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