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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Bud sehr wohl bewusst. Die öffentliche Meinung war gegen ihn. Keinem in diesem Land wünschte man dringlicher, er möge schnellstmöglich in der Hölle schmoren, weil er diese politische Katastrophe ausgelöst hatte. Er und dieser verrückte Präsident. Wenn er wenigstens den Präsidenten umgebracht hätte und nicht seine Frau, dann steckte das Land jetzt nicht in diesem Schlamassel, meinten manche. Man hielt nicht viel von Bud Curtis, und das war nicht gut. Wer ihm mit illegalen Mitteln half, konnte sich auf etwas gefasst machen – falls das aufgedeckt wurde. Und genau davor musste sich Pete, der blasse Wärter, fürchten.
    »Eine Million in drei Tagen, am 26. März, dann bekommst du das Handy. Nicht vorher!«
    »Ich gebe dir fünf Millionen, wenn ich das Handy zuerst bekomme, okay?«
    Pete richtete sich nur auf und ging. Bud bemühte sich, den Kopf noch weiter durch die Gitterstäbe zu pressen, aber das ging nicht. Sein Herz klopfte zum Zerspringen. Pete marschierte ungerührt den Gang hinunter, ohne sich umzusehen.
    In Zelle Nummer acht war der nächste auf der Hinrichtungsliste mit einem Ruck aufgewacht. Ihm war plötzlich wieder bewusst geworden, was ihm in Kürze bevorstand. Bud hieltsich die Ohren zu, weil er das Greinen des armen Kerls nicht ertragen konnte. Mittlerweile war es unmöglich, im Todestrakt Schlaf zu finden. Die letzten Zuckungen des Lebens bestimmten alles. Es war, als spazierte der Tod unbekümmert zwischen ihnen umher, und Bud merkte, wie er erstarrte.

14
    Am späten Dienstagnachmittag hörte Doggie von Tom Jumpers Verhaftung.
    Die Behörden hatten den beliebtesten Fernsehmoderator Amerikas eigentlich schon am Samstag in Haft nehmen wollen, zeitgleich mit der Absetzung seiner Show. Sie hatten damit demonstrieren wollen, dass sie es ernst meinten, wenn sie sagten, sämtliche gewaltverherrlichenden Fernsehsendungen würden eingestellt. Aber der Mann war nicht dumm und hatte sich aus dem Staub gemacht. Sein persönlicher Assistent stand danach zwei Tage lang auf einer Bierkiste am Times Square und prangerte die Regierung wegen ihrer Eingriffe in das Recht auf freie Meinungsäußerung und ihrer Missachtung der Grundrechte an. Dann kassierten sie ihn.
    Insbesondere Vizepräsident Sunderland war außer sich angesichts der missglückten Festnahme Jumpers. Aber auch andere Kabinettsmitglieder waren der Ansicht, Jumper gehöre unbedingt vor Gericht gestellt.
    Am Montag war Jumper in einem Piratensender aufgetreten, den die Hälfte aller Schwarzen in Harlem verfolgte, seit die legalen Sender geschlossen worden waren. Er forderte die Menschen im Weißen Haus auf, den Präsidenten zu stürzen. Daraufhin setzte eine nie dagewesene Treibjagd auf Jumper ein. Rund zweitausend Soldaten und Freiwillige der Nationalgarde unterstützten die lokale Polizeibehörde und den Sicherheitsdienst dabei, jedem noch so winzigen Hinweis auf den Verbleib des Moderators nachzugehen. Dabei kam es zu einigen Schusswechseln mit Todesfolge. Immer mehr Menschen flohen Hals über Kopf aus der Stadt, und weil die PolizeiStraßensperren errichtet hatte, um nach Tom Jumper zu fahnden, bildeten sich kilometerlange Autoschlangen. Sämtliche Brücken im Osten – Triborough, Queensboro und Macombs Dam – wurden komplett abgeriegelt. Die Kontrollposten an den anderen Brücken und den Tunnels von Manhattan bekamen massive Verstärkung. Tom Jumper war zu einem Symbol geworden, und dieses Symbol sollte verschwinden.
    Ein anonymer Hinweis hatte am Dienstag in einem kleinen Café namens Kate’s Joint in Alphabet City schließlich zu seiner Festnahme geführt. Tom Jumper setzte sich tapfer zur Wehr, hatte aber gegen die Staatsmacht keine Chance. Man ging nicht gerade zimperlich mit ihm um, was die Menschen im Café auf die Barrikaden brachte, woraufhin die nervösen Soldaten zu schießen begannen. Wenige Stunden später wusste es die ganze Stadt: Mindestens zehn Tote hatte es gegeben, und Tom Jumper, hieß es, sei schwer verletzt. Man hatte ihn ins Downtown Family Care Center Hospital gebracht und wieder zusammengeflickt. Die Menschen wussten allerdings nicht, dass Jumper kaum eine Stunde später mit einer Krankenschwester und einem Pfleger über die Essex Street Richtung Seward Park getürmt war.
    Doggie erfuhr davon in der Lobby des Weißen Hauses, wo die Angestellten stets den neuesten Tratsch und inoffizielle Neuigkeiten austauschten. Einige regten sich fürchterlich darüber auf, dass es Jumper gelungen war, die Sicherheitskräfte an

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