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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Lance Burton, dann sagte er die Pressekonferenz ab. Die Situation war zu komplex. Bis sich die Lage wieder normalisiert hatte, war es wahrscheinlich mit Pressekonferenzen erst einmal ganz vorbei.
    Er ging seine Unterlagen durch und entschied sich nach einigem Überlegen für ein Videoband, das sie in der letzten Woche vorsichtshalber zusammengestellt hatten, für den Fall, dass aus irgendeinem Grund der Ölimport zurückgehen sollte. Ein souveräner und gut aufgelegter Präsident sprach über alternative Energien und darüber, dass die USA ein großes Land mit vielen Ressourcen seien und in der Frage der Energieversorgung ganz und gar auf eigenen Füßen stünden. Es gelte, positiv zu denken. Von der Sorte hatte Wesley noch einige Bänder.
    Er überspielte den drei großen Fernsehanstalten, die noch sendeten, den Videoclip, und zehn Minuten später hatte der erste Sender ihn im Programm. Anschließend zeigte man einen Hollywoodfilm, der so alt war, dass die Schauspieler nicht mehr dagegen protestieren konnten, in dieser Form missbraucht zuwerden. Irgendwann musste Wesley einen noch lebenden Star finden, der positiv über Jansen sprach. Ein Interview wäre gut. Vielleicht gab es so jemanden, das wäre fantastisch.
    Nach Erledigung seiner Aufgaben kam es Wesley vor, als fiele er in ein Loch.
    Er fand Doggie in ihrem fensterlosen Büro – was für ein bedrückender Ort für diese wundervolle, intelligente und schöne Frau. Sie saß an ihrem Schreibtisch, als wäre nichts geschehen. Schwer zu sagen, was in ihr vorging, aber das galt in diesem Haus wohl für alle.
    »Er überlebt doch, oder?«, fragte sie.
    Wesley nickte.
    »Gut. Er ist der Einzige, der meinen Vater begnadigen kann«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. Wesley sagte nichts. Ihr blieb ja nur die Hoffnung.
    »Ich habe gerade mit Sheriff T. Perkins telefoniert. Ich hatte schon tausend Mal versucht, ihn zu erreichen, eben hat es endlich geklappt. Ich habe ihm sehr viel zum Fall meines Vaters erzählt, was mir inzwischen bewusst geworden ist. Ach, Wesley, ich weiß Dinge, die als Grundlage für eine Aussetzung seiner Hinrichtung ausreichen könnten, da bin ich mir ganz sicher. Dinge, die vielleicht beweisen, dass er unschuldig ist.« Bei den letzten Worten sah sie aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. »T. hat genau zugehört. Ich liebe diesen Mann wirklich. Er will versuchen, mir zu helfen.«
    Wesley schwieg, bis sie aufsah und seinen Blick erwiderte. Entschlossenheit leuchtete aus ihren Augen. Im kleinsten und unbedeutendsten Büro des Weißen Hauses saß vielleicht der einzige Mensch, der noch das Beste für Präsident Jansen hoffte, aber nicht einmal das konnte Wesley ihr sagen.
    Er konnte nur nicken und ihre Hand nehmen.

18
    John und Danny hatten am selben Tag die Diagnose »HIV-positiv« bekommen. Für John brach eine Welt zusammen. Aber nicht, weil er Angst vorm Sterben hatte, sondern weil er mit Danny an seiner Seite doch gerade erst zu leben begonnen hatte.
    Sie waren schon lange zusammen, hatten anfangs allerdings in verschiedenen Städten gearbeitet und gelebt, John in New York, Danny in Washington. Dann wechselte John zum Hauptstadtstudio und zog in Dannys Traumhaus in der besten Gegend von Georgetown ein. Das war zu jenen unschuldigen Zeiten, als die Welt sich vor einem weltweiten Zusammenbruch der Computer beim Jahrtausendwechsel fürchtete und das World Trade Center noch stand. Damals war alles gut. Im ganzen Haus duftete es nach den Ölfarben, die sich auf Dannys Leinwänden zu paradiesischen Landschaften fügten. Dann kam die Krankheit.
    Sie wussten, warum. John war den Versuchungen in Greenwich Village immer bereitwillig erlegen.
    Heute war alles anders. Bei John schlug die Behandlung zurzeit noch so gut an, dass er sich gar nicht richtig krank fühlte. Danny hatte weniger Glück.
    John hatte sich damals in Dannys glänzendes Haar und das Funkeln seiner Augen verliebt. Das Funkeln war inzwischen erloschen, und sosehr Danny sich bemühte: Er konnte nicht verbergen, wie es um ihn stand.
    Als John die Haustür aufschloss, hörte er als Erstes den in voller Lautstärke laufenden Fernseher. Wie jedes Mal blieb ihmfast das Herz stehen. Er musste sich regelrecht zwingen, die paar Schritte bis ins Wohnzimmer zu gehen und nachzusehen, ob sein geliebter Danny noch atmete.
    Als er ihn dieses Mal fand, hing Danny auf der Couch, die Füße auf dem Tisch und auf dem Schoß ein leeres Martiniglas. Um den Gedanken an den nahenden Tod erfolgreich mit

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