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Das Weihnachtshaus

Das Weihnachtshaus

Titel: Das Weihnachtshaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jones Gunn
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entschuldigen uns, ja?»
    Bevor die Frau antworten konnte, schob Katharine mich an den vielen Menschen vorbei quer durch den Raum. Einige trugen noch ihr Kostüm, was die Party irgendwie vertraut erscheinen ließ und Kindheitserinnerungen in mir weckte. Doralee hatte viele Freunde gehabt, die auch so von ihrer Meinung überzeugt waren wie die Frau, der wir eben zugehört hatten. Diese Art von Partygästen mochte ich lieber um mich haben als solche, die mir Fragen stellen konnten. Deshalb hielt ich mich bei größeren Veranstaltungen immer gern im Hintergrund.
    Wir schafften es ohne größere Zwischenfälle mit unseren Tellern durch den Raum. Unvermittelt stand ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann vor uns, in der einen Hand einen kleinen leeren Teller, in der anderen ein langstieliges Glas mit einem rosafarbenen Getränk.
    Er trug eine rechteckige Brille, was ihm die Aura eines englischen Professors gab, irgendwie lässig und retro. Er sah aus wie der Junglehrer des Jahres, wie einer, der auf einem Segelboot in der Nähe von Belize leben könnte, wenn er nicht seine Tage damit verbringen würde, leicht zu beeindruckende Gemüter mit Hilfe von Klassikern zu formen.
    Die Person, mit der er eben noch geplaudert hatte, entfernte sich und machte Platz für Katharine, die näher trat und uns miteinander bekannt machte.
    «Edward, ich möchte dir jemanden vorstellen. Miranda, das ist unser Gastgeber, Edward Whitcombe.»
    «Der Sohn von Sir James Whitcombe», fügte ich hinzu, ohne zu bemerken, dass ich mich auf die Unterhaltung mit Andrew vorhin im Auto bezog.
    Edward neigte seinen Kopf mit einem Anflug von Überdruss. «Demnach sind Sie ein Fan?»
    «Ein Fan?»
    «Meines Vaters. Sind Sie ein Fan seiner Arbeit?»
    Ich blickte aus den Augenwinkeln zu Katharine und hoffte auf irgendeinen Hinweis auf die Tätigkeit von Sir James oder warum ich ein Fan sein sollte. Aber sie hatte sich umgedreht, um einen anderen Gast zu begrüßen, und ließ mich mit meinen Schwierigkeiten allein.
    «Ich … Ich weiß nicht.»
    Merkwürdigerweise amüsierte sich Edward über meine Antwort. «Ich glaube, diese Antwort habe ich zum ersten Mal gehört.»
    Ich sah auf die gebackene Krabbe auf meinem Teller und überlegte, ob ich sie in den Mund stecken sollte, damit ich die nächsten dreißig Sekunden nicht zu reden brauchte.
    Stattdessen wählte ich einen für mich ungewöhnlichen Ausweg, besonders wenn es um Fremde ging. Ich sagte die Wahrheit. Ziemlich unfreiwillig, sollte ich hinzufügen.
    «Ich komme aus den USA und …» Wenn meine fehlenden britischen Partymanieren nicht schon deutlich gemacht hatten, dass ich eine Außenstehende war, dann ganz sicher mein amerikanischer Akzent. Ich versuchte es noch einmal. «Was ich eigentlich sagen wollte, ich bin weder mit Ihrem Vater noch seinem Werk vertraut. Also kann ich nicht sagen, ob ich ein Fan bin oder nicht.»
    «Stimmt das?»
    Ich nickte. «Ich kenne seinen Namen nur, weil Andrew und Katharine mir heute Abend auf dem Weg hierher ein paar Einzelheiten erzählt haben.»
    «Und sie haben Ihnen nicht erzählt, was mein Vater gemacht hat?»
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte zaghaft, in der Hoffnung, dass er mir meinen Fauxpas verzeihen würde.
    Er nickte bedächtig. So als würde er nachdenken. Dabei schaute er mir unverwandt in die Augen, genau wie seine Frau Ellie im Theater versucht hatte, Blickkontakt zu mir herzustellen.
    Ich spürte, wie erschöpft ich war wegen des Jetlags und wie sehr ich das Bedürfnis hatte, mich etwas frischzumachen, bevor ich mich neuerlich auf eine ernsthafte Unterhaltung einließ. Ich wollte, dass sie mich zumindest ernst nahmen. Ich erinnerte mich daran, dass ich herausfinden wollte, ob einer der Gäste mir mit dem Foto weiterhelfen konnte.
    Ganz kurz überlegte ich, ob ich Edward das Foto zeigen und ihn nach seinem Eindruck fragen sollte. Aber ich war durcheinander und wollte den Gastgeber nicht verärgern, indem ich ihn wissen ließ, dass ich nur hier war, um etwas herauszubekommen, und mich dabei wie ein Amateurdetektiv verhielt.
    Anstatt die Unterhaltung in eine bestimmte Richtung, ob normal oder nicht, zu lenken, entzog ich mich seinem fragenden Blick. «Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich die Toilette finde?»
    «Aber natürlich. Im Gang rechts neben der Treppe.»
    «Vielen Dank.» Ich wandte mich ab, um zu gehen.
    «Wollen Sie mich denn nicht fragen, was mein Vater gemacht hat?»
    Ich blieb stehen und blickte ihn über die Schulter hinweg an.

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