Das Weihnachtshaus
Pyramiden in Ägypten.
Als ich das Arbeitszimmer mit meiner Tasche verließ, nahm ich mir vor, mich von meiner besten Seite zu zeigen. Noch nie war ich in so einem Haus gewesen und auch nicht in Gesellschaft von so reichen Menschen.
Ich hätte in Gegenwart dieser Menschen, die ich nicht kannte, zumindest nervös sein müssen oder mich ein wenig unwohl fühlen. Doch seltsamerweise war ich ganz ruhig. Ich fühlte mich willkommen. Herzlich willkommen. Und ich war bereit, den Geist dieser Weihnacht mit seiner frohen Gesellschaft zu begrüßen.
NEUNTES KAPITEL
Der größte Raum in dem luxuriösen Haus der Whitcombes war der Salon. Als Katharine und ich eintraten, blieb ich unvermittelt stehen und ließ die besondere Architektur und die wunderbare Dekoration auf mich wirken. Ellie hatte ihr Zuckerfee-Thema auch hier verarbeitet und überall im Salon rosa Akzente gesetzt. Girlanden aus Immergrün, in die kleine weiße Lichter, Büschel von Ilexbeeren und rosa Bonbons eingearbeitet waren, schmückten die Decke.
Sie war ziemlich hoch, und die Stimmen der etwa dreißig Gäste hallten in dem großen, weiten Raum. Obwohl es für alle genug Platz zum Sitzen gab, standen die meisten Gäste in kleinen Gruppen beisammen und plauderten. Am anderen Ende des Raumes leuchtete ein buschiger Weihnachtsbaum mit rosa Kerzen. Weiter vorn, nahe bei der Tür, wo Katharine und ich standen, war ein langer Tisch mit verschiedenen Speisen aufgebaut.
«Sie müssen unbedingt die gebackenen Krabben probieren.» Katharine reichte mir einen Teller. «Ellie serviert sie mit einem großartigen süßsauren Dip.»
Ich schob mich in der Schlange voran, füllte meinen Teller mit verschiedenen Häppchen und gab noch einen Löffel von jedem der appetitlich aussehenden Salate hinzu. Wir standen beim Essen, hielten vorsichtig unsere Teller und achteten darauf, niemanden anzustoßen.
Katharine stellte mich einer gedrungenen Frau vor, die ihr ganzes Leben in Carlton Heath verbracht hatte.
«Miranda würde gern etwas über ein Fotostudio in der Bexley Lane wissen», sagte Katharine. «Wissen Sie etwas über das Carlton-Studio?»
«Aber natürlich. Wunderbare Menschen, die Halversons. Sie hatten ihr Geschäft in der Bexley Lane viele Jahre lang. Es war sehr schade, dass sie weggezogen sind. Wir haben unsere Familienfotos dort machen lassen, als die Kinder noch klein waren. Es war ein herber Verlust, als sie ihr Geschäft aufgaben, finden Sie nicht? Man kann nur vermuten, dass das Geschäft wegen der Computertechnik Konkurs gemacht hat. Diese ganzen billigen Digitalkameras heute. Die Leute sind zu ungeduldig, um etwas vernünftig machen zu lassen oder zu einem Fachmann zu gehen. Lieber nehmen sie alles selbst in die Hand, zu Hause an ihrem Computer. Ich habe keinen Computer. Und ich werde mir auch keinen anschaffen. Die machen alles kaputt, wirklich. Meinen Sie nicht auch? Ich habe versucht, meinen Enkel dazu zu bringen, dass er einen ganzen Tag lang auf seine Computerspielzeuge verzichtet. Und wissen Sie was? Er hat sich geweigert. Aber es sind ja nicht nur die Computer. Es sind auch alle diese anderen Sachen, die sie dabeihaben, um ihre Musik zu hören und ständig herumzutelefonieren. Ganz schön beunruhigend, nicht wahr? Haben Sie das schon mal beobachtet, wenn Sie mit dem Zug fahren? Alle sind verkabelt, als ob sie in einem Krankenhausbett auf der Intensivstation lägen. Ein Kabel im einen Ohr und ein Kabel im anderen Ohr. Irgendwie sprechen sie durch irgendetwas, und sie führen Gespräche, die viel zu privat sind für die Öffentlichkeit. Das ist wirklich betrüblich.»
Als die gedrungene Frau nach Luft schnappte, blickte ich Katharine an, und sie versuchte höflich, das Gespräch zu beenden. «Ja, das ist betrüblich. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Miranda jetzt gern noch ein paar anderen Gästen vorstellen, bevor sie gehen muss, um ihren Zug nach London zu erreichen.»
«Da sollten Sie am besten den Fahrplan studieren. Sie wissen ja, es ist Heiligabend. Aber daran haben Sie bestimmt gedacht. Morgen, natürlich, ist ja Weihnachtstag, und ich finde, dass die Bahn es den Reisenden, die nur den Tag bei ihrer Familie sein wollen, nicht gerade leicht macht. Also, ich finde, man kommt da mehr den Menschen entgegen, die bei der Bahn beschäftigt sind und die zweifellos absonderliche Feiertagszuschläge verlangen würden. Nicht, dass irgendjemand …»
Katharine warf ein: «Oh, da ist jemand, mit dem ich Miranda bekannt machen muss. Sie
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