Das Weihnachtsversprechen
Kundenservice ein paar Tüten für Miss Glory bereitgestellt. Würden Sie dabei behilflich sein, sie zu holen?«
Chaz musterte Miriam, als sie auf ihn zuging. Sie benahm sich überhaupt nicht wie eine Frau, die sich sozial engagierte. Sie wirkte irgendwie arrogant. »Ist Donovan in Ihrem Haus? Er hat von einer Miss Glory gesprochen«, sagte er und führte sie zum Kundenservice.
Miriam seufzte. »Ja! Kennen Sie ihn?«
Chaz hob die Tüten hoch, auf denen Miss Glorys Name stand. »Er kommt oft zu mir rein, wenn seine Mom arbeitet.«
»Er hält mich für verrückt«, berichtete sie. »HeuteMorgen sagte er zu mir, mein Haar sähe aus, als habe eine Katze darin gespielt.«
Chaz führte Miriam durch das Kaufhaus. »Das klingt ganz nach ihm.«
»Sind Sie neu hier?«
Er hielt ihr die Eingangstür auf. »Ja.«
»Ich glaube, es wird Ihnen hier gefallen.« Chaz war es immer zuwider, wenn ihm jemand erzählte, etwas werde ihm gefallen. »Dies ist ein wunderbarer Ort zum Leben. Je länger ich hier wohne, desto mehr weiß ich ihn zu schätzen.« Chaz stellte die Tüten in den Kofferraum von Miriams Wagen und schloss die Klappe. »Herzlichen Dank ...«, sie blickte auf sein Namensschild, »... Chad.«
Die Leute sprachen seinen Namen immer falsch aus, aber das war Chaz gleichgültig. Er ging über den Parkplatz und bemerkte, dass die hübsche Blonde, die er einige Tage zuvor im Wilson’s gesehen hatte, aus der Gasse herausfuhr, die zwischen der Anwaltskanzlei und dem Kaufhaus lag. Sie bemerkte ihn nicht auf dem Bürgersteig, aber er blieb stehen und sah ihr nach, als sie an ihm vorbeifuhr, bevor er ins Kaufhaus ging und seine Karte für den Beginn seines Arbeitstages abstempelte.
Dalton und Heddy luden die Weihnachtspakete hinten in ihren Geländewagen und in den Kofferraum meines Wagens. Donovan, Erin und Miriam stiegen bei mir ein. Ich besprach noch einmal mit Dalton die Belieferung der auf unseren Listen stehenden Wohnungenund Häuser der Bedürftigen. Anschließend wollten wir uns vor der Kirche auf dem städtischen Marktplatz treffen. Wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt sank, öffnete das Kirchenpersonal um sieben Uhr das Kellergeschoss und stellte dort Klappbetten auf, in denen die Obdachlosen schlafen konnten.
Wir fuhren kurz vor sieben vor, und ich reichte Erin und Donovan eine Tüte mit Päckchen. Dann sah ich mich nach Miriam um.
»Ich werde einfach hier warten«, rief sie vorgebeugt vom Rücksitz aus.
Ich ging mit einer Tüte in der Hand zur hinteren Wagentür. »Es ist zu kalt, um hier draußen zu warten.«
»Lass mir einfach die Schlüssel da«, entgegnete sie. »Ich hab kein Problem damit.«
»Nun komm schon! Ich brauche Hilfe beim Tragen dieser Tüten.«
Sie beugte sich weiter in ihrem Sitz vor. »Wirklich, Gloria, ich habe das hier den ganzen Tag gemacht, und ich bin nicht dafür geschaffen.«
Ich verlor die Geduld. »Für was geschaffen?«, fragte ich. »Anderen zu helfen?« Miriam rührte sich nicht. »Los, hoch mit dir! Ich friere hier draußen.« Miriam erhob sich unwillig von ihrem Rücksitz und stieg aus. Ich gab ihr eine Tüte. »Die roten Päckchen sind für die Frauen, die grünen für die Männer.« Ich bemerkte eine Frau, die auf einer Bank auf dem Marktplatz saß. »Oh, da ist Janet. Sie geht erst am späten Abend rein. Sie ist nicht gern mit anderen Menschen zusammen. Bring ihr ein Päckchen, ich treffe dich dann drinnen.«
Miriam sah zu Janet. »Ich will nicht da rübergehen und einer Frau etwas geben, die nicht gern mit anderen Menschen zusammen ist.«
Ich klappte den Kofferraum zu. »Mit
vielen
Menschen. Mit dir wird sie gut auskommen.« Ich machte eine Scheuchbewegung mit der Hand, aber Miriam stand nur still da und musterte Janet. »Denk auch daran, ihr frohe Weihnachten zu wünschen«, rief ich über meine Schulter und ließ sie einfach zurück.
Murrend lief Miriam auf die Straße und trat prompt in eine schmutziggraue Eiswasserpfütze. Kopfschüttelnd stöhnte sie auf. »Ich hasse es, Leuten zu helfen«, murmelte sie. Sie schüttelte den Schmutz von ihrem Schuh und überquerte die Straße. Als Janet Miriam sah, stand sie auf und lief über den Platz. Miriam eilte hinter ihr her. Bevor Janet verschwinden konnte, rief sie: »Hallo, Sie da, hallo!«
Janet drehte sich um, und Miriam schwenkte das Päckchen durch die Luft. »Für Sie.« Janet nahm die Schachtel, sagte aber nichts. »Ein paar Sachen ... von Gloria ... ich meine, von Miss Glory ... für Sie.« Miriam
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