Das Weinen der Engel (German Edition)
Gesicht, das lange glänzende blonde Haar, die großen blauen Augen. Das Einzige, was ihm durch den Kopf ging, war:
Was habe ich mir zum Teufel bloß gedacht? Diese Frau war es nicht wert, geliebt zu werden. Sie war berechnend und dachte nur an sich selbst.
Er ergriff ihre Handgelenke, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihn zu küssen, und machte sich von ihr los. Dann trat er wieder einen Schritt zurück. „Du hast mich nie geliebt, Amy. Und du liebst mich auch jetzt nicht. Du hast ja nicht die geringste Ahnung davon, was Liebe wirklich ist.“
„Du weißt nicht, was du da sagst.“
„Ich sage, dass du nur das willst, worauf du im Moment Lust hast. Meist willst du das, was du nicht bekommen kannst.“
Sie begann zu weinen, öffnete ihre kleine Chanel-Handtasche, die über ihrer Schulter hing, und zog ein Papiertaschentuch heraus. „Wie kannst du nur so was sagen? Wir haben uns doch geliebt. An dem Tag, als ich die Verlobung aufgelöst habe, hast du geweint.“
„Ja, das stimmt. Himmel, ich muss ja verrückt gewesen sein.“
Sie versteifte sich und sah ihn mit vorgerecktem Kinn und hochgezogenen Augenbrauen an. Ihr hübsches Gesicht wirkte plötzlich hart. „Du liebst mich. Du wirst mich immer lieben.“
„Du irrst dich, Amy. Ich habe dich nie geliebt. Das hatte ich mir nur eingeredet. Was immer ich geglaubt habe zu empfinden, ist seit langer Zeit zu Ende.“ Er ging zur Tür und öffnete sie. „Geh zurück zu Jonathan oder irgendeinem anderen armen Dummkopf, den du von deinen Geschichten überzeugen kannst. Lebe wohl, Amy, ich wünsche dir viel Glück.“
Sie presste die Lippen zusammen. „Das wird dir noch leidtun. Irgendwann wird dir klar, dass du einen Fehler gemacht hast, und dann kommst du zu mir angekrochen.“ Sie wirbelte herum und stolzierte aus seinem Arbeitszimmer.
Dev stand eine Weile einfach nur da und versuchte zu verstehen, was da gerade vorgefallen war. Dann musste er grinsen. Er war wirklich ein Idiot, dass er auf so eine Karikatur wie Amy abgefahren war. Dafür kannte er jetzt den Unterschied, wusste, was eine richtige Frau war.
„Town!“, rief er und rannte den Flur entlang, um seinen Freund zu suchen. „Ruf bitte die Desert Air an und buche einen Flug für mich. Ich muss nach L.A.“
„Aber gern, Boss.“ Town grinste, als Dev an ihm vorbei ins Schlafzimmer lief, um ein paar Sachen einzupacken.
Er würde Lark nicht vorher anrufen und sie fragen, ob sie mit Chrissy nach Wyoming mitkam. Diese Frage wollte er ihr von Angesicht zu Angesicht stellen. Wenn die Quellen seiner Brüder recht hatten und sie ihn auch nur halb so vermisste wie er sie, würde er ihr noch viel wichtigere Fragen stellen.
Er packte Hosen und Hemden in einen Kleidersack und legte seine schwarzen Krokodillederslipper dazu.
„Das Flugzeug ist in einer halben Stunde startbereit!“, rief Town durch die offene Schlafzimmertür.
„Super.“ Dev schnappte sich seine immer vorbereitete Reisetasche und warf kurz einen Blick hinein, ob auch alles Nötige vorhanden war.
„Solltest du nach Wyoming fliegen, wäre es vielleicht nicht schlecht, eine dicke Jacke und Stiefel mitzunehmen.“
Er hatte nicht daran gedacht, gleich von L.A. aus dorthin zu fliegen. Aber jetzt, wo Town es erwähnte, fand er die Idee gar nicht so schlecht. „Ich habe jede Menge Klamotten auf der Ranch.“
Vorausgesetzt, Lark würde mit ihm kommen.
Plötzlich spürte er wieder diese Enge in der Brust. Zwei Wochen lang war er am Boden zerstört gewesen. Wenn seine Brüder sich irrten und Lark ihn abblitzen ließ, würde er sich noch viel schlechter fühlen.
„Sie wird mitkommen“, sagte Town leise, als hätte er wie immer seine Gedanken gelesen. „Sie liebt dich.“
Dev zog den Reißverschluss der Tasche zu. „Ja, ja. Woher willst du das wissen?“
„Das behauptet Aida.“
Dev verdrehte die Augen. Seine Haushälterin. Himmel noch mal. Alle waren Experten. „Kümmer dich um alles, während ich weg bin.“
„Das mache ich doch immer.“
Dev schnappte sich die Taschen und ging zur Tür. „Für diesen einen Fall hoffe ich, dass all die Leute, die besser über mein Liebesleben Bescheid wissen als ich selbst, recht haben.“
Town warf ihm ein breites Lächeln zu.
Dev fühlte sich wohl. Ihm war es schon lange nicht mehr so gut gegangen, bestimmt seit … Nun, er konnte sich überhaupt nicht mehr daran erinnern. Irgendwann seit er die Tür zu Larks Apartment hinter sich geschlossen hatte und gegangen war.
Als er den
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