Das Weinen der Engel (German Edition)
hatte sich die Zeiten der Wachrunden notiert. „Der Typ hat keinen strikten Zeitplan, aber es sieht so aus, als wenn er etwa alle zwanzig Minuten seine Runden dreht. Wird ein bisschen eng, aber es sollte möglich sein, rein- und rauszukommen, bevor ihn jemand vermisst.“
Dev nickte nur.
Clive warf einen Blick auf die kleinen Umrisse auf dem Bildschirm. „Ist sie das?“
„Kann ich nicht sicher sagen. Wir müssen erst mal hören, was für Ergebnisse Cantrell hat.“
Sie beendeten ihre Beobachtung gerade, als Trace zurückkam. Er hob den Daumen zum Zeichen, dass sein Programm erfolgreich arbeitete. Zusammen kletterten sie wieder bergauf. Nach fast zweihundert Metern trafen sie auf Cantrell, der seine Ausrüstung eingepackt hatte und sich ihnen anschloss. Keiner sprach ein Wort, bevor sie am Jeep angelangt waren.
„Wie ist es gelaufen?“, wollte Dev wissen.
„Jede Menge Stimmen“, erwiderte Jake. „Ein paar interessante Informationen über Alvarez. Alles gespeichert. Kannst du dir anhören, wenn wir wieder zurück sind.“
„Welche sicheren Infos gibt es?“
„Alvarez hat einen ziemlichen Haufen Leute angestellt. Hörte sich an, als würden zwei Frauen die Anweisungen geben. Ich bin mir so gut wie sicher, dass zwei Kinder im Haus sind. Haben eine ganze Menge geredet, aber alles in Spanisch.“
„Konntest du hören, ob eins davon ein Mädchen war?“
„Mit ziemlicher Sicherheit, ja. Hat irgendwas von einem Kätzchen erzählt. Aber wie gesagt, auf Spanisch.“
Dev seufzte erleichtert. „Chrissy ist zweisprachig. Und Lark hat ihr versprochen, ein Kätzchen für sie zu holen.“
„Bingo“, sagte Johnnie.
Die Männer verstauten ihre Ausrüstung hinten im Jeep und stiegen ein. Cantrell setzte sich ans Steuer, Dev kletterte auf den Beifahrersitz. Trace sprang hinten in den Wagen. Jake ließ das Fahrzeug bergab rollen, dann schaltete er den Motor ein und fuhr zurück zum Lager.
Sie hatten, was sie benötigten. Unglücklicherweise befanden sich auf dem Anwesen viel mehr Personen als erwartet. Das hinderte sie aber nicht.
Morgen Abend würden sie dort hineingehen.
Die Männer betraten das Metallgebäude, müde, aber bereit, ihre Arbeit zu tun. Alle bis auf Riggs, der sich bereit erklärt hatte, dort zu bleiben und das Grundstück weiter zu beobachten.
„Ich kann genauso gut hierbleiben, statt in dieser verrosteten alten Laube zu schlafen“, hatte er gegrummelt. Tatsächlich brauchten sie jemanden, der dort blieb. Sie mussten sicherstellen, dass sich in der Zwischenzeit nichts Grundlegendes verändert hatte, bevor sie am nächsten Abend aufbrachen.
Im Haus suchte Dev nach Lark und ging mit ihr zu Cantrell, der neben dem alten Holztisch stand. „Jake, spiel doch mal bitte die Aufnahmen ab.“
„Mit Vergnügen.“ Cantrell stellte seine Ausrüstung auf dem Tisch ab und schaltete den Recorder an, um die digitalen Aufnahmen abzuspielen.
Dev horchte aufmerksam. Er hörte Männerstimmen und Personal, das Anordnungen erhielt.
„Das ist sie!“, rief Lark, als die Kinderstimmen ertönten und sie sofort Chrissys erkannte. „Das ist Chrissy!“ Ihr traten die Tränen in die Augen, und sie wandte sich schnell ab.
„Sie spricht mit einem anderen Kind“, sagte Dev. „Das könnte der Sohn von Alvarez sein.“
Lark wischte sich eine Träne von der Wange, die Geste ging Dev sofort zu Herzen.
„Hör mal“, sagte Jake und drehte die Lautstärke weiter auf. Jemand telefonierte. Sie konnten auch die Stimme am anderen Ende der Leitung gut hören. Ganz eindeutig handelte es sich um Alvarez, der da mit jemandem am Telefon sprach.
„Hört sich an, als würde er sich verabreden.“
„Mit einer Frau“, fügte Lark beim Klang der weiblichen Stimme am anderen Ende hinzu.
„So wie sie schnurrt, nehme ich mal an, dass es nicht seine Ehefrau ist“, sagte Clive.
„Cabo San Lucas am Wochenende“, wiederholte Cantrell, was er von dem Gespräch verstanden hatte.
„Sieht so aus, als würde
el jefe
ein kleines Tête-à-Tête im
El Presidente Resort
planen“, kommentierte Trace.
„Sehr interessant.“ Aber Dev ging davon aus, dass Alvarez seine Geliebte oder irgendjemand anders wohl nicht mehr treffen würde, sollte am folgenden Abend alles so verlaufen, wie er hoffte.
Dann würde er nie wieder irgendjemanden treffen.
Sie ließen die Aufnahmen noch zweimal durchlaufen, dann begannen die Männer zu gähnen und zogen sich zu ihren Schlafplätzen zurück. Lark nahm schweigend Devs Hand und führte ihn
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