Das Weinen der Engel (German Edition)
benutzte ihr Hemd, um sich abzutrocknen, und zog sich an. Dev holte seine Kleidung. Kurz darauf waren beide angezogen und fertig für den Rückweg.
„Du bist so schrecklich schweigsam.“
„Das hätte nicht passieren dürfen.“
„Es war nicht deine Schuld.“
Sie sah ihn an. „Wir beide wissen, was hier abläuft. Das zwischen uns … es hat keine Zukunft, Dev. Ich will nicht tiefer in diese Sache reinrutschen, als ich es schon bin.“
Er wandte kurz den Blick ab. Dann nickte er. Dev verstand genau, was sie meinte. Wieder sah er ihr in die Augen. „Das wird vorbei sein, sobald alles wieder im Normalzustand ist.“
Lark schluckte. „Ich weiß gar nicht mehr, was eigentlich der Normalzustand ist.“
Dev erwiderte nichts darauf. Er nahm ihre Hand und führte sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Heute Nacht würden sie Chrissy befreien. Wenn nichts schiefging, würde das kleine Mädchen schon bald wieder bei Lark sein und mit ihr nach Hause gehen können.
Dev hatte versprochen, sie zu beschützen.
Dieser Albtraum würde nicht mehr lange andauern.
Er hätte sie nicht anrühren dürfen. Das wusste Dev ganz genau. Aber Lark hatte so schön ausgesehen, als sie im Fluss in der Sonne gestanden hatte. So wahnsinnig begehrenswert, er hatte es einfach tun müssen. Es war, als hätte er gar keine andere Wahl gehabt.
Das alles wurde viel zu intensiv. Es wuchs ihm irgendwie über den Kopf. Nur einmal im Leben hatte er es zugelassen, dass er so viel für eine Frau empfand, und hatte dafür einen hohen Preis zahlen müssen.
Dev dachte an Amy, während er das Magazin seiner Browning überprüfte und sich für den Einsatz heute Nacht vorbereitete. Er vergewisserte sich, dass er ein Ersatzmagazin für die Heckler & Koch dabeihatte, dann zog er das Ka-Bar einige Male aus der Scheide und wieder zurück, um sicherzugehen, dass es nicht hakte.
Amy ging ihm durch den Kopf, wie sie ihm vorgemacht hatte, ihn zu lieben. Wie er darauf hereingefallen war, weil er so unbedingt an ihre Liebe hatte glauben wollen. Die Liebe einer Frau hatte er vorher nie gekannt. Seine Mutter war Alkoholikerin gewesen, die sich nicht um ihn oder seine Brüder gekümmert hatte. Während der Zeit bei den Rangers gab es die eine oder andere Geliebte, aber das war nie der Typ Frau gewesen, die man heiratete. Er hatte sich in Amy verliebt und fest geglaubt, dass sie seine Liebe erwiderte.
Doch er war auf der falschen Seite der Straße aufgewachsen. Egal wie erfolgreich er beruflich war, egal wie viel Geld er verdiente, für Amy war er nie gut genug gewesen.
Er musste an das Gefühl denken, das ihn überkommen hatte, nachdem sie verschwunden war, nur drei Tage vor ihrem Hochzeitstermin. Als hätte man ihm das Leben aus dem Körper gesaugt, als gäbe es weder Tag noch Nacht, nur endlose Stunden, die sich aneinanderreihten. Morgens hatte er kaum aufstehen können, um einen weiteren, schrecklichen Tag in Angriff zu nehmen.
Aber er war über Amy hinweggekommen und hatte sich geschworen, nie wieder in die Liebesfalle einer Frau zu tappen.
Nicht einmal, wenn es sich um Lark Delaney handelte.
Antonio Alvarez wartete, bis die Tür seines Arbeitszimmers geöffnet wurde und der große schlanke Jorge Santos hereinkam. Gerade hatte Antonio eine Nachricht von einem seiner Kunden bekommen, der dank Santos nun zu einem noch größeren Abnehmer geworden war.
„Sie wollten mich sprechen,
jefe
?“ Er strich sich mit den schlanken Fingern durch das schulterlange schwarze Haar, als er auf den Schreibtisch zuging.
Antonio machte ihm ein Zeichen, dass er sich auf einen der tiefen Ledersessel ihm gegenübersetzen sollte. „Ich habe einen Anruf von Hector Ramos erhalten. Er hat beschlossen, den Handel mit uns noch auszuweiten. Dabei lobte er deine effiziente Arbeit. Er meint, das wäre der Grund für seinen Entschluss gewesen. Ich bin sehr erfreut.“
Santos verzog die schmalen Lippen leicht nach oben.
„Wie du weißt, gebe ich meinen Leuten gern eine Belohnung, wenn sie ihren Job gut machen. Deshalb habe ich beschlossen, dir das Mädchen zu schenken. Sie gehört dir, du kannst mit ihr machen, was du willst.“
Santos erhob sich von seinem Sitz, die schwarzen Augen funkelten vor Vorfreude. Er würde das Mädchen verkaufen und sehr guten Profit damit machen. Irgendwann … „Darf ich sie gleich mitnehmen?“
Alvarez schüttelte den Kopf. „Heute noch nicht. Sie spielt gerade mit dem Jungen. Morgen wird einer der Männer sie zu dir nach Hause bringen. Ich
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