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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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weniger vernichtet werden. Das Beispiel Hemingway zeigt uns einen Menschen, der gut gelebt hat, aber schlecht, weil für ihn nur der Sieg zählte. Er hat von Krieg und Kampf gelebt, und als er sich nicht mehr zu wehren wusste, sprang er ab. Doch er hat einige frühe Werke hinterlassen, die unsterblich sind, oder? War da nicht was mit den Bewegungen der Capa? Ein Fehler. Zum Teufel damit, was soll’s? Trinken wir ein Glas auf ihn.

Notizen eines Dirty Old Man
    Open City, 12 .– 18 . Mai 1967
    Wisst ihr, was passiert, wenn ich Zigarren holen fahre und mich zwei Cops anhalten? Dann bekomme ich Lust, das ganze Strafrechtssystem unserer Gesellschaft zu ändern. Damit wir uns richtig verstehen – ich sage nicht, dass alkoholisierte Fahrer die besseren Bürger sind. Ich bin selbst mal von einem Betrunkenen angefahren worden. Und die Kfz-Versicherer mögen sie auch nicht. Aber ich behaupte, dass es zu viele Grenzfälle gibt, wo jemand, der nach Hause käme, ohne einer Fliege was zuleide zu tun, angehalten und eingebuchtet wird, denn da es nun mal Gefängnisse gibt, werden sie auch genutzt. Und wenn Polizisten durch die Straßen fahren, fühlen sie sich beinah VERPFLICHTET, VERHAFTUNGEN VORZUNEHMEN.
    Wenn mich ein Polizist anspricht, fühle ich mich immer schuldig, weil der Polizist darauf TRAINIERT ist, mir anzumerken, dass ich schuldig BIN. Man hat also den personifizierten Schuld- und Vaterkomplex vor sich: Dienstabzeichen, Helm, Waffe, quäkendes Funkgerät, Rotlicht, wohlgenährtes Gesicht ohne Regung. Im Grunde ist es eine Horrorszene. Und SO schlecht sind wir einfach nicht. Es muss doch etwas Besseres geben als dieses Gegenüber, das nicht versteht, nicht verstehen will, was man zu ihm sagt.
    Ich rate den Open City -Lesern, eine Weile im Haus zu bleiben. Bleibt sauber, verrammelt die Türen, dann lasst sie die leeren Boulevards rauf und runter kurven und mit ihrem roten Licht den Mond anblinken. Da draußen läuft sowieso nichts. Und wir können uns die Drinks auch schmecken lassen, während wir noch mal Tolstoi lesen oder uns Mozarts Einundvierzigste anhören. Amen.
    Wurde vor etwa einer Woche auf der Straße angehalten. 2 Motorradpolizisten ließen mich rechts ranfahren und sagten, mein Bremslicht funktioniere nicht. Da ich ein paar Biere intus hatte, musste ich verschiedene Gleichgewichtstests machen. Ich wurde weder herumgeschubst noch zu irgendeiner Aussage gezwungen, außer wo ich herkam und wo ich hinwollte.
    Da ich schon eine Strafe wegen Trunkenheit am Steuer hinter mir hatte, war das Ganze ziemlich heikel für mich. Ich bin mir nicht sicher, ob wir besser mit oder ohne Polizei überleben können. Das ist eine Frage für größere Geister. Die Franzosen haben da ein altes Sprichwort: »Wer bewacht die Wächter?« Mir ist wichtiger: »Wem dienen die Wächter?« Und mir fällt ein Spruch ein, den ich mal von einem Komiker gehört habe: »GAUNER? WO SIND DENN DIE GAUNER? ICH HAB NUR ÄRGER MIT DER POLIZEI!«

    Als Letztes kommt der Lampentest. Sie leuchten dir mit einer Taschenlampe in die Augen. Vermutlich, um zu sehen, ob die Pupillen von Dope erweitert sind. Aber das Seltsame war, nachdem er mir in die Augen geleuchtet hatte, ging der Polizist zu seinem Kollegen rüber und leuchtete ihm mit der Lampe in die Augen. Und es kam mir vor, als hätte der angestrahlte Polizist ganz schön Angst. Sollte er etwa ein paar Joints geraucht haben, bevor er auf seine Maschine gestiegen war? Heftig, was? Ich sah es direkt vor mir:
    »Okay, Kumpel, du bist auf Stoff! Ich muss dich melden!«
    »Aber Marty, wir sind doch be freundet ! Wie oft haben wir schon zusammen einen draufgemacht! Ich bitte dich! Ich hab nur ein paar Züge genommen!«
    »Das sagen sie alle! «
    »Mach keinen Scheiß , Marty!«
    »Es bleibt dabei, Junge. Dienst geht vor Freundschaft …«
    Aber so kam es nicht. Der Polizist nahm die Lampe runter und sagte zu mir: »Gut, Sie dürfen weiter. Sie haben die Tests bestanden. Es ist aber besser, wenn Sie gleich nach Hause fahren.«
    Das tat ich. Nur beim Schnapsladen an der Ecke hielt ich noch an.

    Na schön, sagt ihr. Und weiter? Was soll das? Gibt’s eine Patentlösung für das Problem mit der Polizei und den alkoholisierten Fahrern? Na ja, unter der Dusche, beim Ballspielen mit ihren Kindern oder beim Rasenmähen sind die Polizisten schon ein wenig anders. Da haben sie mit Verstopfung, Schlafstörungen, Scheidung, Angst, Liebe, Zahnweh und so weiter zu kämpfen, genau wie wir anderen auch.
    Der

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