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Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Das weingetränkte Notizbuch: Stories und Essays 1944-1990Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Sachen ein wie die Abraham-Lincoln-Brigade und elf tote Kaulquappen unter einer Wäscheleine 1932. Dann sagte sie auf Wiedersehen. Das Wiedersehensagen dauerte sehr lange.
    Als es vorbei war, zog ich den Kimono aus und machte mich fertig, um meinen Kram kaufen zu gehen.

Sollen wir Uncle Sam den Arsch aufreißen?
    Sollen wir Uncle Sam den Arsch aufreißen?
    Oder kriegt er uns am Arsch? Ich werde im August 50, also traut mir nicht. Das sind 20 Jahre über 30, und ich frage mich, wem die Jungs unter 30 wohl trauen, wenn sie über 30 sind. Ein bisschen könnt ihr mir vielleicht aber doch trauen – ich bin arbeitslos, habe sogar einen Stoppelbart, trinke jede Nacht bis zum Morgen, schreibe meine kleinen Gedichte und schmutzigen Stories, suche immer noch das Gelbe vom Ei, vielleicht umsonst, stehe mittags auf, um eine Alka Seltzer einzuwerfen, finde Aquarelle und leere Bierflaschen auf dem Fußboden, neben der Racing Form von letzter Woche. Der Berkeley Tribe schickt mir jede Woche gratis seine neueste Ausgabe, die dürften also wissen, dass ich hier bin. Außerdem trinke ich mit jedem und höre zu. Meine Tür steht Links und Rechts offen, Schwarz und Weiß, Gelb und Rot, diversen Männern, Frauen, Lesben, Homos. Ich lehre nicht, ich lerne. Ich war gegen den Krieg, als es Mode war, dafür zu sein. Ich war überzeugt, wir hätten uns aus dem Zweiten Weltkrieg raushalten können und trotzdem wäre die Geschichte nicht viel anders gelaufen. Das ist eine verwegene Ansicht, der man natürlich widersprechen kann. Gegen den Krieg bin ich immer noch. Ob ein Krieg gegen Links oder Rechts geht, für mich ist beides Krieg. Unter Amerikas Intellektuellen gilt ein Krieg gegen die Rechte als gut, ein Krieg gegen die Linke als schlecht. Das ist zu einfach. So billig kommt man an der Lektion nicht vorbei. Wenn ihr Menschenleben für eine Sache opfern wollt, seid konsequent. Stellt eine neue Verfassung auf oder setzt die alte durch. Sagt: »Wir sind gestorben. Jetzt wollen wir unseren Willen haben.« Sobald im Krieg ein Feind beseitigt ist, entsteht ein Ungleichgewicht, und ein neuer Feind bildet sich heraus. Wenn ihr die Linke zerstört, werdet ihr leicht selbst zur Linken, zerstört ihr die Rechte, werdet ihr leicht selbst zur Rechten. Wie Quecksilber ist das, ein Wackelkurs, und die Umschwünge haben schon manchen Großen dumm aussehen lassen. Politik, Krieg, Engagement – seit Tausenden von Jahren haben sie uns immer nur Scheiße eingebrockt. Es wird Zeit, dass wir daraus lernen.
    In den dreißiger Jahren bis hin zum Zweiten Weltkrieg gab es hierzulande ein ausgeprägtes revolutionäres Bewusstsein. Franco war im Begriff, Spanien an sich zu reißen, Schriftsteller verschrieben sich der »edlen Sache«: Hemingway, Koestler, der später umschwenkte – Sonnenfinsternis war de facto ein früherer Schwenk. Zu erwähnen auch Lillian Hellman; Irwin Shaw, der Freund der Intellektuellen und Liebling des New Yorker  – siehe die Geschichte »Sailor Off the Bremen« … und natürlich Steinbeck und Dos Passos, der später umschwenkte. Selbst William Saroyan, der von sich gesagt hatte, er werde nie in den Krieg ziehen, ließ sich mitreißen, marschierte und schrieb einen sauschlechten Roman darüber, Die Abenteuer des Wesley Jackson . Es gab Dutzende, Hunderte mehr. Man war als Schriftsteller einfach ein Dreck, wenn man nicht für den Krieg eintrat. Ich war als Schriftsteller ein Dreck. Und vor dem Krieg gab es eben die Wirtschaftskrise. Jung und Alt traf sich in dunklen Garagen und redete über die Revolution. Die Abraham-Lincoln-Brigade formierte sich, um in Spanien gegen den aufkommenden Faschismus zu kämpfen. »Schluss damit!« Nun, die Brigade war schlecht gerüstet, und ihre Anhänger brüllten die Leute an: »Kommt in die Partei! Kommt zur Brigade! Wir müssen sie aufhalten! Unser Leben steht auf dem Spiel!« In San Francisco war es dasselbe. Gut besuchte Tanzabende der Kommunistischen Partei. Niemand konnte sich raushalten. Raushalten geht nicht, hieß es. Wer nicht in irgendeiner Form mitmachte, war kein Mensch mit Verstand und Gefühl. Aufregende Zeiten für manche. Aber wo führte es hin? Was ist aus der Linken geworden, nachdem Hitler besiegt war? Was ist aus Irwin Shaw, Hemingway, Dos Passos, Steinbeck, Saroyan und der ganzen Bande geworden? Na, es kam ein blöder Roman von Steinbeck, Der Mond ging unter , und ein blöder Roman von Hemingway, Über den Fluss und in die Wälder , und ich habe keine Ahnung, ob diese Sachen

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