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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Augen ängstlich weit aufgerissen.
    »Hallo«, sagte Clare leise. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich … ich weiß nicht«, antwortete die Frau. Sie sah sich um. »Ich weiß nicht, wo …«
    Clare streckte ihre Hand aus. »Haben Sie sich verirrt? Kommen Sie, ich helfe Ihnen Ihr Zimmer suchen.« Sie hakte die Patientin unter und schaute sich nach einer Pflegekraft um.
    »Kennen Sie meinen Mann? Ich suche meinen Mann.« Die Frau hielt sich an Clares Arm fest.
    »Ich arbeite nicht hier, ich bin bloß zu Besuch da. Schauen wir, ob uns jemand helfen kann.«
    »Ich bin ganz verheult«, sagte die Frau und tippte sich dabei an die Augen. »Ich brauche ein … ein …«
    Clare zupfte ein Papiertuch aus der Box beim Stationsschalter. Hinter einer Trennwand entdeckte sie eine Tür mit der Aufschrift Heimleitung. »Probieren wir’s da. Können Sie mit mir dorthin gehen? Wunderbar.« Sie klopfte an.
    Keine Reaktion. Clare wollte es schon am Stationsschalter des nächsten Stockwerks versuchen, da ging die Tür auf. »Ja?«, dröhnte eine tiefe Stimme. Im Türrahmen stand ein Bär von einem Mann: groß, breit, wohl genährt und mit üppigem Bart. Sofort fiel sein Blick auf die Frau, die sich an Clare klammerte. »Oh, Mrs. Ausberger. Haben wir uns schon wieder verirrt, meine Liebe?« Er legte einen Arm um die Schultern der gebrechlichen alten Dame, führte sie zurück zum Stationsschalter und nahm dort ein Telefon, in das er eine Nummer tippte. »Staci? Könnten Sie bitte mal zur drei kommen? Mrs. Ausberger ist hier.« Kurze Pause. »Ja, wahrscheinlich.«
    Von seiner Anwesenheit sichtlich beruhigt, klopfte Mrs. Ausberger dem Riesen auf die Tweedjacke. »Oh, Sie riechen genau wie mein Mann. Genau wie mein Mann!«
    Der andere grinste Clare verlegen an. »Sie beide haben mich bei einem Pfeifchen in meinem Büro erwischt. Ich weiß, ich sollte nicht rauchen, aber ich hasse es, bei der Kälte rauszugehen. Verdirbt einem den ganzen Spaß und erinnert nur daran, dass Rauchen eine üble Sucht ist.« Er streckte seine rechte Hand aus. »Ich bin Paul Foubert. Der Heimleiter.«
    »Clare Fergusson. Ich bin die neue Pastorin von St. Alban’s.«
    »Ja. Der Kragen verrät’s. Danke, dass Sie Mrs. Ausberger gerettet haben. Sie ist bekannt dafür, dass sie ziemlich weit rumwandert. Hey, Staci. Prima.«
    Eine junge Frau, kaum volljährig, kam den Gang entlanggeklappert. »Tut mir leid, Paul. Ich war gerade dabei, Mrs. Meerkill im Badezimmer zu frisieren, und hab nicht gemerkt, dass sie entwischt ist.« Sie nahm Mrs. Ausberger an der Hand. »Kommen Sie, Mrs. A. Wie wär’s, wenn wir Sie jetzt waschen und Ihnen die Haare hübsch machen?«
    »Mein Mann mag’s, wenn ich sie offen trage.«
    »Ihren Mann werden Sie heute nicht sehen, Mrs. A. Aber Ihr Enkel Nicholas kommt mit seiner Familie. Ist das nicht schön?« Die fröhliche Stimme des Mädchens verklang, als es mit der alten Dame um die Ecke bog.
    Clare blickte zu Paul Foubert auf. »Ihr Mann?«
    »Seit zehn Jahren tot.« Sie sahen den leeren Flur hinunter. Foubert klopfte geistesabwesend auf seine Jackentaschen. »Verdammt. Hab mein Feuerzeug im Büro gelassen. Wollen Sie nicht ein, zwei Minuten mit reinkommen?«
    Das Büro des Heimleiters war ein angemessen behaglicher Raum in Holz und Backstein. Hohe, schmale Regale, randvoll mit Büchern und Andenken, säumten die eine Wand; an der Wand gegenüber hing eine Sammlung unverkennbar amateurhafter Bilder, Zeichnungen und Basteleien, zweifellos von den Insassen des Heimes. Foubert deutete auf einen der Polsterstühle vor seinem mit Krimskrams übersäten Schreibtisch, ehe er es sich in einem Ledersessel bequem machte.
    »Nun, wie lange sind Sie denn schon in St. Alban’s?«
    Clare schlug ihre Beine übereinander. »Etwas mehr als vier Wochen. Es ging alles recht … schnell. Ich brauche immer noch ein Namensregister, um mir die Pfarreimitglieder zu merken, und eine Landkarte auf dem Schoß, wenn ich mal irgendwohin fahre.«
    Foubert nahm eine Pfeife aus einem plumpen, glasierten Aschenbecher. »Darf ich?«
    »Aber bitte.«
    Er stopfte frischen Tabak hinein. »Wie finden Sie unser Heim?«
    »Sieht nach einer guten Adresse aus. Das Personal, dem ich begegnet bin, war bisher immer freundlich und hilfsbereit, auch anteilnehmend. Vermutlich trägt die überschaubare Größe des Hauses dazu bei. Ich habe während meiner Seminarzeit eine Weile in einem Pflegeheim in Virginia gearbeitet. Das war riesig. Gut geführt, aber unpersönlich.«
    »Hm. Ich hatte

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