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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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anlächelte. »Oh, nur dass Sie mich an mich selbst erinnern. Priester und Bullen haben eine Menge gemeinsam, finden Sie nicht? Beichten beziehungsweise Geständnisse, Leute, die sich schuldig gemacht haben, Menschen helfen, denen sonst keiner helfen will …«
    »Komische Arbeitskleidung, verquere Dienstzeiten, miese Bezahlung …«
    Er grinste. »Über Dinge lachen, worüber sonst keiner lacht …«
    »Verflixt«, sagte sie, »das ist genau wie bei der Armee, nur ohne kostenlose ärztliche Versorgung.«
    Russ stöhnte und hievte sich aus seinem Sessel. »Apropos verquere Dienstzeiten. Besser, ich fahre heim, bevor Linda meint, man hätte mich rausgerufen, und mein Abendessen wieder in den Kühlschrank stellt.« Er warf einen Blick auf das flackernde Feuer. »Nur zur Warnung: Lassen Sie das vor dem Zubettgehen nicht weiterbrennen! Außer Sie wollen mitten in der Nacht die Feuerwehr hier haben.«
    »Versprochen.« Clare stand auf und ging in die Diele. »Also bis morgen in der Kirche?«
    Er schnaubte. »Vielleicht nicht für den ganzen Gottesdienst. Da könnte diesem alten Atheisten eine Sicherung durchschmoren.« Sie reichte ihm seinen Parka. »Wie gewährleistet man, dass jeder Gelegenheit hat, die Fotos anzusehen?«
    »Hm. Wenn Sie einen Beamten am Hauptportal postieren und das Pfarrzentrum benutzen, dann müssten wir eigentlich sicherstellen, dass jeder, der zu helfen bereit ist, das Foto auch anschauen kann.« Sie blickte zu ihm auf, während er seine Jacke überzog. »Könnten wir so wenig Aufhebens wie möglich darum machen? Wissen Sie, es sind kleine Kinder da.«
    Russ hielt inne. »Ist mir schon klar. Ich werde auf Diskretion achten. Ehrenwort.«
    »Versprechen Sie mir, dass Sie alle Möglichkeiten in Betracht ziehen und sich nicht nur auf die Burns versteifen.« Sie berührte kurz seinen Arm. »Soweit wir wissen, war es der letzte Wunsch des Mädchens, dass das Baby zu ihnen kommen soll. Ich würde mich wirklich freuen, wenn das auch passiert.«
    »Ich verspreche, ich werde eine gründliche Untersuchung durchführen. Nur keine Sorge. Meine eigene Theorie wird mich nicht davon abhalten, jede andere Spur zu verfolgen. Es geht nicht darum, dass ich Geoff Burns unbedingt festnageln will, Clare, ich will den Schuldigen fassen, egal, wer es ist. Ist Ihnen klar, dass dieses Mädchen heute noch leben würde, wenn ich die Streife Freitagnacht am Kill begonnen statt dort beendet hätte?« Er hatte seinen Blick auf die Handschuhe gerichtet, während er sie anzog.
    Clare legte ihm wortlos eine Hand auf den Arm und betrachtete ihn mit ihren hellen, klaren Augen, die heute Abend eher braun als grün waren. Er schüttelte energisch den Kopf.
    »O Scheiße, ich weiß, ich kann nicht verhindern, dass Schlimmes passiert. Aber gut finden muss ich es nicht. ’tschuldigen Sie den Kraftausdruck. Das hier ist meine Heimatstadt, ich bin hier groß geworden. Man hätte jeden als Chief einstellen können, aber sie haben mir den Posten gegeben, und manchmal kriege ich dasselbe Gefühl, Clare – ich sage es Ihnen – wie damals, als ich das neugeborene Baby meiner Schwester im Arm hielt: So als hätte man mir etwas Wundervolles, Kostbares anvertraut und als sei es meine Aufgabe, es zu hüten und zu beschützen.« Er atmete tief durch. »Ergibt mein Gefasel überhaupt einen Sinn?«
    Clare nickte. »Ja.«
    »Sorry. Ich hatte nicht die Absicht … Ich gehöre normalerweise nicht zu den Typen, die melodramatisch werden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Wahrheit zu sagen ist nicht melodramatisch, und auch nicht, dass Sie Ihre Pflichten ernst nehmen, finde ich.« Sie lächelte zu ihm auf – ein kleines, nachdenkliches Lächeln. »Klingt für mich, als hätten Sie eine Berufung, Russ.«
    »Ha.« Er schob seine Hände in die Taschen. »Wenn das Berufung ist, dann ist es ein verdammt ungutes Gefühl.«
    »Das kann sein, mitunter. Aber dann wieder gibt es einem Auftrieb wie nichts anderes auf der Welt, weil man der eigenen Bestimmung folgt.«
    Er grinste sie an. »Kommen Sie mir jetzt gleich mit Gott?«
    Clare verschränkte die Arme. »Nein, darauf werde ich wohl bis morgen warten müssen. Und denken Sie an ein bisschen Geld für den Klingelbeutel.«
    Er lachte. »Ich werde da sein.« Er streckte seine Hand aus, und Clare schüttelte sie auf ihre nüchterne Art. »Wir sehen uns in der Kirche, Reverend.«
    »Polizeiarbeit im Pfarrgemeindesaal. Das dürfte ein interessanter Sonntag werden.«

7
    W ährend sie wartete, um hinter dem Chor

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