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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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überlegen Sie doch mal, Clare. Wer hat wohl ein besseres Motiv: Der Vater des Babys? Sollte der einen Mord begehen, um monatlich ein paar Dollar Alimente zu sparen? Oder die Burns, die seit Jahren versuchen, ein Kind zu bekommen, denen allmählich die Zeit und die Mittel knapp werden und die beim Jugendamt keine Freunde haben?«
    Clare zog ihre Beine auf den Sessel hoch. »Sie wissen doch gar nichts über dieses Mädchen. Angenommen, Codys Vater war ein verheirateter Mann mit Familie, und sie wollte ihn erpressen? Oder ihr Freund hat sie umgebracht, weil Cody nicht von ihm ist? Oder … oder …«
    »Oder sie war eine Mafia-Killerin und wurde selbst kaltgemacht, damit sie nicht als Kronzeugin aussagt.«
    »Tun Sie nicht so oberschlau. Sie wissen genau, was ich meine. Sie können den Burns keinen Mord anhängen, nur weil die gut in Ihr Bild passen. Nicht ohne mehr Beinarbeit.«
    »Beinarbeit?«
    »Na … so heißt das doch immer im Fernsehen.«
    »Ich werde die Ermittlungen nicht forcieren, nein. Ich möchte sogar, dass Sie uns dabei helfen.«
    Clare neigte sich in ihrem Sessel nach vorne. »Ich?«
    »Eines wissen wir über das Mädchen: Dass es den Wunsch der Burns kannte – den Wunsch nach einem Baby –, und dass es Cody auf die Kirchentreppe gelegt hat.«
    »Beziehungsweise damit einverstanden war, dass jemand anders es dorthin legte.«
    »Richtig. Irgendwo besteht da ein Zusammenhang. Entweder gehörte sie zu Ihrer Gemeinde, oder sie beziehungsweise der Vater des Babys haben hier gearbeitet, oder sie hatte Freunde hier.«
    »Dann glauben Sie, jemand in meiner Gemeinde könnte sie identifizieren?«
    »Ja.« Er lehnte sich im Sessel zurück. »Würden Sie es vielleicht so arrangieren, dass die Leute sich morgen mal ein paar Fotos anschauen?«
    Clare schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr und nagte an ihrer Lippe. In dem warmen Licht hatte ihr Haar die Farbe von Honig und Sirup.
    Russ sah in seinen Kaffee.
    »Was meinen Sie mit ›es so arrangieren, dass die Leute sich ein paar Fotos anschauen‹? Soll ich sie jedem Gemeindemitglied unter die Nase halten, wenn es die Kirche verlässt?«
    »Na ja … ja.«
    »Das geht nicht, Russ. Selbst wenn ich bereit wäre, den Leuten etwas zu befehlen. Ich bin ihre Pastorin, nicht ihre Kommandantin. Und außerdem: Haben Sie je von einer Kleinigkeit namens ›Trennung von Staat und Kirche‹ gehört?«
    »Ach, kommen Sie, Clare. Ich verlange ja nicht, dass Sie sie mit Waffengewalt zwingen. Wie viele Mitglieder hat Ihre Pfarrei?«
    »Etwa zweihundert Familien. Beim Zehn-Uhr-Gottesdienst bekommen wir vielleicht hundert Personen zusammen, und dreißig oder so um halb acht.«
    »Ich verfüge über eine Acht-Mann-Truppe, um die drei Gemeindebezirke abzudecken und zusätzlich diesen Mord aufzuklären. Können Sie sich vorstellen, wie viele Stunden uns das Befragen sämtlicher Pfarreimitglieder kosten wird? So wie die Dinge liegen, habe ich nicht genug Zeit für diesen Fall. Sie wissen ja, häusliche Gewalt, Trunkenheit am Steuer, Ladendiebstahl, das alles nimmt um Weihnachten herum zu. Verschaffen Sie mir eine Verschnaufpause. Helfen Sie mir.« Clare verschränkte die Arme und nagte wieder an ihrer Unterlippe. Er legte noch nach: »Keiner von uns möchte, dass etwas Vermeidbares passiert, weil meine Beamten Ihre Gemeindemitglieder befragen müssen.«
    Sie verdrehte die Augen. »Verschonen Sie mich. Demnächst kommen Sie noch mit einem Waisenknaben und seinem kranken Hund. Nur weil ich einen Priesterkragen trage, bin ich nicht gefühlsduselig.«
    »Okay, okay, streichen Sie Letzteres. Bitte, Clare, ich spiele auch nach Ihren Regeln, ganz egal, aber ich brauche Ihre Hilfe.«
    Sie schlug ihre Beine übereinander und stellte ihre Tasse auf das Knie. »Ich kann Folgendes für Sie tun. Ich werde erklären, dass Ihre tote Unbekannte möglicherweise in Beziehung zu unserer Kirche stand. Ich werde jedem, der dazu bereit ist, die Gelegenheit geben, die Fotos anzusehen.« Sie starrte in das Feuer. »Ich werde daran erinnern, dass das Mädchen irgendwo Eltern oder Geschwister hat, die nicht wissen, was aus ihr geworden ist.« Sie hielt einen Moment inne, dann sah sie wieder zu Russ. »Sie können die Namen all derjenigen notieren, die sich die Bilder anschauen, und ich werde dafür sorgen, dass Lois Ihnen ein Mitgliederverzeichnis unserer Pfarrei gibt.« Sie lächelte schief. »Das Übrige, fürchte ich, ist Beinarbeit.«
    »Dieses Wort hat’s Ihnen wohl angetan.«
    »Ja.«
    »Na gut. Danke.

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