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Das Weisse Kleid Des Todes

Das Weisse Kleid Des Todes

Titel: Das Weisse Kleid Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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zur Pfarrei St. Alban’s gehabt haben könnte?«
    »St. Alban’s?« Darrell wirkte immer noch so, als schaffte er es nicht, vor dem Aus auf den Knopf zu schlagen. »Ist das dieser verschnörkelte alte Kasten gegenüber vom Konzertpavillon?«
    Die kleine Grünanlage am Ende der Church Street war im Sommer sehr beliebt. Die Stadt veranstaltete dort Feste und Konzerte, ganz wie in Russ’ Jugend. »Genau der.«
    Darrell überlegte wieder ein paar Sekunden. »Ein Baby«, sagte er. Und dann: »Nein, ich weiß nichts, warum Katie sich mit ’ner Kirche hätte einlassen sollen. Wieso?«
    »Katie oder sonst jemand hat das Kind auf der Hintertreppe von St. Alban’s ausgesetzt, mit dem schriftlichen Wunsch, es solle an die Burns gehen, ein Paar aus der Gemeinde, das sich schon mehrere Jahre um eine Adoption bemüht. Kannten Sie oder Katie diese Leute vielleicht von irgendwoher? Es sind Anwälte hier in der Stadt.«
    Die McWhorters wechselten einen Blick.
    »Anwälte?«, wiederholte Brenda. »Wir kennen keinen Anwalt. Außer dem, der den Nachlass von meinem Dad geregelt hat, aber das ist zehn Jahre her, und er war damals schon alt. Der hätte kein Baby gewollt.«
    Darrell griff nach einer Zigarettenschachtel auf einem Soap-Opera-Digest- Heft. »Diese Anwälte gehen in die komische Kirche da?«, fragte er.
    »So ist es.«
    »Aber gekriegt haben sie das Baby noch nicht?«
    »Nein. Es gibt da wohl allerhand juristischen Kleinkram zu klären. Zum Beispiel, wer der Vater des Kindes ist.« Russ beobachtete Darrell. »Ich hatte heute früh ein langes Gespräch mit Kristen. Sie erzählte mir, ihre Schwester hätte im letzten High-School-Jahr mit ihrem Freund Schluss gemacht. Von einem anderen wusste sie nichts.«
    Darrell zündete seine Zigarette an und nahm einen Zug. »Würde nicht viel auf das geben, was Kristen sagt. Wir sollten ihr nach ihrem Schulabgang mit Geld aushelfen. Das hat sie nicht gekriegt. Seitdem hängt sie uns die abscheulichsten Sachen an.«
    »Kommt nie bei uns zu Besuch«, fuhr seine Frau fort. »Schon fast zwei Jahre nicht mehr. Es ist, als hätten wir sie verloren. Und jetzt Katie …« Sie fing erneut an zu jammern.
    Russ hätte Darrell nur allzu gern gebeten, ihn augenblicklich zu einer Blut-und Gewebeprobe ins Krankenhaus zu begleiten. Aber er wollte auf alle Fälle vermeiden, dass bei einem Prozess ein Beweismittel in Frage gestellt oder nicht zugelassen würde.
    »Hat einer von Ihnen Katie in letzter Zeit gesehen?«
    »Nein«, sagte Darrell kurz angebunden, und Brenda schüttelte den Kopf.
    »Wo waren Sie letzten Freitag?«
    »Wieso?« Darrell runzelte die Stirn. »Sie fragen, als hätten wir was damit zu tun.«
    Verdammt richtig, dachte Russ. »Ich versuche, mir ein Bild zu machen – wohin Katie gegangen sein, wen sie getroffen haben könnte.«
    »Wir sind in dieses neue Long John Silver’s raus, im Einkaufscenter an der Country Road«, antwortete Brenda. »Wir hatten Gutscheine.«
    »Und danach sind wir ins Dew Drop, einen heben. Haben uns mit ’n paar Bekannten getroffen. Wir müssen bis elf Uhr dort gewesen sein.«
    »Anschließend sind wir geradewegs nach Hause. Das weiß ich noch, weil’s so schrecklich kalt war und ich mir Sorgen wegen dem Fenster im Bad gemacht hab, ob ich’s gekippt gelassen hatte und alles einfriert.«
    Russ wurde immer misstrauisch, wenn sich Leute sofort an jede Einzelheit entsinnen und darüber berichten konnten. Meistens war in ihrem Leben nichts so erinnernswert. Andererseits konnte letzten Freitag, am Monatsersten, wenn der Scheck vom Sozialamt eingetroffen war, der große Ausgehabend der McWhorters gewesen sein.
    »Sie wissen nicht zufällig noch die Namen Ihrer Bekannten?« Russ versuchte, die Frage so harmlos wie möglich klingen zu lassen.
    »Aber klar«, antwortete Darrell. »Das waren die Jacksons, Dave und Tessa. Sie wohnen in Cossayaharie draußen, wie wir früher. Wollen Sie ihre Telefonnummer, damit Sie’s nachprüfen können, oder was?«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Russ und fügte im Geiste hinzu: Noch nicht. »Aber weil ich schon mal hier bin: Haben Sie eine Probe von Katies Handschrift, die ich mitnehmen dürfte? Am besten in Druckbuchstaben. Ich schicke sie dann an das Staatslabor, um überprüfen zu lassen, ob sie mit dem Brief bei dem Baby übereinstimmt.«
    »Ich schau mal in ihrem Zimmer nach«, sagte Brenda, während sie sich von der Couch hochstemmte.
    »Warum brauchen Sie so was, wenn Sie wissen, dass es Katies Baby ist?«, fragte

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