Das Werk - 14
Minuten lang sprach keiner der drei mehr; der Maler, der außer sich war, mühte sich vergebens an seinem Gemälde ab, während die beiden anderen verwirrt und bekümmert über diesen Anfall waren und nicht wußten, wie sie ihn beruhigen sollten. Da es klopfte, ging der Architekt öffnen.
»Sieh mal einer an, Vater Malgras!«
Der Bilderhändler war ein dicker Mann, in einen sehr schmutzigen alten grünen Überzieher gehüllt, der ihm zusammen mit seinem als Bürste geschnittenen weißen Haar und seinem roten, blaufleckigen Gesicht das Aussehen eines verlotterten Droschkenkutschers verlieh. Er sagte mit seiner Bierbaßstimme:
»Ich bin zufällig gegenüber am Quai vorbeigekommen … Ich habe den Herrn am Fenster gesehen, und da bin ich hochgekommen …« Er unterbrach sich angesichts des Schweigens des Malers, der sich mit einer verzweifelten Bewegung wieder zu seinem Gemälde umgedreht hatte. Übrigens ließ er sich nicht aus der Fassung bringen, fühlte sich ganz behaglich, stand fest hingepflanzt auf seinen kräftigen Beinen da und musterte mit seinen blutunterlaufenen Augen den Gemäldeentwurf. Ohne sich Zwang anzutun, gab er in einem Satz, in dem Ironie und Zärtlichkeit lagen, sein Urteil ab: »Das ist aber ein Ding!« Und da niemand ein Sterbenswörtchen sagte, spazierte er seelenruhig mit kleinen Schritten im Atelier herum und betrachtete, was an den Wänden hing.
Unter seiner dicken Dreckschicht war Vater Malgras ein sehr schlauer Bruder, der Neigung und Witterung für gute Malerei hatte. Niemals verirrte er sich zu den mittelmäßigen Klecksern, er ging aus Instinkt schnurstracks zu den noch umstrittenen Künstlern mit persönlicher Note, deren große Zukunft seine flammendrote Säufernase schon aus großer Entfernung roch. Dessenungeachtet feilschte er grimmig, er legte die Verschlagenheit eines Wilden an den Tag, um das Bild, nach dem es ihn gelüstete, billig zu kriegen. Dann begnügte er sich mit einem recht mäßigen Gewinn, zwanzig Prozent, dreißig Prozent höchstens, weil sein Geschäft auf dem raschen Umschlag seines kleinen Kapitals beruhte und er niemals am Morgen etwas kaufte, ohne zu wissen, welchem seiner Kunstliebhaber er es am Abend verkaufen würde. Er log übrigens wie gedruckt.
Er war in der Nähe der Tür vor den in Boutins Atelier gemalten Aktstudien stehengeblieben und betrachtete sie ein paar Minuten schweigend mit Augen, in denen das Genießen eines Kenners leuchtete und das er unter seinen schweren Lidern auslöschte. Was für ein Talent, was für ein Lebensgefühl bei diesem großen Verrückten, der seine Zeit mit riesigen Schinken vertat, die niemand haben wollte! Die hübschen Beine des kleinen Mädchens, vor allem der wunderbare Bauch der Frau entzückten ihn. Aber so was ließ sich nicht absetzen, und er hatte schon seine Wahl getroffen, eine kleine Skizze, einen Ausschnitt aus der Landschaft von Plassans in grellen und zarten Farben, die er absichtlich nicht zu sehen schien. Schließlich trat er heran und sagte nachlässig:
»Was ist denn das hier? Ach ja, eine Ihrer Sachen aus dem Süden … Das ist zu derb, ich habe noch die beiden, die ich Ihnen neulich abgekauft habe.« Und er redete endlos weiter in seiner lässigen Art: »Sie werden mir das vielleicht nicht glauben wollen, Herr Lantier, so was läßt sich überhaupt nicht verkaufen. Ich habe schon eine ganze Wohnung damit vollstehen, ich habe immerzu Angst, daß ich irgendwas zerhaue, wenn ich mich bloß umdrehe. So kann ich unmöglich weitermachen. Ehrenwort! Ich muß das zu Gelde machen, oder ich werde im Hospital enden … Nicht wahr, Sie kennen mich, mein Herz ist größer als mein Geldbeutel, ich wünsche nichts sehnlicher, als talentvollen jungen Leuten wie Ihnen gefällig zu sein. Oh, was das anbetrifft, Sie haben Talent, das schreie ich den Leuten unaufhörlich ins Gesicht. Aber was soll man tun? Die Kundschaft beißt nicht an, ach, nein, sie beißt nicht an.« Er machte in Rührung; dann gab er sich einen Ruck, wie jemand, der etwas Verrücktes anstellt, und sagte: »Kurz und gut, ich will nicht umsonst gekommen sein … Was verlangen Sie für diese Skizze da?«
Ärgerlich malte Claude mit nervösem Zittern weiter. Ohne den Kopf zu wenden, antwortete er mit trockener Stimme:
»Zwanzig Francs.«
»Was, zwanzig Francs! Sie sind verrückt! Die anderen haben Sie mir für zehn Francs das Stück verkauft … Heute gebe ich Ihnen nur acht Francs, nicht einen Sou mehr!«
Gewöhnlich gab der Maler sofort nach,
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