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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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dem diese elenden Streitereien peinlich und lästig waren und der sich im Grunde sehr freute, etwas Geld zu kriegen. Aber diesmal wurde er starrköpfig, er schrie dem Bilderhändler Beleidigungen ins Gesicht, der darauf anfing, ihn zu duzen, ihm jedes Talent absprach, ihn mit Schimpfworten überschüttete und ihn einen undankbaren Sohn schalt.
    Der Händler hatte schließlich nacheinander drei Hundertsousstücke aus seiner Tasche hervorgeholt und warf sie von weitem wie Wurfscheiben auf den Tisch, wo sie klirrend zwischen den Tellern niederfielen.
    »Eins, zwei, drei … Nicht eines mehr, hörst du? Denn eines ist schon zuviel, und du wirst es mir wieder rausgeben, ich werde es dir bei etwas anderem abziehen, Ehrenwort! – Fünfzehn Francs, da! Ach, mein Kleiner, das ist nicht recht von dir, das ist ein dreckiger Trick, den du noch bereuen wirst!«
    Erschöpft ließ Claude ihn das Bild abnehmen. Es verschwand wie weggezaubert in Malgras’ großem grünem Überzieher. War es tief in eine Extratasche geglitten? Schlief es unter dem Revers? Keine Aufbauschung verriet, wo es versteckt war.
    Nachdem Vater Malgras sein alter Trick wieder geglückt war, wandte er sich, plötzlich vollkommen ruhig, zur Tür. Aber er besann sich wieder, kam zurück und sagte mit seiner Biedermannsmiene:
    »Hören Sie mal, Lantier, ich brauche einen Hummer … Na, das sind Sie mir doch schuldig, nachdem Sie mich so geprellt haben … Ich bringe Ihnen den Hummer, Sie malen mir danach ein Stilleben, und Sie behalten ihn für Ihre Mühe. Sie essen ihn mit Ihren Freunden … Abgemacht, nicht wahr?«
    Bei diesem Vorschlag brachen Sandoz und Dubuche, die bis dahin neugierig zugehört hatten, in so lautes Gelächter aus, daß der Händler von der Heiterkeit angesteckt wurde. Solche Rindviecher, die Maler, die brachten nichts Gutes zustande, die verreckten vor Hunger! Was wäre aus den verdammten Nichtstuern geworden, wenn Vater Malgras ihnen nicht von Zeit zu Zeit eine schöne Hammelkeule gebracht hätte, eine ganz frische Barbe oder einen Hummer mit einem Sträußchen Petersilie?
    »Ich kriege mein Hummerstilleben, nicht wahr? Lantier … Danke schön!« Wiederum pflanzte er sich mit einem Lächeln voll spöttischer Bewunderung vor dem Entwurf des großen Gemäldes auf. Dann ging er endlich, wobei er mehrmals wiederholte: »Das ist mir ein Dings!«
    Claude wollte seine Palette und seine Pinsel wieder zur Hand nehmen. Aber ihm war weich in den Knien, seine Arme sanken stocksteif herab, gleichsam durch eine höhere Gewalt an seinen Körper festgebunden. In dem großen, düsteren Schweigen, das nach dem Ausbruch des Streites entstanden war, wankte er geblendet, verwirrt vor seinem ungestalten Werk. Dann stammelte er: »Ach, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr … Dieses Schwein hat mir den Rest gegeben!«
    Sieben hatte die Kuckucksuhr geschlagen, er hatte acht lange Stunden hier im Stehen, von Fieber geschüttelt, gearbeitet, ohne etwas anderes als eine Kruste zu essen, ohne sich eine Minute auszuruhen. Nun ging die Sonne unter, ein Schatten begann das Atelier zu verdüstern, in dem dieser zu Ende gehende Tag eine gräßliche Schwermut annahm. Wenn das Licht nach einer Krise, die vom Nichtgelingen der Arbeit ausgelöst wurde, langsam dahinschwand, war es, als sollte die Sonne niemals wieder zum Vorschein kommen, nachdem sie das Leben, die singende Heiterkeit der Farben entführt hatte.
    »Komm«, flehte Sandoz, von brüderlichem Mitleid gerührt »Komm, Alter.«
    Sogar Dubuche fügte hinzu:
    »Morgen siehst du klarer. Komm essen.«
    Eine Weile weigerte sich Claude nachzugeben. Er verharrte, als sei er am Fußboden festgenagelt, war taub gegen ihre freundschaftlichen Stimmen, wie verrannt in seine Dickköpfigkeit. Was wollte er machen, nun, da seine steifen Finger den Pinsel nicht mehr halten konnten? Er wußte es nicht; aber wenn er auch wirklich nicht mehr konnte, es verzehrte ihn ein rasendes Verlangen, noch zu können, trotzdem zu schaffen. Und wenn er auch nichts machte, er würde zumindest bleiben, er würde nicht von der Stelle weichen. Dann entschloß er sich, es durchzuckte ihn wie ein großes Schluchzen. Mit der ganzen Hand hatte er ein sehr breites Palettenmesser ergriffen; und mit einem einzigen Zug kratzte er langsam und tief den Kopf und den Busen der Frau ab. Das war ein richtiges Morden, ein Zermalmen: alles verschwand in einem schlammigen Brei. Neben dem Herrn mit der kräftigen Samtjacke im strahlenden Grün, darin die beiden

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