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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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hellen Ringerinnen spielten, war nichts mehr vorhanden von dieser nackten Frau ohne Brust und ohne Kopf als ein verstümmelter Stumpf, ein verschwommener Leichenfleck, ein in Dunst aufgegangenes, totes, traumhaftes Fleisch.
    Schon stiegen Sandoz und Dubuche geräuschvoll die Holztreppe hinunter. Und Claude folgte ihnen, floh vor seinem Werk, erfüllt von dem gräßlichen Leid, es so zurücklassen zu müssen, entstellt durch eine klaffende Wunde.
     

Kapitel III
    Für Claude nahm die Woche einen unglücklichen Anfang. Er war wieder einem jener Zweifel verfallen, die ihn dazu brachten, die Malerei zu verabscheuen, gegen sie den Abscheu eines betrogenen Liebhabers zu hegen, der die Ungetreue mit Beschimpfungen überschüttet und doch von dem Bedürfnis gequält wird, sie immer noch anzubeten; und am Donnerstag ging er nach drei schrecklichen Tagen vergeblichen und einsamen Ringens gleich um acht Uhr morgens aus dem Haus; er schlug heftig die Tür seiner Wohnung zu, weil er sich selber so zuwider war, daß er schwor, nie mehr einen Pinsel anzurühren. Wenn eine dieser Krisen ihn zerrüttete, gab es für ihn nur ein Heilmittel: sich selber vergessen, mit den Kumpels Streit suchen, vor allem herumstreifen, kreuz und quer durch Paris ziehen, bis ihm die Hitze und der Schlachtendunst des Straßenpflasters wieder Mut machten.
    An diesem Tag würde er wie an allen Donnerstagen bei Sandoz, bei dem sie zusammenzukommen pflegten, zu Abend essen. Aber was bis zum Abend anstellen? Die Vorstellung allein zu bleiben und sich zu zermartern, brachte ihn zur Verzweiflung. Er wäre sofort zu seinem Freund gelaufen, wenn er sich nicht gesagt hätte, daß der ja in seinem Büro sein mußte. Dann kam ihm der Gedanke an Dubuche, und er zögerte, denn ihre alte Kameradschaft war seit einiger Zeit im Erkalten. Er fühlte, daß zwischen ihnen nicht mehr die Brüderlichkeit beschwingter Stunden herrschte, er ahnte, daß der andere ihm verständnislos, insgeheim feindselig gegenüberstand und anderen ehrgeizigen Bestrebungen nachging. Wo aber anklopfen? Und er raffte sich auf, er ging in die Rue Jacob, wo der Architekt ein schmales Zimmer im sechsten Stock eines großen unfreundlichen Hauses bewohnte.
    Claude war schon im zweiten Stock, als die Concierge ihn zurückrief und ihm in schrillem Ton zuschrie, Herr Dubuche sei nicht daheim und habe sogar außer Hause geschlafen. Langsam ging er hinunter und fand sich, verdutzt über diese ungeheuerliche Sache, daß Dubuche einmal über die Stränge schlug, auf dem Bürgersteig wieder. Das war ein unglaubliches Pech. Er irrte eine Weile ziellos umher. Aber als er an der Ecke der Rue de Seine stehenblieb und nicht wußte, welche Richtung er einschlagen sollte, fiel ihm jäh wieder ein, was ihm sein Freund erzählt hatte: die Nacht vor dem Tage, an dem die Entwürfe der Schüler bei der Ecole des BeauxArts eingereicht werden mußte, wurde im Atelier Dequersonnière verbracht, eine letzte Nacht furchtbarer Arbeit. Sofort ging er zur Rue du Four hoch, in der das Atelier lag. Bis dahin hatte er es vermieden, jemals dort hinzugehen und Dubuche abzuholen, aus Furcht vor dem Gejohle, mit dem Laien dort empfangen wurden. Und er ging schnurstracks hin; die Angst vor dem Alleinsein machte ihn so dreist, daß er bereit war, Beschimpfungen zu ertragen, nur um einen Gefährten im Elend zu gewinnen.
    Das Atelier lag an der engsten Stelle der Rue du Four, hinten in einer alten Wohnung mit rissigen Mauern. Man mußte zwei stinkende Höfe überqueren, dann gelangte man in einen dritten Hof, in den eine Art geschlossener Schuppen, ein großer Raum aus Brettern und Gips quer hingesetzt war, der früher von einem Verpacker benutzt wurde. Von draußen konnte man durch die vier großen Fenster, deren untere Scheiben mit Bleiweiß beschmiert waren, nur die kahle, mit Kalk getünchte Decke sehen.
    Aber als Claude die Tür aufgestoßen hatte, blieb er reglos auf der Schwelle stehen. Der weite Raum erstreckte sich vor ihm mit seinen senkrecht zu den Fenstern stehenden vier langen Tischen, Doppeltischen, die sehr breit waren, auf beiden Seiten von Reihen von Schülern besetzt und über und über bedeckt mit nassen Schwämmen, Farbennäpfchen, Wasserschälchen, eisernen Leuchtern, Holzkästen, in denen jeder seinen weißen Leinenkittel, seine Zirkel und seine Farben einschloß. In einer Ecke verrostete der Ofen, den man seit dem letzten Winter dort vergessen hatte, nebst einem Rest Koks, den man nicht einmal weggefegt hatte,

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