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Das Werk - 14

Das Werk - 14

Titel: Das Werk - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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er in der Stube seiner Mutter; er blieb dort ein paar Minuten, kam dann, ohne ein Wort zu sagen, mit dem verschwiegenen und gerührten Lächeln zurück, das immer um seine Lippen spielte, wenn er dort herauskam. Und bald gab es in seiner engen Wohnung einen schrecklichen Lärm, Gelächter, Erörterungen, Geschrei. Sandoz selber ging mit gutem Beispiel voran, half der Aufwartefrau beim Auftragen, die sich in bitteren Worten ereiferte, weil es halb acht Uhr war und ihre Hammelkeule verschmorte. Die fünf, die am Tisch saßen, aßen bereits die Suppe, eine sehr gute Zwiebelsuppe, als eine neuer Gast erschien.
    »Oh! Gagnière!« brüllten alle im Chor.
    Gagnière, der klein war und mit seinem puppenhaften, erstaunten, durch einen spärlichen Bart blond wirkenden Gesicht wenig markant aussah, blieb einen Augenblick, mit seinen grünen Augen zwinkernd, auf der Schwelle stehen. Er war aus Melun, Sohn eines Großbürgers, der ihm dort kürzlich zwei Häuser hinterlassen hatte, und er hatte das Malen ganz allein im Wald von Fontainebleau erlernt; er malte sorgfältige Landschaften, ausgezeichnete Vorwürfe; aber seine wahre Leidenschaft war die Musik, und dieses Verrücktsein nach Musik, dieses Lodern des Geistes stellte ihn mit den Rasendsten der Schar auf eine Stufe.
    »Bin ich zuviel?« fragte er sanft.
    »Nein, nein, komm doch rein!« rief Sandoz.
    Schon brachte die Aufwartefrau noch ein Gedeck.
    »Wie wär’s, wenn man gleich noch einen Teller für Dubuche hinstellen würde?« fragte Claude. »Er hat mir gesagt, daß er wahrscheinlich kommt.«
    Aber als der Name Dubuche fiel, der bei Frauen von Welt verkehrte, johlten ihn alle aus. Jory erzählte, er sei ihm begegnet, wie er in einem Wagen gesessen habe mit einer alten Dame und ihrem Fräulein, deren Sonnenschirme er auf den Knien hielt.
    »Wo kommst du denn her, daß du dich so verspätet hast?« wollte Fagerolles von Gagnière wissen.
    Dieser schickte sich gerade an, seinen ersten Löffel Suppe zu essen, und legte nun den Löffel auf den Teller zurück.
    »Ich war in der Rue de Lancry, weißt du, wo Kammermusik gemacht wird … Oh, mein Lieber, Sachen von Schumann47, du hast keine Vorstellung! Das packt einen dort, hinter dem Kopf, das ist, als ob einem eine Frau in den Nacken bläst. Ja, ja, irgend etwas, das noch stoffloser ist als ein Kuß, wie wenn dich ein Atemhauch streift … Ehrenwort, man glaubt zu vergehen …« Seine Augen wurden feucht, er erblaßte wie bei einem zu heftigen Sinnengenuß.
    »Iß deine Suppe«, sagte Mahoudeau, »du kannst uns das hinterher erzählen.«
    Der Rochen wurde aufgetragen, und man ließ die Essigflasche bringen, um die braune Butter, die fade zu sein schien, pikanter zu machen. Es wurde tüchtig gegessen, die Brotstücke verschwanden. Übrigens nichts Ausgesuchtes; es gab losen Wein, den die Gäste reichlich mit Wasser verdünnten, um die Unkosten des Gastgebers nicht noch zu erhöhen. Soeben hatte man die Hammelkeule mit einem Hurra begrüßt, und der Hausherr hatte sich daran gemacht, sie zu zerlegen, da ging die Tür von neuem auf. Aber dieses Mal erhoben sich wütende Proteste.
    »Nein, nein, niemand mehr! – Raus mit der treulosen Tomate!«
    Dubuche, der noch nach Atem rang, weil er gerannt war, schien ganz verstört zu sein, daß er mitten in dieses Gebrüll hineinplatzte; er streckte sein blasses, dickes Gesicht vor und stammelte Erklärungen:
    »Bestimmt, ich versichere euch, der Omnibus ist dran schuld … Ich habe fünf Busse an den Champs Elysées abwarten müssen.«
    »Nein, nein, er lügt! – Er soll abhauen, er kriegt nichts ab von der Hammelkeule! – Raus, raus!«
    Schließlich war er jedoch hereingekommen, und jetzt bemerkte man, daß er sehr korrekt gekleidet war – ganz in Schwarz, schwarze Hose, schwarzer Gehrock, Krawatte, Schuhe, Krawattennadel –, mit der zeremoniellen Steifheit eines Spießers, der außer Haus speist.
    »Ach so, mit seiner Einladung hat’s nicht geklappt«, rief Fagerolles scherzend. »Seht ihr denn nicht, daß seine Frauen von Welt ihm den Laufpaß gegeben haben und daß er angerannt kommt, um unsere Hammelkeule zu essen, weil er nicht weiß, wo er hingehen soll!« Dubuche wurde rot, er stammelte:
    »Oh, auf was für Ideen ihr kommt! Seid ihr aber boshaft! – Laßt mich endlich in Frieden.«
    Sandoz und Claude, die nebeneinander saßen, lächelten; und der erstere winkte Dubuche zu sich heran und sagte:
    »Leg dein Gedeck selber auf, nimm dir ein Glas und einen Teller und setz dich

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