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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Aufsehen zu erregen. Wie soll ich Euch helfen?«
    Noch einmal erzählte Almut ihre Geschichte, und Johanna, erschöpft und verängstigt, ergänzte sie mit dem, was sie hergebracht hatte. Krudener kramte währenddessen in einer Lade herum, und als sie geendet hatten, reichte er Johanna und Almut ein Kästchen mit glasierten Kirschen.
    »Nehmt etwas davon. Sie stärken die Nerven und geben neue Kraft.«
    Almut, die die Leckerei bereits kannte, griff dankbar zu und ermunterte auch die Bademagd, eine Kirsche zu nehmen. Die überwältigende Süße des Zuckers, die Fruchtigkeit und zarte Säure der Kirsche füllte ihren ganzen Mund. Hingerissen schloss Almut die Augen und war wieder ein Kind, das im Kirschbaum saß und dunkelrote, überreife Früchte naschte. Johanna mochte keine solche Erinnerung haben, aber auch sie war belebt von dem Genuss, und ihre bleichen Wangen bekamen wieder etwas Farbe.
    »Ich denke, Ihr habt recht daran getan, zu mir zu kommen. Die Büttel werden Euch hier nicht vermuten.« Krudener gackerte verhalten: »Und wenn doch, so hat dieses Haus Räume, die sie nicht wagen werden zu betreten!«
    »Wie das?«
    »Ach, mein Ruf, werte Frau Almut, mein schändlicher Ruf.«
    »Welchen Ruf habt Ihr denn, Meister Krudener, außer ein Apotheker und Alchimist zu sein?«
    »Die Alchimia, Frau Almut, befasst sich mit höchst geheimnisvollen Dingen. Und wer immer diese Kunst beherrscht, wird von jenen, die mit minderen geistigen Gaben – oder soll ich gerechterweise sagen, minderem Wissen? – geschlagen sind, mit Zauberei und Magie in Verbindung gebracht.«
    »Und – ist sie denn nicht Magie?«
    »Wäre sie das, dann hätten wir es jetzt sehr leicht, Frau Johannas Sorgen zu beseitigen. Ich würde sie beispielsweise in eine prächtige Hirschkuh verwandeln und sie so der Aufmerksamkeit der Büttel entziehen.«
    »Und ihr damit die Jäger auf die Fährte hetzen. Lieber Meister Krudener, eine Hirschkuh mitten in Köln wäre wahrhaftig ein sehr seltsamer Anblick.«
    »Ah, wie gut also, dass ich dieses Zaubers nicht mächtig bin. Verwandlungskünste sind ohnehin eher eine Angelegenheit der Frauen. Ihr solltet sie besser beherrschen als ich selbst!
    »Mh!«, stellte Almut fest und betrachtete Johanna eingehend. Was sie sah, war entmutigend. Die junge Frau wirkte abgehärmt und müde, aber das mochte auch an der späten Stunde und den seelischen Anspannungen liegen. Denn die Spuren der Krankheit waren in den Tagen im Konvent allmählich verschwunden, ihre Wangen waren wieder voller geworden, und ihre Lippen wirkten nicht mehr so verkniffen. Fröhlich war Johanna nicht zu nennen, aber hin und wieder hatte Almut an ihr eine stille Heiterkeit festgestellt und auch eine gewisse Zufriedenheit mit der Arbeit, die sie leistete. Aber heute, in dem einfachen braunen Hemdkleid und dem etwas helleren Tuch, mit dem sie ihre Haare bedeckte, sah sie zwar sauber, aber fahl und fade aus. Wie eine ausgebrannte Altarkerze, fand Almut. Und plötzlich kam ihr ein Zitat in den Sinn, das sie beinahe auflachen ließ.
    »›Ein schönes Antlitz auf hoher Gestalt ist wie die helle Lampe auf dem heiligen Leuchter‹«, zitierte sie, und Meister Krudener gab ein Glucksen von sich. Johanna hingegen sah sie verständnislos an.
    »Oh, hat Sirach gesagt. Ein verständiger Mann in manchen Dingen. Johanna, welche Art Kleidung hast du früher getragen?«
    »Wieso fragst du das jetzt?«
    »Ich habe schon meine Gründe. Also?«
    »Nun ja, der Bader bestand darauf, dass wir die Cotte mit einem tiefen Ausschnitt am Hals trugen und sie eng in der Taille schnürten. Billige Stoffe hat er uns zugestanden, aber die Farben mussten leuchtend sein. Ich hatte ein Kleid in Gelb und Rot und eines mit roten Streifen. Die Badehemden kennst du ja. Und die Haare sollten wir offen tragen.«
    »Die rot berockte Hure!«, murmelte Almut leise, und laut fragte sie dann: »Hast du deine Haare abgeschnitten, als du zu uns kamst?«
    »Nein.«
    »Dann zeig sie mir mal.«
    Johanna nahm gehorsam das Tuch ab und enthüllte einen fest im Nacken gesteckten Zopfknoten aus feinem aschblondem Haar. Die straff aus dem Gesicht gezogenen Strähnen wirkten streng und wenig schmeichelnd.
    »Braun und Beige stehen dir genauso wenig wie Rot und Gelb. Das eine macht dich fade, das andere ziemlich gewöhnlich. Du hast schöne Augen, und mir scheint, sie sind blau und manchmal ein bisschen grün. Ich denke, du solltest blaue oder grüne Gewänder tragen. Einfache, nicht aufwändig verzierte. Und

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