Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
wohltuend. Die Dunkelheit hinter der schmalen Lichtgrenze wurde pechschwarz, nicht einmal die Umrisse der Maschinen waren in ihr noch sichtbar.
Darr wirkte erleichtert, blickte aber nicht selbstzufrieden, sondern nur sac hlich, als er wiederkam. Er gab Kepler das Smartphone zurück, winkte die Bogenschützen zu sich und führte sie zum verstaubten grauen Kasten. Während er eine Klappe am Waggon öffnete, zogen die anderen Männer zwei dicke Kabel aus dem Kasten. Der Wissenschaftler steckte sie nacheinander in die offene Klappe am Zug ein. Danach ging Darr zu der anderen Seite des grauen Kastens und beugte sich über ihn. Einige Sekunden später wurde das Licht in der Halle ein wenig dunkler und die Zugtür öffnete sich selbständig bis an den Anschlag.
Kepler sah sich nochmal um. Nichts rührte sich, und wie im Kraftwerk war außer dem leichten, vibrierenden Surren des Stromes auch nichts zu hören. Im Tunnel war auch nichts. Kepler hängte das Gewehr trotzdem nur über die rechte Schulter und nicht über den Rücken. Dann verharrte er wieder. Doch außer seinen gähnenden und sich streckenden Gefährten hörte und sah er nichts. Entweder war er neurotisch geworden. Oder er hatte schlicht und ergreifend Hunger.
Einfach um sich zu vergewissern , warf er einen Blick in den Rucksack. Aber er hatte nur eine Ration darin gehabt, Arr hatte den Rest der Verpflegung getragen, und die hatte jetzt Darr. Der war jedoch beschäftigt und Kepler überlegte, ob er nicht jemanden um dessen Pulver bitten wollte. Sogleich ließ ihn die Erinnerung an dessen Geschmack diese Idee verwerfen. Normalerweise mochte er die Frucht, aber die Maschinen hatten die bananige Note des Pulvers zu sehr perfektioniert. Und wenn Darr sich nicht irrte, würde er in ein paar Stunden wieder in China sein. Kepler schwor sich, keine Pilze mehr anzurühren.
Zwei Sekunden später wusste er, dass er doch nicht so bald Nudeln essen können wird. Bei der Abfahrt hatte er im Tunnel einen weiteren Zug gesehen. Und jetzt hörte er ihn. Er ging auf ein Knie und brachte das Gewehr in Anschlag.
Aus der Röhre kam ein schrilles Jaulen, als die Bremse des zweiten Zuges schlagartig betätigt wurde. Dunkel wie eine Schattenwand tauchte der Zug, links und rechts von zwei Funkenfontänen begleitet, aus der Schwärze des Tunnels auf. Kepler feuerte auf die Kabine. Zwanzig Projektile durchlöcherten die Frontscheibe der Lokomotive in Höhe des menschlichen Brustkorbes.
Die Verglasung war wohl sehr hart, im dunklen Inneren der Lok flogen helle Zirkoniumfunken auseinander. Sie leuchteten gleißend auf und einige wurden sogleich von mehreren Schwallen dunklen Blutes gelöscht. Andere nicht, und für einen flüchtigen Moment sah Kepler wie in der Zeitlupe, wie eine schimmernde Gestalt vornüber auf den Steuerpult fiel.
Im selben Moment erlosch nicht nur das Zirkoniumleuchten, sondern auch die Funken an den Rädern. Die Bremse des zweiten Zuges löste und er beschleunigte. Kepler klickte das leere Magazin aus dem Gewehr. Unnatürlich laut scheppernd fiel es auf den Boden. Kepler steckte ein volles Magazin ein und feuerte unter die Scheibe. Seine Hoffnung, so die Elektronik zu beschädigen, erfüllte sich nicht, der Zug beschleunigte immer weiter.
Während die letzte Hülse mit hellem Klingen auf den Boden fiel, fuhr die Lok auf den Zug auf, der die Gruppe in die Versiegelte Stadt gebracht hätte. Im scheppernden Schall des Aufpralls verformten die Schienenfahrzeuge sich und rollten in einem Funkenregen in den Tunnel hinein. Dann gab es einen Knall, als einer von ihnen aus den Gleisen sprang, danach ein Scheppern. Nach einigen Metern blieben die beiden Züge ineinander verkeilt stehen.
Die Funken erloschen und das knirschende Geräusch z erreißenden Metalls erstarb. In der schlagartig eingesetzten Stille wurde ein anderes Knistern hörbar.
Kepler drehte sich um. Die beiden Ladekabel waren abgerissen und ihre Enden lagen nah beieinander. Die an ihnen tänzelnden Funken verschmolzen auf einmal zu einem gleißenden Lichtbogen und die ionisierte Luft um ihn herum begann zu leuchten. Der knisternde Knall des Kurzschlusses ließ den Lichtbogen zusammenbrechen, beendete aber nicht die Zerstörung. Rauchend leuchteten die beiden Kabel blutrot auf. Nicht rasant, aber unaufhaltsam und endgültig kroch das Glühen zum grauen Schrank durch die Kabel hoch.
"Weg hier!", brüllte Darr. "Zum Rettungstunnel!"
Der war mit Sicherheit nicht als Schutz gegen eine von einer Zugk atastrophe
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