Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
etwa zweihundert Kilometern pro Stunde fahren. Wenn es weiter so lief, würden sie in dreißig Minuten in dieser mysteriösen Versiegelten Stadt ankommen. Darr schien ihm gegenüber aufrichtig zu sein, Kepler bezweifelte nicht, dass der Wissenschaftler ihn zurück in seine Zeit schicken würde. Dann musste er nur noch einen Weg finden, mit den Chinesen fertig zu werden. Und dann... Dann würde Lisa sich bald genauso vertrauensvoll an seine Schulter lehnen, wie Areía es gerade tat.
Kepler sah auf die junge Frau, die wie ein Kind mit leicht geöffnetem Mund schlief. Und dabei die Lichtbogenwaffe auf den Knien festhielt.
D ie Erinnerung an Lisa übermannte Kepler. Er legte Areías Kopf vorsichtig auf die Schulter des Bogenschützen, der neben ihr saß und ebenfalls schlief, stand auf und ging zu Darr.
Der Wissenschaftler starrte angestrengt in die Dunkelheit. Trotz des Scheinwerfers sah er nicht viel außer den völlig glatt polierten Wänden. Seine Hand lag zwar an einem roten Hebel, aber Darr schien recht zuversichtlich zu sein, dass die Fahrt problemlos verlaufen würde. Oder er tat nur so als ob. Nicht für Kepler und die anderen, sondern für sich selbst. Kepler war es fast egal. Es konnte, nein, es würde einfach schlimmeres passieren, als nur plötzlich aus der Dunkelheit auftauchende kaputte Gleise.
"Darr, wo ist mein Telefon?", fragte er.
"Ihr was?"
"Die Lampe, Mann. Her damit."
Der Wissenschaftler langte in seinen Anzug ohne die Augen zu bewegen. Eine Sekunde später hielt er das HTC nach hinten ohne hinzusehen. Kepler nahm das Telefon und öffnete das einzige Foto, das darin gespeichert war.
Wie vor drei Tagen, oder vor einer Viertelmilliarde Jahre, verwandelte Lisas Anblick die Sehnsucht nach ihr in eine Verheißung. Damals hatte sie Kepler die Kraft gegeben, die Entfernung zu ertragen. Und trug ihn jetzt durch die Zeit.
"Festhalten !"
Kepler kam wieder zu sich. Darr warf einen kurzen Blick auf ihn und bewegte den roten Hebel, den er die ganze Zeit festgehalten hatte, zurück. Der Zug wurde nicht ruckartig, aber dennoch merklich langsamer.
"Was ist?", wollte Kepler wissen.
" Die Akkumulatoren waren fast entladen", nuschelte Darr. "Jetzt sind sie leer."
"Aber wir sind noch nicht da?", vermutete Kepler.
"Nein. Noch knapp viertausend Stadien", antwortete Darr beruhigend. "Wir kommen gleich in der Mine selbst an. Dort gibt es volle Kondensatoren."
"Wie lange wird das Aufladen dauern?"
"Eine Hora. Oder zwei. Wir brauchen ja nicht mehr viel Energie."
"Wenn wir nur etwas langsamer gefahren wären, hätten wir nicht anz uhalten brauchen", kommentierte Kepler giftig.
"Schon", gab Darr ein wenig beschämt zu. "Aber ich wollte so schnell wie möglich so viel Entfernung wie möglich zwischen uns und die Syths bringen."
"Für ein Genie haben Sie eine echt bescheuerte Mathematik", bescheinigte Kepler ihm. "Wir kommen eh zur selben Zeit an. Wenn überhaupt."
"Aber wir sind schnell verschwunden", gab Darr jetzt störrisch zurück.
"Und warum gefällt mir das nicht?", fragte Kepler rhetorisch dahin.
Darr antwortete nicht. Kepler konnte das nicht einmal selbst tun. Er hatte einfach wieder ein seltsames Gefühl.
Die v errosteten Bremsen verlangsamten den Zug nur mäßig, aber dafür grell heulend. Das Kreischen weckte die anderen auf. Gerade rechtzeitig, im Scheinwerferlicht kam rechts ein Bahnsteig in Sicht. Der Tunnel öffnete sich in eine Halle, die trotz der Finsternis viel größer anmutete als die unter dem Kraftwerk.
Der Zug hielt neben einem grauen Kasten fast am Ende des Steigs an. Darr stellte die Triebwerke ab und streckte sich. Als er einen Knopf drückte, leuchtete im Steuerpult eine rote Lampe auf. Auf der rechten Seite begann sich eine Tür zu öffnen. Sie blieb auf halbem Wege stehen und die Lampe erlosch im selben Moment. Darr hatte die Energie wirklich sehr knapp kalkuliert.
Toii schob die Tür auch mit der linken Hand so beiläufig wie eine im Weg baumelnde Spinnwebe zur Seite und stieg als erster aus. Kepler folgte ihm mit dem Gewehr in den Händen. Darr wartete, bis er sich einmal umgesehen hatte, erbat das HTC, und verschwand, auf den Kommunikator in der linken Hand blickend, hinter einem grauen Kasten. Eine Zeitlang sah Kepler seinen Schatten dahinter hin und her wanken. Dann löste der sich im hellen Licht auf, als entlang des Bahnsteigs mehrere in den Boden eingelassene Lampen aufleuchteten. Das Licht tat im ersten Moment in den Augen weh. Dann wurde es erträglich und dann
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