Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
vollständig und aus den beiden Streifen wurden ein passabler Schal und ein Turban. Nach der Ei nkleidung sah der Wissenschaftler irgendwie grotesk komisch aus. Doch sowohl ihm als auch Kepler war es egal, es zählten nur die Resultate. Die verstörten Blicke der anderen, weil Kepler sich nur um Darr kümmerte, zählten auch nicht.
Dan ach ließ Kepler aufbrechen.
A nderthalb Stunden später befand die Gruppe sich auf einer Anhöhe, die vom Weiten gar nicht als eine zu erkennbar gewesen war. Doch sie ragte sogar relativ hoch über die Savanne. Kepler blieb stehen und sah nach Norden. Der Rauch um die Berge war noch dichter geworden, die Blitze zuckten noch öfter darin und das Grollen bestand jetzt nicht mehr aus einzelnen Explosionen, sondern aus einem unregelmäßigen, aber beständigen Donnern. Jetzt dämpfte der tosende Kampf im Stützpunkt das vorhin so aufgelebte Leben der Savanne wieder.
Kepler richtete den Blick nach Westen.
Er verharrte, ging auf ein Knie, ohne nunmehr die Augen zu bewegen, und zog das Gewehr vom Rücken. Toii und Areía, die neben ihm standen, sahen verdattert zu, wie er die Waffe in Anschlag brachte und schoss.
Die Kugel traf in anderthalb Kilometern Entfernung eine Gazelle genau ins rechte Auge. Der Kopf des Tieres wurde zersprengt, die kleinen Hörner flogen davon und der Boden färbte sich rot, als die Gazelle zu Boden stürzte.
Kepler stand zufrieden auf. Toii drehte den Kopf zu ihm und sah ihn perplex an. Areía blickte fassungslos und mit weit offenem Mund zu ihm.
"Warum hast du das getan?", stammelte sie.
"Ich habe Hunger", gab Kepler zurück.
"Und was kann das arme Tier dafür?"
"Nichts. Aber etwas dagegen – ich werde es essen."
"Was?!"
"Brüll nicht so", herrschte Kepler die junge Frau an. "Wir haben nun mal den Kannibalismus überwunden, deswegen muss ich an deiner statt ein Tier essen."
"Warum?", kreischte Areía wütend. "Bist du ein Gool geworden?"
"Um nicht vor Hunger zu sterben." Kepler deutete ihr zu schweigen. "Deswegen essen die Menschen und die Tiere sich seit Anbeginn der Zeit gegenseitig."
" Ich vergaß", Areías Wut verwandelte sich in eine sehr deutlich hörbar ablehnende Ironie, "du kommst ja aus grauer Vorzeit."
"Richtig. Toii, komm mit, wir sollten uns beeilen, bevor Raubtiere hier aufta uchen." Kepler sah über die Schulter kurz zu Darr, der ihn genauso verblüfft wie die anderen alle ansah. "Sie folgen uns mit der Gruppe. Die Pause wird länger."
Das brachte ihm erstaunte Blicke ein. Koii schien ihn giftig fragen zu wollen, warum er plötzlich ein anderes Verhalten an den Tag legte, entschied sich dann aber doch dagegen. Wahrscheinlich, weil er dankbar dafür war.
"Sollten wir nicht besser schneller weiter ziehen?", fragte Darr ablehnend.
"Rauchen die Berge noch?", erkundigte Kepler sich ohne die Augen von der toten Gazelle zu wenden.
"Ja", kam die sachliche Antwort. "Der linke etwas mehr als der rechte", präzisierte Darr sogleich. "Und es blitzt dort ziemlich heftig."
"Sch ön", meinte Kepler. "Damit haben wir etwas Zeit geschenkt bekommen, und wir sollten sie nutzten, um uns auszuruhen. Früher oder später werden wir kämpfen müssen, und ich möchte das im Vollbesitz meiner Kräfte tun."
"Okay", gebrauchte Darr fast selbstverständlich das Wort.
"Sammeln Sie bitte auf dem Weg trockene Zweige ein", bat Kepler. "Da weiter rechts steht ein verdorrter Busch, nehmen Sie ihn mit."
"Okay" , wiederholte der Wissenschaftler.
Kepler fand, dass Darr immer lässiger mit dem Ausdruck umging.
"Danke, bis gleich", sagte er, winkte Toii und lief los.
Der Riese folgte ihm mit gerunzelter Stirn und ohne etwas zu sagen. Warum auch immer, aber Areía setzte sich ebenfalls in Bewegung.
Auf dem Weg sah Kepler, dass die Umformung der Landschaft zum ric htigen Zeitpunkt erfolgt war, die ganze Savanne war nunmehr mit Steinen übersät, die durch die Explosion an die Oberfläche hinausgestoßen worden waren.
Zwanzig Minuten später standen Kepler und Toii nur noch wenige Meter von der Gazelle entfernt. Areía war zurückgeblieben und hatte sich umgedreht. Kepler repetierte das Gewehr einmal durch und fing die ausgeworfene Patrone auf.
"Toii", rief er und hielt sie dem Riesen hin, "kümmere dich bitte um ein Feuer, ja." Er deutete auf mehrere große Steine, die ringförmig verteilt rechts von ihnen lagen. "Zwischen denen da, damit es windgeschützt ist."
"Hier gibt es aber nirgends eine tote Syth", entgegnete Toii ratlos.
"Aber genügend trockenes
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