Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition)

Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Gilbert
Vom Netzwerk:
danach, gerieben zu werden, so fest es ging. Die Stoffschichten waren im Weg, das Kleid juckte und schnürte sie ein. Sie hob die Röcke. Und dann tat sie es: Auf ihrem kleinen Schemel in der winzigen, dunklen, verriegelten Bindekammer, in der es nach Leim und Leder roch, spreizte sie die Beine und fing an, sich zu reiben, zu betasten, zu durchwühlen, mit den Fingern fieberhaft ihre schwellenden Blütenblätter zu durchforsten und den Teufel zu suchen, der sich darin versteckt hielt, um diesen Teufel mit hastigen Bewegungen auszutreiben.
    Sie fand ihn. Rieb daran, fester und fester. Sie spürte, wie sich etwas löste. Der Schmerz in ihrer Scheide verwandelte sich in etwas anderes, ein Feuer, einen Hitzesog, einen Strudel der Wollust. Sie ließ sich in der Lust treiben. Sie schwebte, hatte keinen Namen, keine Gedanken, keine Geschichte mehr. Dann gab es eine Explosion, ein phosphoreszierendes Leuchten, als hätte sich hinter ihren Augen ein Feuerwerk entzündet, und es war vorbei. Sie fühlte sich ruhig. Warm. Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie, dass ihr Kopf frei war: frei von Fragen, frei von Sorgen, frei von Arbeit, frei von Verwirrungen. Und dann, inmitten dieser wunderbaren, wohligen Stille, formte und festigte sich ein Gedanke, bis er ganz von ihr Besitz ergriff:
    Ich muss es wieder tun.
    •
    Kaum eine halbe Stunde später stand Alma im Atrium von White Acre, um verwirrt und beschämt die Gäste zu empfangen. An diesem Abend zählte der junge, ernste George Hawkes zu den Geladenen, ein in Philadelphia ansässiger Verleger von erstklassigen botanischen Drucken, Büchern, Fachzeitschriften und Periodika, sowie ein distinguierter älterer Gentleman namens James K. Peck, der an der Universität von Princeton lehrte und gerade ein Buch über die Physiologie der Neger veröffentlicht hatte. Arthur Dixon, der blasse Hauslehrer, dinierte wie üblich mit der Familie, wobei er selten etwas zur Konversation beitrug und die Dinnerstunden hauptsächlich damit verbrachte, sorgenvoll seine Fingernägel zu betrachten.
    Der Verleger George Hawkes war schon häufig auf White Acre zu Gast gewesen, und Alma mochte ihn. Er war schüchtern, aber nett und schrecklich intelligent, und er hatte etwas von einem großen, tapsigen Bären. Seine Kleidung war immer zu weit, sein Hut saß schlecht, und er schien nie zu wissen, wohin mit sich. George Hawkes zum Sprechen zu bringen war eine echte Herausforderung, doch wenn er erst einmal anfing, war er eine wahre Fundgrube. Über Pflanzenlithographie wusste er mehr als jeder andere in Philadelphia, und seine Publikationen waren exzellent. Er sprach mit Liebe und Begeisterung über Pflanzen und Künstler und die Buchbinderei, und Alma fühlte sich in seiner Gesellschaft ungeheuer wohl.
    Der andere Gast, Professor Peck, war Neuling am Tisch der Whittakers. Alma konnte ihn auf Anhieb nicht leiden. Er besaß alle Merkmale eines Langweilers, noch dazu eines penetranten Langweilers. Gleich nach seiner Ankunft okkupierte er zwanzig Minuten lang das Atrium von White Acre, um dort in epischer Breite die Widrigkeiten seiner Kutschfahrt von Princeton nach Philadelphia zu schildern. Als er das faszinierende Thema erschöpfend behandelt hatte, tat er sein Erstaunen darüber kund, dass Alma, Prudence und Beatrix den Gentlemen am Tisch Gesellschaft leisten würden, schließlich seien sie der Konversation geistig doch gewiss nicht gewachsen.
    »Oh nein«, widersprach Henry seinem Gast. »Ich glaube, Sie werden bald merken, dass meine Frau und meine Töchter zu ganz passabler Konversation imstande sind.«
    »Ach ja?«, fragte der Gentleman. »Über welche Themen?«
    »Nun«, sagte Henry und rieb sich, während er über seine Familie nachdachte, das Kinn. »Beatrix weiß alles, Prudence hat künstlerische und musikalische Kenntnisse, und Alma – die Große, Kräftige – ist ein Ass in Botanik.«
    »Botanik«, wiederholte Professor Peck mit routinierter Herablassung. »Eine sehr erbauliche Freizeitbeschäftigung für junge Damen. Ich habe schon immer vermutet, dass dies die einzige wissenschaftliche Arbeit ist, für die sich das weibliche Geschlecht eignet, weil ihm Härte und mathematische Genauigkeit fehlen. Auch meine eigene Tochter macht sehr hübsche Zeichnungen von Wildblüten.«
    »Eine faszinierende Tätigkeit«, murmelte Beatrix.
    »Ja, durchaus«, sagte Professor Peck und wandte sich Alma zu. »Sehen Sie, die Finger einer Dame sind weicher, geschmeidiger als die eines Mannes. Manche sagen,

Weitere Kostenlose Bücher