Das Wiegen der Seele (German Edition)
Burscheidt, das Herz wurde aufgewogen!“
Burscheidt schaute Nettgen fast mitleidig an. „Kommissar Nettgen, wollen S ie nicht doch wieder nach Hause fahren und sich etwas ausruhen?“
Nettgen schnaufte tief, nahm sich eine kurze Pause und berichtete weiter: „Verstehen Sie nicht: herausgerissenes Herz, Wächter . .. Bisher sind uns zwei Personen bekannt, bei denen wir dieselben Tätowierungen gefunden haben, und zwar einmal hier in Essen und einmal in Kairo, in Kairo! Ich habe herausgefunden, dass das Symbol dieser Tätowierung 1968 das erste Mal in Erscheinung getreten ist. Ein italienischer Wissenschaftler wurde mit herausgerissenem Herzen aufgefunden! Vermutlich war er auf eine Ritualstätte gestoßen. So wie Crampton, so wie Mc Kinley. “
„Wer ist Mc Kinley?“ wollte Burscheidt wissen
„Mc Kinley, auch ein Archäologe, verschwand im Jahre 19 9 8 spurlos und hatte sich ebenfalls mit ein und derselben Ausgrabungsstätte beschäftigt. So wie Crampton. Das ist doch kein Zufall!“
Nettgen legte wieder eine Pause ein und beobachtete die Reaktion seines Chefs, der von der Sache zwar sichtlich beeindruckt war, in dessen Gesichtszügen man jedoch auch eine gewisse Skepsis wahrnehmen konnte. Er erklärte weiter: „Gehen wir mal davon aus, dass wirklich irgend so etwas wie eine Sekte im alten Ägypten existiert hat, die bestimmte Kulte und Rituale überwachte. Und gehen wir mal weiter davon aus, dass sich diese Sekte bis in die heutige Zeit überliefert hat und es immer noch – wer weiß, vielleicht auch wieder – Anhänger dieser Sekte gibt. Und wenn der Sinn dieser Sekte darin besteht, das Grab in Ägypten zu bewachen und bis auf den Tod zu verteidigen?“
Burscheidt sah ihn skeptisch an. „Waghalsige Theorie“ , meinte er nur.
„Hören S ie, ich war selbst dort, ich habe das Grab mit eigenen Augen gesehen!“
Burscheidt hob fragend eine Augenbraue.
„Okay, das erzähle ich I hnen später, aber glauben S ie mir. Über dem Eingangstor zur Gruft wacht ein Bildnis des Anubis, in der Kammer selber überall Anubisfiguren und irgendwie gibt es sogar einen Mechanismus, der unliebsame Eindringlinge vertreiben soll. Und wenn ich mit meinen Vermutungen richtig liege, wird die Überlieferung der Wächter von Generation zu Generation weitergegeben. Immerhin liegen rund vierzig Jahre zwischen dem italienischen Wissenschaftler und Crampton. Ich habe ein komisches Gefühl dabei. Zumal sich Löffler noch in Ägypten befindet. Ich hoffe, er kommt heil zurück . “
„Meinen S ie nicht, dass das ganze etwas weit hergeholt ist?“
„Ich hab auch lange gedacht, ich werde wahnsinnig, aber die Fakten sprechen für sich.“
„Okay“, bemerkte Burscheidt. „Gehen S ie der Sache weiter nach. Aber passen S ie auf sich auf. Ich will nicht noch einen meiner Kommissare irgendwo rausholen müssen.“ Dann erhob er sich vom Stuhl und eilte aus Nettgens Büro.
Nettgen hingegen wählte die Nummer von Professor Neuhausen. Ohne den Hörer von der Schulter zu nehmen, wartete er ungeduldig, während das Telefon fünf Mal klingelte. Zwei Lämpchen blinkten bereits, es waren wartende Gesprächspartner in der Leitung. Während das Telefon weitere vier Mal klingelte, blätterte Nettgen in einem Bericht von Burscheidt herum und überflog die Seiten. Endlich nahm der Professor den Hörer ab und meldete sich mit gedämpfter Stimme, so, als wäre er aus dem Schlaf gerissen worden.
„Ja? Ja bitte?“
„Hallo Professor, hier ist Nettgen . “
„Freut mich S ie zu hören, Kommissar“, meinte der Professor. „Wissen S ie was neues von Kommissar Löffler?“
„Ja, morgen findet die Auslieferung statt.“
„Das ist ja hervorragend, endlich mal eine gute Nachricht!“
„Aber ich rufe aus einem anderen Grund an“ , unterbrach Nettgen den Professor kurz angebunden.
„Und der wäre?“
„Ich möchte S ie bitten, auf sich aufzupassen. Mehr, als S ie das ohnehin schon tun. Ich möchte, dass S ie ihre Wohnung nur im äußersten Notfall verlassen. Schon mal gar nicht nachts. Nehmen S ie sich in der Uni frei, werden S ie krank, ich weiß nicht, was, aber meiden S ie vorerst jeden Kontakt.“
„Was ist passiert?“
„Ich vermute, wir sind da in etwas hineingeraten, das uns den Hals kosten könnte“, erklärte Nettgen. „Es tut mir leid, dass ich I hnen das so unverblümt sage, aber ich fürchte, wir sind beide in großer Gefahr. Ich versuche, Personenschutz für S ie zu beantragen, aber solange ich das nicht durch habe,
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