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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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geben S ie bitte auf sich acht und informieren mich sofort, wenn I hnen etwas komisch erscheint . “
    „Es hat mit den Wächtern zutun, habe ich Recht ? “ , fragte der Professor.
    „Ja, aber ich blicke noch nicht ganz dahinter. Sobald ich mehr weiß, erfahren S ie es als erster. Was Mc Kinley betrifft, kann ich I hnen noch nichts Genaues sagen. Eines steht fest, auch er muss die Kammer entdeckt haben. Ich versuche gerade herauszufinden, ob ihm das gleiche wie Crampton zugestoßen ist . “
    „Sowas habe ich mir schon gedacht. Ich hoffe nur, S ie finden bald die entscheidende Spur, damit wir alle wieder ruhig schlafen können. Na ja, sofern wir dann noch das Herz dazu haben“ , fügte er halb ironisch, halb beunruhigt hinzu. „Bitte informieren S ie mich, sobald S ie Neues in Erfahrung gebracht haben . “
    „Das werde ich Professor. Auf Wiederhören.“
    „Ja, bis bald, Kommissar Nettgen . “
    Nettgen fühlte sich nicht wohl bei der ganzen Sache. Sein Körper war angespannt. Er stürzte einen kalten Schluck Kaffee hinunter, wobei er das Gesicht verzog und setzte sich erneut mit Burscheidt in Verbindung. Aus der einfachen Frage, ob Professor Neuhausen von nun an Polizeischutz zustände, wurde eine ausgedehnte Diskussion, die mit fast beleidigendem Vokabular endete. Burscheidt sah keinen Anlass zu einem Polizeischutz und warf Nettgen außerdem vor, den Schutz für Maria eigenverantwortlich, ohne seine Zustimmung angeordnet zu haben. Ganz hatte Burscheidt sich doch nicht geändert, aber Nettgen hatte das Gefühl, dass der Boss ihm die Geschichte mit der Sekte nicht ganz abgenommen hatte. Empört und zutiefst enttäuscht knallte Nettgen daraufhin den Hörer mit voller Wucht auf die Gabel, so dass die Kollegen aus den umliegenden Büros hereinschauten.
    „Verpisst euch ! “ , brüllte Nettgen und jagte sie wie ein Schweinehirt aus seinem Büro.
    Frustriert und genervt verließ Nettgen sein Büro. Er setzte sich in seinen Wagen und lehnte sich in den Sitz zurück. Ihm wurde übel. Er betrachtete sich im Innenspiegel und zerbrach sich den Kopf, was mit ihm passierte. Er fühlte sich nicht Herr seiner Sinne, wusste nicht, wie das geschehen konnte. Dann blickte er erneut in den Spiegel. Er sah irgendwie krank und zerlumpt aus. Aber viel mehr als sein Aussehen störte ihn der Geruch, den er plötzlich wahrnahm. Zuerst dachte er, es sei sein Mundgeruch, doch so schlimm konnte der nicht sein. Der Gestank kam ihm so entgegen, dass ihm noch übler wurde. Hektisch begutachtete er sich, strich mit der Hand über seine gesamte Kleidung und tastete sich ordentlich ab. Er konnte weder etwas erfühlen, noch bemerkte er die Ursache des penetranten Geruchs. Danach durchsuchte er sein Auto, schaute in den Stauraum der Armlehne, unter die Sitze und öffnete schließlich den Verschluss des Handschuhfachs. Ruckartig schmiss er es wieder ins Schloss. Er schloss die Augen, schluckte und stellte fest, dass seine Kehle binnen Millisekunden ausgetrocknet war.
    Er hustete. Mit einem Würgen starrte er erneut ins Fach und schlug es mit voller Wucht wieder zu. Er rief die Kollegen der Spurensicherung an, sie sollten sich bereit halten . Auf dem Parkplatz angekommen wartete n schon die Kollegen auf ihn.
    „Hallo Nettgen. Was geht ab?“ fragte  Thomas grinsend.
    „Ich geh gleich ab“, meinte Nettgen, dem speiübel war. „Nehmt euch mal meinen Wagen vor. Im Handschuhfach erwartet euch was Schönes . “
    Seine Kollegen der Spurensicherung staunten nicht schlecht, als sie im Handschuhfach von Nettgens Wagen ein etwa faustgroßes, menschliches Herz entdeckten. Die untere und obere Hohlvene sowie die Aorta waren förmlich abgerissen und Fetzen der Gefäßhaut hingen baumelnd herab. Es war umhüllt von einer dünnen Schicht geronnenen Blutes.
     
    * * *
     
    Bis zum Abend dauerten die Untersuchungen an, immer auf der sorgfältigen Suche nach Fingerabdrücken und weiteren Spuren. In der Ruhe, die um diese Uhrzeit in der Dienststelle herrschte, ordnete Nettgen seine Unterlagen, während sich sein Mustang in den Händen der  Kollegen befand.
    Nach dem heutigen Tag kam er sich alt und erschöpft vor, irgendwie ausgelaugt. In der nächsten Woche, die ihm noch Lichtjahre entfernt schien, würde er neununddreißig Jahre alt werden. Er erinnerte sich, wie es früher lief. Man wusste, wen man zu beschützen hatte und wen man hinter Gitter bringen musste. Die Maschine lief wie geschmiert und das, weil von oben jemand die Ritzel entsprechend ölte.

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