Das Wiegen der Seele (German Edition)
unheimliches.“
„Unheimlich würde ich nicht sagen, eher was Faszinierendes. Ich möchte I hnen mal was darüber erzählen. Fast tausend Jahre lang wurden die Könige von Ägypten in Pyramiden beigesetzt. Das war so in der 18. Dynastie. Es wird zwar derzeit heftig darüber gestritten, zu welchem eigentlichen Zweck sie dienten, doch Fakt ist, dass man bis heute rund neunzig Pyramiden entdeckt hat.“
„Und alle gleich?“ fragte Nettgen fasziniert.
„Nein, ganz und gar nicht. Jede hat eine andere Größe und Höhe, jede einen anderen Neigungswinkel und viele unterscheiden sich auch in der Bauweise.“
„Und alle sind Gräber?“ fragte Nettgen.
„Nicht alle, aber in vielen befinden sich noch heute Sarkophage. Die Pyramiden stehen in einem Feld von vielen Gräbern.“
„Wer hat in diesen Gräbern gelegen?“
„Hofbeamte und Angehörige der Könige und es soll auch vorgekommen sein, dass dort Priester ihre letzte Ruhe fanden.“
„Aber warum existiert das Tal der Könige? Dort sind doch auch Könige begraben worden?“
„Das stimmt. Die Ägypter haben die Könige aus Sicherheitsgründen im verborgenen Tal bestattet. Erstens wegen der Grabschender und zweitens, weil der Kalkstein leicht und weich zu bearbeiten war. Das Tal der Könige, so wie S ie es mit eigenen Augen erlebt haben, besteht eigentlich aus mehreren Tälern, die voneinander abzweigen. Aber warum fragen S ie das alles, Kommissar?“
„Ich habe im Büro von Jack Crampton eine 3D-Pyramide entdeckt. Dahinter verbarg sich ein Zettel mit einer Zahlenreihe.“
Nettgen nannte sie dem Professor . Es folgten Minuten der Stille. Neuhausen grübelte . „Hm ,“ meinte er schließlich. „Jack war, wie ich I hnen schon sagte, ein Meister des Versteckens. Ich kann mit den Zahlen nichts anfangen. Sie ergeben keinen Sinn und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals von denen gelesen oder gehört zu haben.“
„Da ist noch was“ , unterbrach ihn Nettgen. „Mc Kinley war vermutlich auf derselben Suche nach einem Rätsel wie Crampton.“
„Das müssen sie mir genauer erklären. Was haben sie heraus gefunden?“
„Noch nicht viel, aber eines ist klar. Crampton im Jahre 20 11 , Mc Kinley 19 9 8 und ein italienischer Wissenschaftler aus dem Jahre 1968 hatten eines gemeinsam. Sie waren alle auf der Suche nach einem Schatz, Rätsel oder einem anderen Geheimnis. Crampton sowie der Wissenschaftler starben auf die gleiche Art und Weise. Beiden wurde das Herz entnommen. Über Mc Kinley verliert sich jede Spur in Ägypten, jedoch verrät uns ein wenig ein Bericht über seine Ausgrabungen und Vorhaben. Sie sind identisch mit denen von Crampton. Auch er war in Theben , auch er war im Tal der Könige.“
„Es besteht ein Zusammenhang ? “
„Ja!“ betonte Nettgen. „Er trug das Zeichen, die Tätowierung, die ihm mit seinem eigenen Blut auf den Rücken gemalt wurde.“
„Also handelt es sich um eine Sekte oder um eine Verschwörung?“ fragte Neuhausen.
„Zuerst vermutete man eine Sekte. Der Fall wurde jedoch eingestellt, aus Mangel an Beweisen. Obwohl jeder von uns weiß, dass Mord nie verjährt“ , erklärte Nettgen.
Nettgen dachte weiter, kombinierte und fuhr fort.
„Kommen wir noch mal auf die Pyramide zu sprechen. Wenn dieses Bauwerk den König beinhaltete und Angehörige Tote sich um den König ausbreiteten, was könnte das mit dem Fall zu tun haben? Warum weist Crampton immer wieder auf die Pyramide?“
„Nun ja, Kommissar, diese Frage kann ich I hnen auch nicht beantworten. Dass es hier im Ruhrgebiet keine Pyramiden gibt, macht die Sache noch komplizierter. Womöglich hat es auch gar nichts zu bedeuten. Vielleicht.“
„Ja, vielleicht ,“ stöhnte Nettgen. „Mir fehlt einfach der entscheidende Hinweis. Etwas, das die ganze Sache wie eine Welle aufrollen lässt. Das letzte aber wichtigste Puzzlestück. “
„Kennen S ie den Namen des italienischen Wissenschaftlers?“ fragte Neuhausen.
„Lassen S ie mich überlegen ,“ meinte Nettgen. Er versuchte sich zu erinnern . „Mensch, wie hieß der doch gleich noch. Franco ... Guiseppe , nein, der war es auch nicht. Ja, Francesco. Genau, er hieß Francesco. Äh, Francesco Bertolini .“
„Der Name sagt mir jetzt überhaupt nichts. Nie gehört ,“ gestand Neuhausen. „Aber warten sie. Darf ich kurz etwas nachsehen ?“
Nettgen bejahte.
„Ich hoffe, sie können etwas damit anfangen, ich nämlich nicht. Er war auf der Suche nach den Zehn Pforten.“
„Zehn Pforten?“ fragte
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