Das Wiegen der Seele (German Edition)
Der Gedanke löste irgendetwas in seinem Kopf aus. Irgendein Gedanke, doch er konnte ihn trotz härtester Bemühungen nicht fassen.
Er stand er auf und überprüfte gewohnheitsmäßig den korrekten Sitz seines besten Stückes. Er schob ihn so lange hin und her, bis er bequem in seinem Slip lag und nicht drückte.
Er schaute auf den Parkplatz. Die Kollegen der Spurensicherung hatten die Untersuchung seines Wagens noch nicht abgeschlossen. Nettgen sehnte sich nur noch nach seinem Bett. Eiligst verließ er sein Büro und kontaktierte den Taxiruf .
Zuhause angelangt schritt er in die Küche, ging zum Kühlschrank und nahm eine Dose Bier heraus. Er setzte sie an und trank in einem Zug aus. Die Kühlschranktür stand noch offen, er griff zur zweiten Dose. Sie schmeckte noch weniger als die Erste, und die Menge an Alkohol reichte nicht annähernd, um irgendeine Wirkung hervorzurufen, außer schlechtem Atem. Nettgen stapfte unruhig von einer Ecke des Zimmers in die andere und konzentrierte sich wieder auf den Fall. Nahm sich Berichte zur Hand, warf sie wieder beiseite. Wählte Burscheidts Nummer, überlegte es sich aber ganz schnell und legte wieder auf. Dann stapfte er weiter herum. Er schritt zum Kühlschrank, nahm sich erneut eine Flasche Kölsch raus, öffnete sie mit dem Feuerzeug. Zurück im Wohnraum starrte er auf das Telefon und trank einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Seine Gedanken über die 3D-Pyramide, dem Lageplan sowie der mysteriösen Zahlenreihe, ließen ihm keinen freien Sinn. Wieder stapfte er herum, nahm erneut einen Schluck und starrte aufs Telefon. Er brauchte Rat und zwar jetzt. Ihm schoss Professor Neuhausen durch den Kopf. Er war genau der Richtige, doch immerhin schlug die Uhr bereits viertel nach neun Uhr abends. Die Chancen, den Professor noch wach anzutreffen waren wohl ziemlich gering. Aber ein Anruf war immer noch sinnvoller, als herumzustapfen und das Telefon anzustarren. Nettgen wählte die Nummer von Neuhausen. Es klingelte und klingelte. Nettgen wollte schon den Hörer auflegen, als sich endlich der Professor meldete.
„Hallo? Hier ist Neuhausen“ , stammelte er mit verschlafener Stimme in den Hörer.
„Guten Abend Professor. Hier ist Nettgen. Entschuldigen S ie die späte Störung.“ entschuldigte sich Nettgen. Ihm war es jetzt richtig peinlich und er hätte am liebsten sofort aufgelegt, hätte er nicht schon seinen Namen gesagt.
„Kommissar Nettgen. Schön S ie zu hören. Sie stören nicht, bin auf dem Sofa eingenickt. Was kann ich für Sie tun ?“ Der Professor richtete sich auf, schnaufte kurz aber hörbar in den Hörer und grummelte irgendetwas vor sich hin, was Nettgen nicht verstehen konnte.
„Professor, ich sagte I hnen, ich müsse darüber schlafen, das geht nicht. Es beschäftigt mich. Mir geht die Pyramide nicht mehr aus dem Kopf, die ich bei Jack Crampton entdeckt habe.“
„Ägypten scheint es I hnen wirklich angetan zu haben“ , griente der Professor. „Die Pyramide ist ein sehr interessantes Thema, Kommissar.“
„Ägypten hat es mir nicht wirklich angetan. Aber die Entdeckungen“ , stöhnte Nettgen.
Für einen kurzen Moment entstand eine Pause.
„Kommen wir zur Frage eins“ , meinte Neuhausen und schmunzelte, dass es auch Nettgen mitbekam. Nettgen wusste was nun kam. Das Ritual des Professors. Die heiligen zwei Fragen, die Nettgen ab und zu ganz schön auf die Nerven gingen. Aber so war der Professor nun mal.
„Sie befinden sich ja mittlerweile auf einem hohen Wissensstand, was die altägyptische Mythologie betrifft. Sie sollten sich also keine Sorgen bezüglich dem Schwierigkeitsgrad der Fragen machen, Kommissar. Nun gut, also, welche Gottheit verkörperte die untergegangene Sonne?“
Nettgen überlegte. Er versuchte sich an die Gottheiten zu erinnern, deren Namen und Zuordnung er in den Lektüren nachgelesen hatte.
„Osiris“ , sagte Nettgen schließlich, der sich seiner Antwort sicher war.
„Richtig“ , sagte Neuhausen. „Frage zwei. Wie hieß die letzte ptolemäische Königin? Wenn sie genau überlegen, Kommissar, hört sich die Frage schwerer an, als sie eigentlich ist.“
Wie aus der Pistole geschossen antwortete Nettgen.
„Kleopatra, es war Kleopatra, Professor.“
Wieder entstand eine Pause.
„Richtig Kommissar . So Herr Kommissar, wie kann ich ihnen helfen?“ fragte schließlich Neuhausen .
„Sagen S ie“ , meinte Nettgen. „Was ist eigentlich so besonders an den Pyramiden? Sie haben etwas magisches, etwas
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