Das Wiegen der Seele (German Edition)

Nettgen. „Keine Ahnung. Man, das nervt aber langsam. Wir kommen aber auch keinen Schritt weiter. Auch Mc Kinley erwähnte diese Pforten. Er schrieb jedoch auch, dass er weiß, wo sich sich befänden.“
    „ Wie gesagt, das weiß ich leider auch nicht. Ich weiß nur , dass dieser Bertolini zu jener Zeit schwer Schlagzeile gemacht hatte. Er war davon überzeugt, auf der Suche nach der wohl bedeutendsten Entdeckung, die je ein Archäologe je gemacht hatte. Und er sollte kurz vor seinem Ziel gewesen sein. Ihm fehlten wohl nur noch die zehn Pforten.“
    Nettgen runzelte die Stirn. Dann kombinierte er lautstark.
    „Hm, zehn Zahlen aus dem Versteck im Hause Crampton und jetzt die Aussage der zehn Pforten aller Archäologen. Zehn und zehn. Beide Zahlen sind ein Rätsel, ergeben aber vielleicht einen gemeinsamen Sinn. Doch was?“
    „Sie könnten Recht haben ,“ sagte der Professor. „Ihre Theorie gefällt mir. Ich komme mir gerade vor wie Indianer Jones in der letzte Kreuzzug. Man ist das alles spannend“ . schrie er plötzlich unerwartet . „Ruhig Blut, Professor“ , schnellte Nettgen ein . „Alles wird wieder gut. Beruhigen S ie sich erst einmal wieder. Sie machen uns gerade zu Pausenclowns.“
    „Sie haben Recht. Aber halten wir I hren Gedanken mal fest. Angenommen, es existiere ein weiteres Grab, eines, das wir bisher nicht entdeckten. Zehn Pforten könnten durchaus auch zehn Türen sein. Und zehn Zahlen, die überhaupt keinen Sinn ergeben eventuell ein Code oder Längen- und Breitengrade. Wissen S ie, worauf ich hinaus möchte?“ , fragte der Professor
    „Ich denke schon ,“ bestätigte Nettgen. „ Ich glaube, ich weiß, was S ie mir erklären wollen. Ist durchaus denkbar. Und umso länger ich ihre Theorie überdenke, umso mehr passt sie ins Puzzle. Doch wo könnte dieses Grab oder was auch immer nur sein? Laut den Berichten von Crampton hatte er sich nur in Theben , Karnak sowie im Tal der Könige aufgehalten. Die Ergebnisse ließen auf den nächsten Ort schließen. Also, nach Adam Riese, hätte das Grab im Tal der Könige auf die neue Stelle hinweisen müssen. Tat sie jedoch nicht.“
    „Kommissar, das denken S ie. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass Jack genau das herausgefunden hatte, was oder wonach er suchte. Er war nicht blöd und hätte sein eigentliches Ziel niemals verfasst oder als Bericht erstattet. So, wie ich es an seiner Stelle auch getan hätte. Oder warum hielt er sich in seinem Anwesen ein Versteck? Warum folgten nach der Öffnung des Grabes keine vollständigen Berichte, so, wie man es von ihm gewohnt war? Warum nahm er das Geheimnis mit ins Grab? Ganz klar, wenn er sein Ziel nicht erreicht, dann auch niemand anders!“ Der Professor war sich seiner Sache ganz sicher. Er wirkte selbstbewusst, fast schon seiner Theorie überheblich. Nettgen hingegen war baff. Doch der Professor hatte seiner Meinung nach Recht.

Kapitel 1 6
     
    Kaum drei Stunden später klingelte das Telefon. Er hatte sich noch ein paar Bier getrunken und schaltete ständig zwischen den Kanälen seines Fernsehers, auf der Suche nach einem gescheiten Programm. Das Bier erfüllte auch inzwischen seinen Zweck - er nickte immer wieder auf dem Sofa ein. Beim dritten Klingeln ließ er die Fernbedienung auf den Boden fallen und schreckte von dem Poltern auf. Seine Lider waren verklebt, sein Verstand wie gelähmt. Er war fest eingeschlafen, doch irgendwo im tiefsten Winkel seines Unterbewusstseins bekam er mit, dass sein Telefon klingelte. Er schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. Er sah nur wenig. Das Licht im Zimmer brannte noch. Er starrte auf das Telefon, dann stürzte er sich darauf.
    „Hallo?“
    „Sind S ie Nettgen? Kommissar Nettgen?“ fragte eine hohe, piepsige Stimme am anderen Ende verunsichert. Nettgen konnte die Stimme nicht einordnen, aber in ihm schrillte sofort eine Alarmglocke, als er den ausländischen Akzent vernahm.
    „Wer ist da? Was wollen S ie?“ , wollte Nettgen energisch wissen. Er erhob sich von dem Sofa und ging nervös mit dem Hörer in der Hand im Zimmer auf und ab.
    „Stellen S ie bitte keine unnötigen Fragen. Dafür ist keine Zeit. Mein Name ist El-Dhamosis, ich war stellvertretender Leiter des Ausgrabungsteams von Jack Crampton.“
    Nettgen wäre vor Schreck fast der Hörer aus der Hand gefallen.
    „Hören S ie, ich wende mich an S ie, weil ich in Erfahrung gebracht habe, dass S ie der ermittelnde Kommissar im Fall Jack Crampton sind. Sie müssen mir helfen .