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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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...“
    Nettgen spürte eine Unruhe in Krums. Sein Gesichtsausdruck verriet Nervosität.
    „Na gut. Sie fanden also bei Ihrem Standardrundgang eine Leiche. Ist wohl nicht so ganz alltäglich. Wissen S ie, ob die Tür zu dem Raum, in dem S ie den Leichnam entdeckten, verschlossen war?“
    „Klar“, antwortete er. „Ich schließe grundsätzlich die noch funktionierenden Türen ab!“
    „Ich will nicht wissen, was S ie grundsätzlich tun, ich will wissen, ob die Tür gestern Abend verschlossen war, bevor S ie die Leiche fanden.“ Krums schien Nettgen ziemlich unkooperativ und er hatte keine Lust, allzu viel Feingefühl an den Tag zu legen.
    „Ja, die Tür war zu, sagte ich doch. Muss man hier eigentlich alles zigmal erzählen, oder hat Ihr Kollege vergessen, Notizen zu machen? Ich wei ß , wie ich meinen Job mache.“
    „Jetzt passen S ie mal auf, Herr Krums, wir ermitteln hier in einem Mordfall und S ie sind die einzige Person, die Zugang zu dem Raum hatte. Die Spurensicherung hat keinerlei Hinweise auf einen Einbruch feststellen können! Wir haben nur I hre Fingerabdrücke auf der Klinke. Entweder S ie kooperieren und sagen, was S ie wissen, oder ich mach S ie zum Hauptverdächtigen! Ehrlich gesagt sitzen S ie ganz schön tief in der Scheiße. Haben wir uns verstanden ? “
    Im Büro wurde es still. Krums war wie vor den Kopf geschlagen. Damit hatte er nicht gerechnet. Nettgen suchte in seinem Gesicht aufmerksam nach irgendeiner verräterischen Spur, aber da war kein Zucken, kein Zwinkern. Ganz im Gegenteil. Er saß da wie ein Häufchen Elend und starrte vor sich hin. Immer wieder schüttelte er den Kopf. Entweder war Krums ein ausgezeichneter Schauspieler, oder er hatte tatsächlich nicht im Geringsten was mit der Sache zu tun.
    „Sagen S ie“ , bemerkte Nettgen. „Könnte es sein, dass es um I hre Liquidität nicht allzu gut bestellt ist?“
    Krums blickte empört und wurde noch unruhiger.
    „Woher wissen S ie das? Das geht Sie überhaupt nichts an! Ich habe einen Kredit laufen, wie neunzig Prozent der Bevölkerung seit der Umstellung auf den Euro ...!“
    „Wissen S ie, Herr Krums. Wir von der Polizei machen uns schon vorab schlau über die Verdächtigen, bevor S ie eingeladen werden. Ich betone es nur deswegen, da S ie erst seit acht Monaten im Sicherheitsdienst tätig sind. Und, soweit ich weiß, sind S ie auch für Geldtransporte zuständig. Also mir ist bekannt, dass diese Mitarbeiter eine einwandfreie Liquidität aufweisen müssen. Oder habe ich da etwas verpasst, Herr Krums?“
    Nettgen warf demonstrativ einen kurzen Blick auf die Uhr, lehnte sich zurück und wartete auf eine Reaktion.
    „Sie haben ja recht. Und? Was soll das heißen? Werde ich damit automatisch zum Mörder?“ Seine Angst war mit Händen zu greifen.
    „Ganz und gar nicht. Sie sollen nur wissen, dass ich über S ie Bescheid weiß! Und im Polizeidienst nennt man sowas ein mögliches Motiv !“
    Krums schluckte.
    „Eine letzte Frage zum Fall, Herr Krums, dann können S ie wieder gehen. Ist I hnen vor oder während I hrem Rundgang irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen? Parkende Fahrzeuge, Personen oder etwas Ähnliches?“
    Krums war schweißgebadet, blickte Nettgen in die Augen, zögerte und sagte dann: „Nein, Herr Kommissar. Nichts, es ist mir nichts aufgefallen. Glauben S ie mir doch, bitte . “
    Nettgen nickte nur kurz und legte Krums das Protokoll hin.
    „Hier, bitte unterschreiben, Herr Krums.“ Er reichte ihm einen Kugelschreiber.
    „ Sie können gehen. Aber das heißt nicht, dass ich S ie nicht nochmals kontaktieren werde. Und glauben S ie mir, ich werde S ie im Auge behalten! Sie werden unter keinen Umständen die Stadt verlassen!“
    Krums erhob sich von seinem Stuhl, nickte unbedacht und verließ wortlos das Büro. Nettgen machte sich auf den Weg in sein Büro und schmiss sich in seinen Bürosessel.
    Mit gemischten Gefühlen lehnte er sich zurück . Er unterdrückte ein Gähnen und blickte auf einen Papierball, den er neulich aus einiger Entfernung in den Korb werfen wollte. Dann schloss er die Augen und versuchte, sich zur Ruhe zu zwingen. Er wusste, dass ihm eine lange Nacht bevorstand und merkte, wie erschöpft er jetzt schon war.
    Eine Wand seines Büros wurde von einer riesigen Pinnwand beherrscht. An ihr sammelte er systematisch Ermittlungsfotos, Beweisaufnahmen sowie logische Schrittfolgen und andere Informationen über Tathergang und Tatort, um so einen genaueren Überblick über den Fall zu

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