Das Wiegen der Seele (German Edition)
Sein Herzschlag beruhigte sich ein wenig und er redete sich ein, dass es eine Halluzination gewesen sei.
Dann wurde es Licht. Eine nackte Glühbirne baumelte von der Decke und erleuchtete den Raum.
Im ersten Moment durchzuckte ein Blitz seinen Kopf. Er schloss die Augen, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Dann blickte er sich vorsichtig um und versuchte, sich ein Bild seiner Lage zu verschaffen. Er wurde blass.
Das Innere des Raumes machte auf ihn einen angsteinflößenden Eindruck. Zwei uralte Holztische standen aufgereiht entlang einer Wand. Ein dritter Tisch war mitten im Raum. Die Gegenstände auf den Tischen ließen ihm das Blut in den Adern gefrieren. Auf dem ersten Tisch lagen Leinenbinden, verschiedene offene Dosen mit Salben und Pulvern, eine Weinkaraffe und eine weitere große Glaskaraffe, die mit Salz gefüllt zu sein schien.
Auf dem zweiten Tisch sah er Werkzeuge, die er eher in einer Holzschnitzerwerkstatt vermutet hätte – mehrere Messer und Skalpelle, Haken und andere Stichwaffen in verschiedenen Größen. Außerdem befanden sich auf diesem Tisch diverse Gefäße, die von kunstvollen Tiermotiven verziert waren. Der dritte Tisch war leer.
Alles erinnerte ihn an einen mittelalterlichen Operationssaal.
Der Gefesselte hatte blutige Schrammen und Kratzer im Gesicht und an den Händen. Seine Handgelenke waren rot und geschwollen von der Reibung der strammen Fesseln. An seinem Hinterkopf klaffte eine blutende Wunde.
Erneut überkam ihn Panik. Mit noch mehr Kraft versuchte er, sich von den Fesseln loszureißen. Vergebens.
In dem Moment öffnete sich eine Tür, die er vorher nicht bemerkt hatte. Zwei Gestalten betraten den Raum, deren Kutten bis auf den Boden reichten und die nur ihre Hände sehen ließen. Auf den ersten Blick hätte man zwei Anhänger des Ku - Klux -Clan vermuten können, zumal nur zwei Sehschlitze einen Blick aus den tief über das Gesicht gezogenen Kapuzen erlaubten.
Bei näherem Hinsehen erkannte der Mann rote Kreise und Schlangenlinien, sowie merkwürdige Muster und Symbole auf den schwarzen Kutten, die ihn an etwas erinnerten, was er schon mal gesehen hatte, im Moment jedoch nicht einordnen konnte. Er hatte Angst.
Die Kuttenträger sagten kein Wort, sie standen nur reglos da und musterten ihn. S ein Herz raste und er rang hörbar nach Luft. Langsam holte eine der Gestalten eine Feder hervor. Sie war groß und in verschiedenen Farbtönen gemustert. Sie hielt sie hoch und wie ein Schwert vor sich. Dann verneigte sich die Gestalt. Auch die zweite verneigte sich. Dann warfen sich die beiden einen Blick zu und murmelten in einer unverständlichen, hart klingenden Sprache eine Art Gebet, zu dessen Abschluss sie sich noch einmal verneigten.
Noch bevor der Gefangene begreifen konnte, was geschah, stürmten sie auf ihn zu, packten ihn am Kopf und an den Ellenbogen und zogen ihn auf den dritten Tisch. Mit aller Kraft versuchte sich der Gefangene zu wehren und sich loszureißen. Die Verzweiflung verlieh ihm ungeahnte Kräfte, aber mit den Fesseln hatte er keine Chance. Sie zwangen ihn auf den Tisch. Dann schlug einer der beiden auf ihn ein. Wieder und immer wieder prallte die Faust in sein Gesicht. Die Haut rötete sich, schwoll an und platzte an der Oberlippe auf. Er fühlte, wie langsam Blut aus seiner Nase über seine Wange floss. Der Gefesselte stieß mehrere dumpfe Schreie aus, die jedoch vom Knebel unterdrückt wurden. Dann wurde er bewusstlos.
Was nun geschah ging ziemlich schnell: Während der eine Kuttenträger den Gefangenen mit festem Griff auf dem Tisch hielt, verschwand der andere für ein paar Sekunden, kehrte mit einem Werkzeug zurück und riss ihm das Oberhemd auf. Für einen kurzen Moment kehrte sein Bewusstsein wieder .
Der Gefangene konnte nur noch wild den Kopf schütteln, als ihm ein Keil auf die Brust gesetzt und mit einem Schlagwerkzeug durch seinen Brustkorb getrieben wurde. Im Raum wurde es still.
Die Gestalten lösten die Handfesseln und befreiten den Mann vom Knebel. Er konnte nicht mehr schreien. Er war tot und wurde entkleidet.
Unterhalb des Brustkorbs machten sie einen langen, sauberen Schnitt in den leblosen Körper und entfernten sämtliche Eingeweide. Einen Teil warfen sie sofort ungehemmt in den Abfalleimer. Leber, Magen, Lunge und Gedärme jedoch legten sie in Natronsalz ein, um den Organen die Körperflüssigkeit zu entziehen. Das Herz legten sie separat nieder.
Einer der beiden holte die vier kunstvoll gestalteten Kanopengefäße
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