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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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dem Inneren der Stofffetzen vernahm er ein Rascheln und Knistern, das von Sekunde zu Sekunde lauter zu werden schien. Löffler trat an Nettgens Seite.
    „Siehst du, was ich meine?“, fragte er Nettgen. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“
    In diesem Moment gab sich ein alter Bekannter zu erkennen. Aus der Wunde des Leichnams kam ein Skarabäus zum Vorschein, der besonders unternehmungslustig über den mumifizierten Leib krabbelte. Den beiden Kommissar en jagte eine Gänsehaut über den Rücken und das schreckliche Gefühl, von diesem fleischfressenden Käfer lüstern gemustert zu werden. Blitzartig schnellte Nettgen zurück und beobachtete aus sicherer Entfernung die Bewegungen des Pillendrehers. Als der vorwitzige Käfer am Fuß der Mumie angelangt war und den Anschein machte, sich dort erneut durchfressen zu wollen, griff Nettgen zu einer Eisenstange, die schräg an der Wand gelehnt stand. Dann näherte er sich dem Insekt, das sich inzwischen bereits mit der ersten Bandage beschäftigte, holte aus und versetzte ihm einen Hieb, der es von der Mumie fegte. Der Käfer landete mit dem Rücken auf dem Boden und strampelte hilflos mit seinen sechs Beinen in der Luft. Nettgen hingegen überlegte nicht lange: Er machte einen raschen Schritt auf das Insekt zu, hob sein Bein und trat mit voller Gewalt zu. Beim Zerquetschen spritzte eine dickliche, dunkelgelbe Flüssigkeit in alle Richtungen und der platte Rest des gepanzerten Körpers blieb unter Nettgens Schuhsohle kleben.
    „Was für eine Sauerei“, murmelte er, während er die Reste des Käfers an einem Mauervorsprung vom Schuh kratzte. Dann widmete er sich erneut der Mumie, über die sich gerade der Gerichtsmediziner beugte, als wolle er eine Krankheit diagnostizieren. Die Hände in weißen Gummihandschuhen – es handelte sich diesmal nicht um Dr. Richards – schob er die zerfetzten Hautpartien zur Seite, untersuchte die Wunde und drehte sich anschließend zu den Kommissaren um, die ihm stillschweigend zugesehen hatten.
    „Kommissar Nettgen, das war ja ein bühnenreifer Auftritt. Alle Achtung, den Käfer muss ich wohl nicht mehr untersuchen. So, meine Herren: Fest steht, bei dieser Mumie handelt es sich nicht um einen Raub aus dem Ägyptischen Museum . Dieser Körper hier ist zwar seit Wochen tot, aber nicht seit Jahrhunderten. Wahrscheinlich haben die Mumifizierer ihr Handwerk auch nicht gut genug verstanden, weil diese Mumie nicht Jahrhunderte überdauert hätte. Dafür ist das Gewebe noch zu feucht. Genaueres kann ich Ihnen allerdings erst sagen, wenn die Binden entfernt und der Körper untersucht wurde. Das war die kurze Version. Die ausführliche erhalten Sie frühestens morgen . “
    Nachdem die Spurensicherung ihre ersten Untersuchungen beendet hatte, wurde ein Gerüst mit Seilen aufgebaut. Mit h ilfe der starken Seile konnte die Mumie gesichert hochgezogen und in den Sarg der Gerichtsmedizin gelegt werden.
    „Habt ihr irgendetwas gefunden ? “ , fragte Nettgen den Leiter der Spurensicherung.
    „Nein, nichts. Aber auch gar nichts. Keine Fußspuren, keine Fingerabdrücke. Es ist unglaublich. Aber dafür sind wir auf was anderes gestoßen . “
    „Auf was?“, wollte Nettgen wissen, der noch immer mit dem Abkratzen der Käferreste beschäftigt war.
    „Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen . “ Er schritt voran und Nettgen folgte ihm in eine düstere Ecke des Heizungsraumes. Nach und nach gewöhnten sich Nettgens Augen an das kümmerliche Licht und er blickte auf eine mit Sand aufgeschüttete Stelle, aus der ein Papierzettel herausragte.
    „Ich habe es noch nicht überprüft, sondern erstmal nur Fotos gemacht“, sagte der Polizist. „Ich wollte, dass Sie sich das anschauen . “
    „Haben Sie eine Pinzette?“, fragte Nettgen.
    Der Polizist kramte in seiner Jackentasche und reichte ihm das Instrument. Nettgen packte vorsichtig eine Ecke des Papierstücks und zog es vorsichtig aus dem Sand heraus.
    Im Licht eines Halogenstrahlers entpuppte sich das blutbefleckte Papier als Boardkarte.
    „Hm ...“, murmelte Nettgen. „Eine Boardkarte.“
    Er säuberte das Ticket vom restlichen Sand, indem er tief einatmete und mit einem kräftigen Stoß pustete. Beim Lesen der Flugdaten sagte er kein Wort, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Grübelnd winkte er Löffler zu sich.
    „Sieh dir das an. Dieses Ticket steckte hier in dem Sandhaufen. Egypt Air von Kairo nach Flughafen Köln-Bonn. Flugnummer eins drei drei fünf vom fünfzehnten Mai 20 12 ,

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