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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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möchte, dass du dir mal Zeit nimmst, dich anderen wichtigen Dingen zu widmen. Glaube mir, es geht mir genauso und ich mache drei Kreuze, wenn der Fall erledigt ist . “
    Löffler nickte kurz, stellte die Tasse ab und nahm sein Angebot gern an.
    „Stimmt eigentlich, ich hab Überstunden genug und in Kairo werde ich sowieso nur arbeiten. Wir sehen uns morgen“, meinte er. „Vergiss nicht deinen Reisepass . “
    Dann verließ er kopfschüttelnd das Büro, aber Nettgen hörte ihn auf dem Gang gut gelaunt pfeifen.
     
    * * *
     
    Einige Stunden später saß Nettgen noch immer an seinem Schreibtisch. Das Telefon klingelte. Nettgen nahm den Anruf entgegen.
    „Ja? Hier Nettgen . “
    „Hallo Kommissar Nettgen, Professor Neuhausen hier. Ich habe I hre Nachricht abgehört . “
    „Hallo Professor Neuhausen. Freut mich, Sie zu hören. Ich hoffe, der Flug ist nicht zu kurzfristig . “
    „Na ja“, meinte der Professor. „Es war schon eine Herausforderung, meine Seminare für die nächsten Tage zu verlegen und für Vertretung zu sorgen. Ich muss schon sagen, für so schnell hätte ich die Polizei nicht gehalten.“ Nettgen konnte das Schmunzeln des Professors förmlich durch den Hörer sehen.
    „Heißt das, S ie kommen mit?“ , fragte Nettgen aufgeregt.
    „Genau das heißt es. Ja, ich werde S ie begleiten. Und ich freue mich schon darauf!“
    „Aber Professor, das ist ja hervorragend! Das freut mich zu hören. Brauchen Sie noch irgendwas, können wir noch etwas für S ie tun?“
    Nettgen war aufgeregt wie ein Kind vor der Einschulung.
    „Nein, nein, Kommissar. Ich denke, ich sollte eher fragen, ob ich noch etwas für S ie tun soll, schließlich kenne ich Land, Leute und vor allem das Klima dort schon recht lange. Vergessen S ie also auf keinen Fall eine Tube Sonnencreme und Ihren Hut, vielleicht auch die Badehose?“
    Neuhausen hatte Humor, das musste man ihm lassen, und Nettgen wusste es zu schätzen.
    „Professor, S ie werden eine große Hilfe sein. Danke für die Ti p ps und ich werde vielleicht sogar meinen Wasserball einpacken. Nein, Spaß beiseite! Ich hoffe wirklich, dass wir vor Ort einige wichtige Hinweise erhalten, die uns weiterhelfen. Und S ie als Experte werden von unschätzbarem Wert sein. Ich bin wirklich sehr froh, dass S ie mitkommen.“
    Ein Lächeln am anderen Ende der Leitung war zu erahnen.
    „Also, wir sehen uns dann morgen in der Früh. Ich wünsche I hnen noch einen schönen Tag, Kommissar Nettgen . “
    „Den wünsche ich I hnen auch, Professor Neuhausen, und vielen Dank noch mal. Bis morgen dann ! “
    Dann wurde die Leitung unterbrochen und Nettgen legte den Hörer auf. Er war erleichtert über diese Nachricht. Trotzdem dachte er noch nicht ans Heimgehen, ganz im Gegenteil: Er versuchte sich an Einzelheiten seiner unbekannten Besucher zu erinnern. Er versank immer tiefer in seinem Sessel und legte die Füße auf den Schreibtisch. Im Geiste konnte er deutlich die Stimme des Typen hören, der ihm das Messer an die Kehle gehalten hatte. Und er erinnerte sich an den ausländischen Akzent. Er wühlte in seinen Gedanken und wusste, dass sich irgendwo in seinen grauen Zellen ein Hinweis befand.
    Er wusste nur nicht, wo genau er suchen sollte.
    Er zündete sich eine weitere Zigarette an und beim dritten Zug schoss ihm ein Gedankenblitz durch den Schädel. Eilig stürmte er aus seinem Büro, durchs Treppenhaus hinunter bis ins Erdgeschoss. Er musste noch ein paar Gänge abbiegen und stand schließlich vor der Telefonzentrale. Er überlegte nicht lange.
    „Guten Morgen, Frau Klein!“, platzte er herein.
    Erschrocken zuckte die Dame zusammen.
    „Huch“, machte sie. „Man n , Kommissar Nettgen, was haben S ie mich erschreckt! Können S ie nicht anklopfen?“
    Dann klingelte das Telefon und Frau Klein nahm den Anruf entgegen. Nettgen lehnte sich an den Türrahmen und musterte sie. Mit ihren Mitte dreißig und dem faltenlosen Gesicht wirkte sie fast noch wie ein Teenager. Kein Make-up, kein Haarspray, sportlich-elegante Kleidung, die Haare zu einem Zopf gebunden. Ihre Stimme war weich und sympathisch, fast wie die eines Engels und zu nett für die Holzköpfe, die sie manchmal am Telefon verarzten musste. Sie arbeitete seit ungefähr zwei Jahren im Polizeipräsidium. Nach einigen Minuten beendete sie das Telefongespräch und machte sich eine kurze Notiz.
    „So, Kommissar Nettgen. Nun habe ich Zeit für S ie. Ist wieder ein schlimmer Tag. Das Telefon klingelt heute heiß. Was kann ich für S ie

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