Das Wiegen der Seele (German Edition)
Dann bezahlte er. Er hatte nicht im Geringsten das Interesse, den Abend mit den üblichen belanglosen Gesprächen zu verbringen, die ihm Silvia ständig aufzwang, obwohl er gerade die für gewöhnlich amüsant fand. Er bahnte sich einen Weg durch die tanzenden Gäste und schob sich zur Tür. Dabei wurde ihm schnell bewusst, dass er hier bei Weitem der Älteste war. Draußen vor dem Pub stand er da und schaute die Straße hinunter. Dann schlenderte er an den zahlreichen Geschäften entlang, vorbei an Drogeriemärkten , Zeitungsgeschäften, Schuhläden und Modehäusern. Vor einer Boutique blieb er stehen. Er betrachtete sich im Spiegel des Schaufensters. Lange sah er sich an und stellte fest, dass er bekleidungsmäßig nicht gerade up to date war. Seine Jeans franste an den Nähten und Bünden aus, sein überlanges Sweatshirt und die Wildlederschuhe, die bereits Löcher in der Sohle hatten, machten ihn nicht gerade zu einem Blickfang. Heute Morgen fand er es noch hipp , sich so mit Maria zu treffen, aber der Blick ins Schaufenster überzeugte ihn jetzt vom Gegenteil.
Er sah elegante, modische Anzüge, schicke Kombinationen, diverse Hemden, Pullover und passende Krawatten. Ohne zu zögern betrat er das Geschäft. Keine zwanzig Minuten später grinste Nettgen ein fremder Mann aus dem Spiegel entgegen. Er hatte sich von der äußerst kompetenten und verkaufstüchtigen Angestellten, die zudem noch Nettgens Idealbild einer Frau entsprochen hätte – wäre da nicht Maria gewesen – von den Boxershorts bis zur Krawatte beraten und einkleiden lassen.
Mit einem zufriedenen Grinsen betrachtete er sein Spiegelbild. Dunkelgrüner Cordanzug, rosafarbenes Hemd und dezent gemusterte Seidenkrawatte, elegante dunkelbraune Lederschuhe, auf Hochglanz poliert. Darunter gestreifte Boxershorts – okay, das wussten nur er und die Verkäuferin, was im Normalfall genug gewesen wäre . Der Anzug war teuer, sehr teuer, aber das war Nettgen egal. Er fühlte sich wie hineingewachsen und außerdem: Die Kreditkarte machte es möglich.
„Das steht I hnen sehr gut“, meinte die Verkäuferin, die dicht hinter ihm stand.
„Das denke ich auch“, sagte Nettgen. „Das nehme ich. Und ich behalte alles direkt an.“
Wenig später traute Maria ihren Augen nicht, als sie ihm in ihrem Haus gegenüberstand.
„Ralf, bist du das?“, meinte sie. „Wow, du siehst toll aus, hast du noch was vor?“
„ Ooh ja ...“ Mehr musste er nicht sagen.
Die Kollegen vom Personenschutz hatten sich im Kaminzimmer eingerichtet und vertrieben sich die Zeit mit Kartenspielen und Fernsehserien.
Nettgen wünschte ihnen einen schönen Feierabend und schickte sie bis zum nächsten Tag nach Hause.
Dann begab er sich ins Wohnzimmer, wo Maria es sich bereits auf dem breiten, lederüberzogenen Ecksofa bequem gemacht hatte. Auf dem Glastisch vor der Garnitur stand eine geöffnete Flasche Rotwein und zwei Gläser. Vier Kerzen in einer Kristallschale sorgten mit ihren kleinen, tänzelnden Flammen für eine gemütliche Atmosphäre.
Die beiden saßen eng nebeneinander auf dem Sofa. Sie redeten kaum, sahen sich nur an. In ihren Augen spiegelten sich Verliebtheit und beginnende Vertrautheit. Nettgen legte seine Hand auf ihren Schenkel. Damit schien er einen Schalter betätigt zu haben. Sie neigte ihr Gesicht zu ihm und begann, ihn zu küssen. Ihre Lippen verschmolzen ineinander und gleichzeitig merkte er, wie sie mit ihren langen Fingernägeln über seinen Oberschenkel strich, bis sie seinen Schritt erreichte. Nettgen wurde ziemlich heiß. Dann packte sie zu und hatte bereits mehr in der Hand, als die Boxershorts im Normalzustand versteckt hielten. Nettgen zog scharf die Luft ein und hielt sie an.
„Hm, imposant, das würde ich mir gerne etwas näher ansehen.“ Mit diesen Worten zog sie ihn vom Sofa hoch und führte ihn an der Hand die Treppe hoch in ihr Schlafzimmer.
Dort war Nettgen wieder so weit zu Sinnen gekommen, dass er die Kontrolle übernahm. Er nahm sie hoch und trug sie zum Bett.
Er ließ seine Lippen von ihrem Mund über den Hals bis zum Brustansatz wandern und öffnete auf dem weiteren Weg nach unten Knopf für Knopf ihre Bluse. Darunter kam die zartblaue Spitze ihres BHs zum Vorschein. Diese Farbe brachte die leicht gebräunte Haut Marias hervorragend zur Geltung. Diese Frau wusste eindeutig um ihre Vorzüge. Vorsichtig streifte er die Träger über die Schultern.
Dabei sah er, dass das Wäschestück einen Vorderverschluss hatte. Jetzt gab es kein
Weitere Kostenlose Bücher