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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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anderes übrig, als die nächste Runde abzuwarten. Dann funktionierte es. Mit dem Gepäck in der Hand konnten sie schließlich das Flughafengebäude verlassen. Nettgen rollte seinen kleinen Reisekoffer hinter sich her und regte sich noch immer über seine filmreife Nummer auf. Er grummelte irgendwelche Schimpfwörter, die jedoch keiner verstand. Löffler war mit einem großen Rucksack angereist, den er nun auf den Rücken schnallte und jetzt einem Bergsteiger in falscher Umgebung ähnelte. Der Professor trug nur eine Sporttasche in der Hand, die aber so vollbepackt war, dass der Reißverschluss zu platzen schien. Insgesamt gaben die drei ein unverkennbares Trio ab, als sie das Flughafengebäude verließen.
    Vor dem Gebäude, in Nähe der wartenden Taxis, standen bunt gekleidete Männer und spielten fröhliche, orientalische Musik. Dazu führten zwei junge Ägypterinnen in orientalischen, märchenhaften Kostümen einen Bauchtanz vor. Gleich hinter den Taxis, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, standen drei veraltete, moosgrüne Jeeps mit jeweils zwei bewaffneten Militärpolizisten, die das Trio fasziniert beobachteten.
    „Was für eine leckere Begrüßung“, schmunzelte Nettgen und stellte sich zu Löffler und dem Professor, die bereits am Ausgang auf die ägyptischen Kollegen warteten.
    „Ist ein heißes Pflaster hier“, meinte Löffler.
    „Nun ja“, sagte Professor Neuhausen. „Hier muss man schon ein wenig auf sich Acht geben.“
    In diesem Moment fuhr ein dunkelblauer Mercedes der gehobenen Klasse, jedoch dreckig und verbraucht, vor und kam vor den dreien zum Stehen.
    „Oh, das scheint unser Empfangskomitee zu sein“, meinte Löffler und musterte die Limousine.
    „Ob das Wasser hier zu teuer ist?“ bemerkte Nettgen sarkastisch. „Ich hoffe nur, der Wagen ist innen sauberer als außen . “
    Mit einem Knirschen öffneten sich die Türen. Zwei dunkelhäutige Männer stiegen aus dem Wagen und begrüßten sie sehr freundlich, jedoch auf Arabisch. Sie trugen auf ihren Köpfen einen Tarbush , eine rote Filzkappe, die nur einen geringen Teil ihrer Köpfe bedeckte.
    Professor Neuhausen erwiderte die Begrüßung fließend, was Nettgen und Löffler ehrfürchtig die Augenbrauen heben ließ.
    „Willkommen in Kairo“, grüßte der Beifahrer nun in gebrochenem Englisch. Er trug eine bordeauxfarbene Faltenhose, die nicht nur fleckig sondern auch viel zu kurz war. Sein gelbes Oberhemd hing aus der Hose und war farblich überhaupt nicht abgestimmt. Ein schwarzer, imposanter Schnurrbart bedeckte seine Oberlippe.
    Der Andere, etwas kleinere Mann war trotz der hohen Temperaturen mit einem Nadelstreifenanzug bekleidet, der, so wie es schien, allerdings zwei Nummern zu groß war. In seinem Mund herrschte das absolute Chaos, denn als er freundlich lächelte, waren seine schiefen, mit Fäulnis überzogenen Zähne zu sehen.
    Als Nettgen das Mundchaos erblickte, musste er für einen Moment lang die Luft anhalten. Er wusste ganz genau, hätte er in diesem Augenblick zu Löffler geschaut, wäre er vor Lachen geplatzt. Nettgen hatte eigentlich schon einen passenden Spruch parat. Am liebsten hätte er gefragt, ob es die Zähne auch in Weiß gibt oder ob Zahnbürsten in Ägypten unter das Waffengesetz fallen. Zum Glück war der Gedanke schnell vorüber.
    „Guten Tag, ich bin Inspektor Hassim , das ist unser Fahrer Ali.“ grüßte in einem englisch, dessen arabischer Akzent trotz Anstrengung deutlich herauszuhören war. „Willkommen in Kairo. Wir werden S ie nun in ihr Hotel bringen. Dort können S ie einchecken und sich frisch machen. Anschließend werden wir sie ins Polizeipräsidium bringen, wo sie der Polizeichef erwartet.“
    „Sehr erfreut, mein Name ist Kommissar Nettgen.“
    Dann wies Nettgen mit einer Handbewegung auf Löffler und Professor Neuhausen.
    „Und das sind Kommissar Löffler und Professor Neuhausen“.
    Die ägyptischen Kollegen grüßten übertrieben freundlich.
    „Was sind das denn für merkwürdige Gestalten?“ flüsterte Löffler Nettgen ins Ohr. „Sehen nicht sehr vertrauenswürdig aus“.
    „Andere Länder - andere Zähne“, kicherte Nettgen.
    „Geben S ie uns bitte ihre Koffer“, forderte Inspektor Hassim die drei freundlich auf und öffnete im selben Atemzug den Kofferraum der Limousine. Der Fahrer verstaute die Koffer. Dann nahmen die drei auf der Rücksitzbank Platz. Bei diesen Temperaturen war die Klimaanlage im Wagen der reinste Luxus. Während der Fahrt unterhielten sich die

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