Das Wiegen der Seele (German Edition)
Halten mehr. Endlich konnte er die zarte Haut berühren, die Spitzen mit der Zunge verwöhnen. Ihr leises Stöhnen stachelte ihn an. Ohne den Mund von ihrer Brust zu nehmen schob er eine Hand unter ihren Rock. Doch bevor er die Seide ihres Slips zu spüren bekam, drehte sie sich unter ihm weg und hockte sich rittlings auf ihn. Nun wurde er mit rasender Geschwindigkeit seine Krawatte und sein Hemd los. Auch der Gürtel seiner Hose landete kurze Zeit später auf der Erde und dann ... dann setzten ihre Gehirne aus.
Binnen Sekunden räkelten sie sich im Liebesrausch. Ihre Gier wurde so groß , dass Nettgen ihr die letzten Kleider vom Leibe riss, sich auf sie legte und …
An dieser Stelle setzte ihr Gehirn wieder ein.
„Warte ...“ , flüsterte sie.
Nettgen konnte sich schon denken, was jetzt kam, und er hatte natürlich Verständnis dafür, aber manchmal wünschte er sich halt doch, dass das Thema Safersex die Menschheit niemals belastet hätte.
„Natürlich“ , antwortete er deshalb nur und wartete, bis sie aus der Schublade des Nachttisches ein Kondom herausgezogen hatte. Er hasste diese Dinger, zumal das Überziehen seinem besten Freund wieder einiges von dem nahm, was er vorher aufgebaut hatte. Aber was sein muss, muss sein. Außerdem tat Maria ihr Bestes, die Unterbrechung nicht langweilig werden zu lassen.
* * *
Nettgen erwachte in der frühmorgendlichen Dunkelheit. Er fühlte sich wie neugeboren, denn der Sex war grandios. Nach dem ersten Mal, was durch die Leidenschaft der beiden kurz und heftig ausgefallen war, hatten sie sich jede Menge Zeit gelassen. Dabei hatte Maria ihm gezeigt, dass sie vielleicht wenig über Ägypten wusste, aber dafür umso mehr von der indischen Liebeskunst verstand. Er hatte so etwas noch nie erlebt, wollte aber auch nie mehr darauf verzichten.
Das Schlafen war ein Tauziehen mit Kissen und Laken. Er starrte mit müden Augen an die Zimmerdecke. Er stellte fest, dass sich die Laken wie Taue um seine Knie gewickelt hatten. Kalt war ihm nicht, trotzdem suchte er die Decke. Im Halbschlaf tastete er nach ihr, fand sie aber nicht. Dann richtete er sich auf, setzte sich in den Schneidersitz und holte tief Luft. Er versank in Gedanken, denn was er letzte Nacht erlebte, war nicht nur ein feuchter Traum.
Man, geht die Frau ab! , , dachte er, kratzte sich am Kinn und ließ die vielen schönen Dinge Revue passieren. Selbst jetzt noch spürte er ihre sanfte Haut und ihren Geschmack im Mund. Sie hatte ihm wahrhaftig den Kopf verdreht. Dann ließ er sich zurück ins Bett fallen, räkelte sich hin und her. Ein leichter Windhauch zog durch das Schlafzimmer. Nettgen öffnete die Augen einen Spalt und bemerkte die offen stehende Terrassentür. Durch den Türschlitz drangen die ersten Strahlen des Morgenlichts. Nettgen stand auf, schritt durch das Schlafzimmer und ergriff den Bademantel, der über einem Schaukelstuhl aus Korb hing. Dann vernahm er Geräusche und roch den köstlichen Geruch von frischem Kaffee. Er ging auf nackten Füßen aus dem Schlafzimmer die Treppe hinab. Die eiskalte Oberfläche der Marmorplatten ließ ihn für einen kurzen Moment erschauern . Eine feine Gänsehaut verteilte sich auf seiner Haut.
Fasziniert betrachtete er die Bilder an der Treppenhauswand. Antike Holzrahmen mit Bildern, welche die Götter des alten Ägyptens zeigten, Zeichnungen auf großen Papyrusrollen. Vor einem Bild blieb er einige Sekunden stehen und betrachtete es. Anubis war abgebildet, Nettgen erkannte ihn am Schakalkopf. Als er das Bild eingehend musterte stellte er fest, dass Anubis etwas mit ausgestrecktem Arm festhielt. Es machte den Anschein, als betrachte er es. Doch das komische Etwas war scheinbar erst nachträglich in den Rahmen gesetzt worden und es schien nur im ersten Moment, als gehöre es auf das Bild. Es ähnelte einem vergoldeten Blechstück mit merkwürdigen Löchern und Einschnitten. Nettgen schüttelte nur den Kopf und trat vom Bild zurück.
Die Küchentür stand offen, als Nettgen auf Zehenspitzen zu Maria schlich, sie von hinten in seine Arme nahm und ihr einen sanften Kuss auf den Nacken gab.
„Guten Morgen , Maria“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie zuckte zusammen und drehte sich ruckartig um.
„Hast du mich erschreckt“, meinte sie. „Guten Morgen Ralf, wie hast du geschlafen ? “
„Super. Einfach spitze. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Maria, die Nacht war wunderschön . “
„Ja, es war traumhaft schön“, sagte sie. „Den ganzen Morgen
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