Das Wiegen der Seele (German Edition)
versuchte, das Gesicht nicht zu verziehen. Pfefferminztee! Den hatte er noch nicht mal getrunken, wenn seine Mutter meinte, das sei gut für seinen Magen! Hatten die keinen Kaffee? Warum heißen die ganzen Sorten denn Arabica ? Na ja, wenigstens sprach Bahabi ein tadelloses englisch.
Für kurze Zeit wurde die entstandene Stille im Büro nur von einem rotierenden Deckenventilator unterbrochen. Nettgen und Löffler starrten auf ihre Teegläser und sehnten sich nach einer kalten Pepsi.
Plötzlich erhob sich der Polizeichef und schlug mit geballter Faust auf die Tischplatte, so, dass es dumpf knallte.
„Verflucht“, rief er. „Verflucht seien die Wächter!“ Dabei schaute er die Kommissare mit wutverzerrtem Gesicht an. Nettgen und Löffler sahen sich fragend an. Löffler wurde etwas blass. Nettgen schaute sich nach einer Wasserpfeife im Büro um. Was rauchten die hier für ein Kraut? Wenn Bahabi keine Wache vor der Tür haben wollte, hätte er vielleicht besser Kameltreiber werden sollen. Er wusste nicht, ob er irritiert oder belustigt sein sollte.
„Entschuldigen S ie, entschuldigen S ie vielmals, mir sind wohl etwas die Nerven durchgegangen.“ scheinbar schien Bahabi wieder zu sich zu kommen.
„Sind S ie sich sicher, dass die Spur ihrer Mordfälle nach Kairo führt?“ fragte er.
„Ja“, antwortete Nettgen kurz angebunden, bevor Bahabi ihn wieder unterbrechen konnte.
„Wir gehen davon aus, dass die Morde im Zusammenhang mit einer archäologischen Ausgrabungsstätte hier in Ägypten in Verbindung stehen“, ergänzte Löffler, dessen Gesichtsfarbe allmählich zurückkehrte.
„Natürlich habe ich die Berichte I hrer Dienststelle gelesen. Ich frage deshalb“, sagte Bahabi , “weil wir hier in Kairo mit ähnlichen Morden zu kämpfen hatten. Das erste Opfer fanden wir kurz nach Beginn der Ausgrabungen von Mr. Crampton. Im Laufe seiner Expedition ereigneten sich noch weitere Tötungsdelikte. Erst als das Projekt abgebrochen wurde, nahm die Mordserie ein Ende. Wir tappen bis heute im Dunkeln. Deshalb konnten wir I hnen auch auf I hre Anfragen nicht weiterhelfen . “
„Und S ie haben gar keine Anhaltspunkte?“ fragte Löffler
„Wir haben leider nur die Aussage eines schwer verwundeten Mannes, der noch im Krankenhaus liegt. Pikanterweise handelt es sich bei dieser Person um den Auftraggeber der Expedition. Ein gewisser Yassir Sebdarem . Bevor er ins Koma fiel, flüsterte er was von Wächtern, die alle vernichten würden. Sie würden den Tod bringen. Wir stehen vor einem Rätsel, wir haben keinen einzigen Hinweis, keinen Anhaltspunkt, keine Spuren. Es ist ein Fluch!“ sagte Bahabi.
Jetzt platzte Nettgen der Kragen.
„Und S ie waren nicht in der Lage, uns mitzuteilen, dass Sebdarem hier im Krankenhaus liegt? Ich weiß nicht, wie viele Anfragen wir nach dem Typ gestellt haben. Hat er im Koma seinen Namen geändert? Und ständig höre ich in diesem Fall Fluch . Das ist kein Fluch. Egal wer oder was dahinter steckt, wir werden einen ganz normalen Fall lösen und einen ganz normalen Täter überführen.“
Diesmal schaute Bahabi etwas irritiert.
Löffler sprang ein: „Ich nehme mal an, S ie haben Sebdarems Besitz unter die Lupe genommen. Haben S ie dabei nichts finden können, das hilfreich zur Aufklärung sein könnte?“
„Nein, nichts, wie auch. Der Wohnsitz war auch die Geschäftsstelle des Teams. Kurz nach der Expedition ist das Gebäude bei einem Brandanschlag bis auf die Grundmauern zerstört worden. Dabei wurde auch Sebdarem verletzt“, berichtete Bahabi.
„Was ist mit den Arbeitern und Hilfskräften?“ wollte Löffler wissen.
„Nach Ende der Ausgrabungen und der Versiegelung des Eingangs sind alle spurlos verschwunden. Wir vermuten, dass sich die meisten aus Furcht, wovor auch immer, versteckt halten oder das Land verlassen haben. Auf jeden Fall sind sie spurlos verschwunden und nicht mehr auffindbar . “
„Wissen S ie, ob oder was in dieser besonderen Ausgrabungsstätte vermutet wurde oder sogar gefunden worden ist?“ , wollte Löffler wissen.
Bahabi schwieg für einen kurzen Moment. Er erhob sich von seinem Kunstledersessel und wandte seinen Blick von den Kommissaren ab. Nervös ging er im Büro auf und ab, nestelte an seinen Fingern und machte ein abwesendes Gesicht.
„Nein“, sagte er. „Wir haben nichts entdeckt. Und auch sie werden nichts entdecken . “
Nettgen bemerkte nur spitz: „Überlassen S ie das doch bitte uns. Wir sind sicherlich nicht umsonst hierher
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