Das Wiegen der Seele (German Edition)
fühle ich mich, als träume ich das nur. Wenn es so ist, möchte ich nie mehr aufwachen . “
Nettgen musste schmunzeln, überlegte kurz und zwickte ihr schließlich in die Pobacke .
„Autsch“, machte sie und schaute ihn ganz überrascht an.
„Siehst du“, flüsterte Nettgen. „Du träumst nicht. Hast du einen Kaffee ? “
Im Laufe der nächsten Stunde frühstückten sie ausgiebig . Zum ersten Mal im Leben war Nettgen wirklich verliebt, bis über beide Ohren – und das mit fast vierzig!
Allmählich wurde es Zeit, denn Nettgen musste zum Flughafen und vorher noch Koffer packen. Nettgen erhob sich vom Küchentisch und küsste Maria auf die Wange. Ihre Augen begegneten sich. Nettgen gab sich Mühe, gelassen zu wirken. Maria hingegen hatte Schwierigkeiten, ihre Tränen zurückzuhalten.
„Pass bitte auf dich auf“, sagte sie.
„Das werde ich, versprochen“, antwortete er.
Dann schaute sie ihm nach, während er das Haus verließ und davonfuhr.
Kapitel 12
Mit quietschenden Reifen und ohrenbetäubendem Getöse landete die mächtige Boing 757 der Egypt-Air am Nachmittag in Kairo. Schon gleich nach dem Einsteigen in die Maschine hatte Nettgen angefangen herumzunörgeln. Nichts fand vor seinen Augen Gnade. Auch nicht die freundliche Stewardess, die er mit dummen Sprüchen bombardierte, weil sein Kaffee nicht heiß genug war und wie eingeschlafene Füße schmeckte. Anschließend saß er mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund auf seinem Sitzplatz. Er glich einem kleinen Jungen, der fasziniert von seinem ersten Flug war. In dieser Hinsicht glich er all den anderen kleinen Jungs aus aller Herren Länder, die die gleiche Begeisterung teilten und darüber vergessen konnten, dass ihre Icecream in allen möglichen giftigen Farben auf ihre Blousons tropfte. Er kam wieder zu sich, nachdem er einen neuen, heißen Kaffee bekam und die Gelegenheit nutzte, ein wenig mit der Stewardess zu flirten. Schließlich hatte er im Flugzeug ein wenig geschlafen sich aber beim Aufwachen wie zerschlagen gefühlt.
Alles in allem kam er zu der Überzeugung, dass diese Mittel streckenflüge jedenfalls nichts für ihn waren.
Löffler und der Professor hatten fast den ganzen Flug über geschlafen und machten jetzt einen recht entspannten Eindruck, auf den Nettgen neidisch war. Kurze Zeit darauf jedoch saß Löffler mit zusammengepressten Lidern steif wie ein Brett da, bis die Maschine mit einem sanften Ruck aufgesetzt hatte und das Motorengeräusch wieder lauter wurde, als der Pilot Gegenschub gab. Als er die Augen wieder öffnete, entgegnete er Nettgens Blick. Er erkannte eindeutig ein spöttisches Glitzern darin.
„Sag mal, vorhin, als wir in die Maschine gestiegen sind, warum hast du da gezögert? Und warum sitzt du jetzt mit geschlossenen Augen? Hast du etwa Flugangst?“
„Nein, habe ich nicht. Ich hab nur Ohrenschmerzen bei der Landung“, rechtfertigte sich Löffler.
Die Maschine rollte aus.
Beim Verlassen der Maschine überfiel die drei eine schwüle, warme Luft und ließ ihnen für einen kurzen Moment den Atem stocken.
„Holla die Waldfee “, stöhnte Nettgen. „Sind wir in einem überdimensionalen Heizkessel gelandet?“
Professor Neuhausen grinste nur und meinte, daran müsse man sich um diese Jahreszeit gewöhnen.
Unten auf der Rollbahn wartete schon der Fahrer mit dem Transferbus, der die Passagiere über die Rollbahn zum Flughafengebäude brachte. An jeder Ecke standen uniformierte Militärpolizisten mit Maschinenpistolen. Sie schauten grimmig und begutachteten jeden, der an ihnen vorbei ging.
Die Zoll- und Passkontrolle konnten Nettgen, Löffler und Professor Neuhausen schnell und unbehelligt passieren. Etwas Zeit mussten sich die Drei jedoch am Rollband nehmen, denn der Andrang an den vorbeilaufenden Koffern war groß. So tollpatschig wie Nettgen nun mal war, sichtete er zwar schon von weitem seinen Koffer, verpasste jedoch das Herunterziehen vom B and, da er den Griff nicht richtig packen konnte. Wie ein kleiner Junge, der seinem Luftballon hinterher rennt, lief Nettgen entlang des Rollbands und versuchte krampfhaft nach dem Koffer zu greifen. Löffler und Neuhausen sahen sich nur an und brachen in schallendes Gelächter aus. Die Szene war eindeutig filmreif . Währenddessen hechtete Nettgen weiter. Dumm war nur, dass er nicht der einzige war, der auf sein Gepäck wartete. So rannte er mehrere Touristen um und wurde mit nicht gerade netten Sprüchen bombardiert. Ihm blieb also nichts
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