Das Wiegen der Seele (German Edition)
er den Polizeichef an.
Ein behagliches Schweigen trat ein.
„Das werden wir noch klären!“ , meinte Bahabi mit einem Lächeln im Gesicht.
„Das werde ich nicht zulassen!“ rief Nettgen und brüstete sich auf, was er besser nicht getan hätte.
„Machen S ie keine Schwierigkeiten, Kommissar. Oder muss ich S ie darauf hinweisen, dass wir Waffen haben und diese auch gebrauchen!“
„Dann erschießen S ie mich doch, S ie Armleuchter! Später können S ie dann alles der deutschen Regierung erklären!“ Nettgen war außer sich, hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Neuhausen stellte sich dazwischen und versuchte Nettgen Stück für Stück vom Ort des Geschehens weg zu ziehen. Auch ein weiterer Polizist trat vor Nettgen und griff an den Auslöser seiner MP, ließ S ie jedoch weiterhin herab baumeln. Bahabi nickte stattdessen seinen Kollegen nur zu, die im selben Moment Löffler in den offenen Wagen drückten. Zwar versuchte er sich zu wehren, doch er konnte sich nicht los reißen. Zu seiner Überraschung fand er sich auf Rücken liegend wieder und konnte nur noch auf das dreckige Dach schauen. Sie drückten ihn mit aller Gewalt in den Sitz. Nettgen musste sich dieses Spektakel anschauen. Bahabi ließ ihn nicht aus den Augen. Sein Gesicht war rot und wütend.
„Ich werde alles der deutschen Botschaft melden!“ , drohte Nettgen. Er sah blass aus.
Der Polizeichef und sein düsterer Kollege schüttelten nur den Kopf, als könnten sie das Verhalten überhaupt nicht verstehen.
„Können wir jetzt abrücken, ohne, dass S ie hysterisch werden?“ , fragte Bahabi, dreht sich um und schritt zusammen mit dem anderen Kerl zum Jeep.
Nettgen und der Professor blieb nichts anderes übrig, als Löffler nachzuschauen.
Kapitel 1 4
Im Gebäude war es still. Die Geräusche, die von der Straße heraufdrangen und düstere Geschichten erzählten, klangen gedämpft und sonderbar unwirklich. Selbst das Deckenlicht wirkte blass und die Schatten wirkten länger und tiefer als sonst. Nettgen schaute auf die Uhr. Es war fast sechs am Abend. Die Stimmen der Menschen auf der Straße waren im Laufe der letzten Stunde immer leiser geworden. Er saß wie ein Sack Zement zusammengekauert und abgenutzt an seinem Schreibtisch und kämpfte mit seiner aufkommenden Müdigkeit.
Zusammen mit dem Professor hatte er auf Anordnung von Burscheidt ohne Löffler die nächstmögliche Maschine nach Düsseldorf nehmen müssen. Burscheidt hatte auch dafür gesorgt, dass sämtliche Ermittlungen gegen Nettgen und Neuhausen in Kairo eingestellt wurden und sie das Land ungehindert verlassen konnten.
Den halben Tag lang waren Verhandlungen seiner Vorgesetzten in Zusammenarbeit mit der deutschen Botschaft in Kairo geführt worden. Man versuchte, seinen Kollegen Löffler ausliefern zu lassen. „Abwarten und weiter verhandeln“, so waren die Worte seines Chefs auf Nachfrage nach dem Stand der Verhandlungen, aber das half Nettgen auch nicht weiter.
Er musste reden und wieder einen klaren Kopf finden. E stellte sich nach wie vor die Frage, wer mit den Morden in Verbindung stand. So lange er das nicht herausfand, schwebte Löffler in großer Gefahr. In seinem Kopf ging alles drunter und drüber, doch die Erinnerung an eine gewisse Person gab ihm neue Kraft. Er dachte an Maria und verspürte plötzlich das überwältigende Verlangen nach ihrer wohltuenden Nähe.
Nicht mal zwei Stunden später betrat Nettgen das Kaminzimmer im Hause Crampton. Ein Kollege des Personenschutzes hatte ihm die Tür geöffnet und er hatte ihn gebeten, seinen Besuch nicht bei Frau Crampton anzumelden.
Außerdem hatte er ihm wie immer freigegeben.
Maria saß nachdenklich in sich eingekehrt auf der Couch, als er unmerklich neben sie trat.
„Du siehst wie immer bezaubernd aus“, begrüßte er sie.
Sie schreckte zusammen und schaute sekundenlang fassungslos in sein Gesicht. Sie wurde dunkelrot vor Verlegenheit und Freude, dann flog sie förmlich überglücklich in seine Arme. Sie bedeckte sein Gesicht mit unzähligen Küssen und murmelte nur zwischendurch: „Endlich, endlich bist du wieder da und dir geht es gut.“
„Na ja, gut ist ein relativer Begriff. Rein körperlich ist mir nichts passiert aber ...“ Nettgen hatte viel zu erzählen und berichtete in den folgenden Stunden von den Geschehnissen am Ort der Ausgrabung. Er erzählte vom missglückten Anschlag auf ihn und berichtete über die Festnahme Löfflers.
Je mehr Nettgen erzählte, desto mehr wich die Farbe aus
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